Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
entstammten?«, fragte Ruwen. »Ich glaube, wir haben bis heute nicht einmal eine vage Ahnung von dem, wozu diese uralten, abgrundtief bösen Wesen fähig waren. Und was Xaror betrifft, wird man diesen Satz wohl für die Gegenwart formulieren müssen.«
    Ruwen wandte der Heilerin ihr Antlitz zu, und Nathranwen erwiderte ihren Blick, der voller Sorge war. »Da ist aber noch etwa anderes, nicht wahr, meine Königin?«
    Ruwen schluckte und nickte schließlich. »Ja«, murmelte sie, und ihre Stimme klang dabei wie erstickt. »Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Nicht einmal mit Keandir …«
    »Was ist geschehen?«, fragte Nathranwen.
    »Die Frage sollte lauten: Was wird geschehen?«
    »Mit Verlaub, was wollt Ihr damit sagen, meine Königin?«
    »Ich habe geträumt, dass ich die Schicksalslinien erforschte und ihnen in ihren vielen Verästelungen in die Zukunft folgte. Da waren so viele verschiedene Möglichkeiten, die vielleicht unsere Zukunft werden, vielleicht aber auch nichts weiter als bloße Gedanken bleiben.«
    »Das richtig zu gewichten ist immer mit großen Unsicherheiten verbunden«, stellte Nathranwen fest. »Denn schon eine geringfügige Veränderung im Gesamtgefüge kann alles in andere Bahnen lenken oder das schon fertig geknüpfte Netz vielleicht zerreißen.«
    »Ihr sagt es, werte Nathranwen.«
    »Und was hat Euch nun so beunruhigt?«
    »Ich folgte in diesem Traum meiner eigenen Schicksalslinie und fand nur Dunkelheit. Vollkommene Schwärze wie in finsterster Nacht. Es war nichts zu erkennen.«
    »Der Traum spiegelt offenbar das wider, was wir alle angesichts der neu aufgetretenen Gefahren empfinden: Unsicherheit.«
    Aber Ruwen schüttelte energisch den Kopf, dann hob sie die Augenbrauen, die ganz nach Elbenart sehr schräg gestellt waren. »Nein, Ihr missversteht mich, Nathranwen. Es war nicht so, dass ich meine Schicksalslinie nicht mehr zu erkennen vermochte. Sie war vielmehr gar nicht mehr vorhanden.«
    »Es war nur ein Traum, meine Königin.«
    »Ja, nur ein Traum. Und doch gehört es zum Grundbestand des uralten Elbenwissens, dass sich in Träumen häufig die Wahrheit und die Zukunft kundtun.«

    Xarors Geist erreichte Naranduin. Überall flatterten die geflügelten Affen vom Volk der Ouroungour aus ihren Höhlen. Eine unbeschreibliche Unruhe hatte sie erfasst. Sie schwirrten über den Gebirgen, streiften im niedrigen Gleitflug bis zu den felsigen Küsten auf der Westseite Naranduins und schienen etwas zu suchen. Etwas zu spüren. Sich an etwas zu erinnern, das ihre längst verstorbenen Vorfahren erlebt hatten. Etwas, das ins Gedächtnis ihrer Art übergegangen war.
    » Erkennt ihr noch euren Herrn? Die Aura der dunklen Magie ist fast erloschen, und nicht einmal vom Gestank meines Bruders ist noch viel geblieben, obgleich dieses Eiland für Äonen sein Gefängnis war. Vielleicht sollte ich demjenigen, der ihn tötete, sogar dankbar sein, tat er mir doch einen Gefallen.«
    Die Ouroungour sammelten sich an einem uralten Kultplatz an der Nordwestseite der Insel. Es handelte sich um einen Felsen, deren Form ebenso erstaunlich war wie der affenkopfförmige Gipfel in der Inselmitte, dessen Inneres vollkommen ausgehöhlt war.
    Der Felsen an der Nordwestküste Naranduins bestand aus einem riesigen Brocken schwarzen Gesteins, das so glatt wie Marmor war, und sechs dornenförmige Steinspitzen ragten aus diesem dunklen Brocken in den Himmel. Dichter Wald umwucherte den Felsen. Er lag an einer Bucht, die man bei der Vorüberfahrt leicht übersehen konnte. Die Pflanzen in diesem Teil der Insel hatten einen stark vergrößerten Wuchs, was auf die Magie des Felsens zurückzuführen war.
    Ein schallendes, schauderhaftes Gelächter ließ die geflügelten Affen in Furcht erstarren. Sie spürten, dass ihr aller Gebieter zurückgekehrt war, auch wenn sie ihn nicht sehen konnten. Aber seine Gedanken waren allgegenwärtig. Und es gab keinerlei Zweifel daran, dass sie ihrem Herrn folgen würden – so wie ihre Vorfahren. Denn eine Wahl hatten sie nicht; den freien Willen hatte Xaror ihrer Art schon vor vielen Generationen genommen.
    » Erwartet König Keandir, meinen Feind! Und sammelt das Gestein, das er begehrt, und bringt es hierher, an diesen Ort!«
    Daraufhin erhoben sich mit einem Mal Tausende von geflügelten Äfflingen, die zwischen den steinernen Dornen gekauert hatten, in den Himmel und verdunkelten ihn, bevor sich der Schwarm schließlich über das Land verteilte.
    Die Schwäche des Feindes zu

Weitere Kostenlose Bücher