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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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finden, verleiht die größtmögliche Stärke, dachte Xaror, dessen dunkler Geist über das zwischenländische Meer als eine kleine schwarze Wolke zurückreiste zum Tempel der Sechs Türme; man hätte sie für einen Schwarm verirrter Mücken halten können, wäre es nicht völlig unmöglich gewesen, diese mitten auf dem Meer anzutreffen. Er hatte die Schwäche des Elbenkönigs erkannt - so wie er bereits die Schwäche seines Sohnes Magolas erkannt hatte, was diesen zu seinem ergebenen Sklaven machte.
    Aber was König Keandir betraf, hatte sich Xaror noch nicht so recht entschieden. Sollte er ihn tatsächlich auch zu seinem Sklaven machen – oder ihn nicht doch besser vernichten? Der Verlauf der Schicksalslinien, die Xaror deutlicher wahrzunehmen vermochte als jedes Geschöpf des Zwischenlandes, sprach eindeutig für Letzteres.
    Lange war es her, dass er die Herrschaft über das Zwischenland ausgeübt hatte. Aber nun war endlich der Augenblick in greifbarer Nähe, da sich die Verhältnisse wieder zu Xarors Gunsten wandelten. Ein leichtsinniges magisches Experiment hatte ihn einst in den Limbus verbannt, sodass er selbst es gewesen war, der seiner Herrschaft ein vorläufiges Ende gesetzt hatte. Noch einmal würde ihm das nicht passieren.
    Wenn er an die Macht zurückkehrte, dann für einen Zeitraum, den die Geschöpfe des Zwischenlands nur mit einem einzigen Wort zu beschreiben vermochten – Ewigkeit.

    Naranduinitisches Steingewürz - das war die Bezeichnung, die Thamandor der Waffenmeister für jenes Pulver geprägt hatte, das er aus den Steinen des Magischen Feuers herstellte.
    »Wenn wir davon genug haben«, so meinte er, »werden wir die Flammenspeere in Mengen produzieren können.«
    »Ihr sprecht sicher von einem neuen Speer pro Jahrhunderthälfte«, interpretierte Prinz Sandrilas die Worte des Waffenmeisters. »Zudem ist Eure Manufaktur eine Ruine, und Ihr werdet wohl auch neue Handwerksmeister und Fachleute heranbilden müssen, Meister Thamandor. So einfach wird das nicht, und ich befürchte, dass unsere Feinde mit weiteren Aktivitäten nicht so lange warten werden, bis das Elbenreich hoch gerüstet dasteht und die Aratanische Mauer wieder ein unüberwindbares Hindernis bildet.«
    »Ich werde mich in den nächsten Jahren mit voller Kraft der Aufgabe widmen, die Manufaktur wieder aufzubauen, sodass die Produktion bald wieder aufgenommen werden kann«, versprach Thamandor. »Aber hexen kann ich nun einmal nicht!«
    Die letzte Bemerkung war durchaus auch eine sarkastische Anspielung darauf, dass Thamandor ein magisch ausgesprochen schwach begabter Elb war; seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet waren sogar stark unterdurchschnittlich. Aber vielleicht war genau dieser Umstand die innere Triebfeder, die Thamandor zu seinen Erfindungen anspornte. Schon während der großen Seereise hatte er mit seiner Erfindungsgabe von sich reden gemacht, sich damit aber nicht nur Anerkennung verschafft. Ein Unfall mit einer Einhandarmbrust hätte beinahe zu einem Schiffsuntergang geführt, was in der damaligen Situation der Elbenheit besonders verhängnisvoll gewesen wäre.
    Doch seitdem es das Magolasische Reich gab, das nach allgemeiner Einschätzung eine viel größere Gefahr darstellte als seinerzeit das gigantische Heer des Eisenfürsten Comrrm, hielten viele Elben Thamandors Waffenschmiede für überaus wichtig für den Bestand Elbianas.
    »Die Waffenherstellung wird ein entscheidender Faktor für unsere Zukunft sein«, war Lirandil der Fährtensucher überzeugt. »Aber darauf werden wir uns nicht allein verlassen können.«
    »Fahrt ruhig fort, werter Lirandil«, forderte König Keandir ihn auf. Käfig wehte der Wind aus Westen, und die »Tharnawn« hatte entsprechend Fahrt. »Ihr scheint Euch ja bereits ein paar tiefer gehende Gedanken gemacht zu haben, die Ihr uns ruhig wissen lassen könnt.«
    »Gewiss«, sagte der hagere, grauhaarige Fährtensucher, der wie kein Zweiter in den Zeichen des Himmel und der Erde zu lesen vermochte und Spuren erkannte, die selbst ein scharfes Elbenauge normalerweise nicht bemerkte.
    Das Flaggschiff der Elbenflotte, das bereits die große Seereise mitgemacht hatte, glitt mit geblähten Segeln über das Meer. Spezielle Tinkturen machten das Holz so haltbar, dass der Zahn der Zeit ihm kaum zuzusetzen vermochte.
    »Denkt Ihr etwa, man sollte auch in Elbiana Rhagar zur Ansiedlung ermuntern?«, fragte Prinz Sandrilas, der – so sagten die Legenden – vor undenkbar langer Zeit sein rechtes Auge

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