Elenium-Triologie
sich Darellon.
»Ich fürchte nein«, bedauerte Patriarch Dolmant. »Annias hat viele Stimmen in den oberen Kirchenräten gekauft. Jegliche Anklage müßte mit unanfechtbaren Beweisen belegt werden. Das einzige, was wir bisher haben, ist jedoch lediglich ein belauschtes Gespräch zwischen Krager und Baron Harparin. Annias könnte sich da mühelos herauswinden – oder sich einfach herauskaufen.«
Komier lehnte sich in seinem Sessel zurück und tupfte mit einem Finger ans Kinn. »Ich glaube, der Patriarch hat da den Nagel auf den Kopf getroffen. Solange Annias über das elenische Staatssäckel verfügen kann, ist er in der Lage, seine Komplotte zu finanzieren und sich Unterstützung in der Hierokratie zu erkaufen. Wenn wir nicht wachsam sind, besticht er sich einen Weg bis zur Erzprälatenschaft hinauf. Wir alle standen ihm dann und wann im Weg, und ich nehme an, sein erster Schritt als Erzprälat wäre, alle vier Kriegerorden aufzulösen. Besteht irgendeine Möglichkeit, zu verhindern, daß er sich weiterhin aus dem Reichsschatz bedient?«
Vanion schüttelte den Kopf. »Er hat das führende Wort im Königlichen Rat. Der einzige, der sich ihm widersetzt, ist der Graf von Lenda. Durch Mehrheitsbeschluß erhält er alles Geld, das er braucht.«
»Was ist mit der Königin?« fragte Darellon. »Fügte auch sie sich ihm – ehe sie erkrankte, meine ich?«
»Keineswegs«, erwiderte Vanion. »Aldreas war ein Schwächling, der alles tat, was Annias ihm riet. Ehlana ist ganz anders, und sie verabscheut Annias.« Er zuckte die Schultern. »Aber sie ist krank, und Annias hat freie Hand, bis sie wieder gesund ist.«
Abriel begann tief in Gedanken versunken hin und her zu stapfen. »Das wäre denn unser logischer Kurs, meine Herren. Wir müssen alles tun, um irgendeine Möglichkeit zu finden, Königin Ehlana zu heilen.«
Darellon trommelte auf die polierte Tischplatte. »Annias ist äußerst gerissen. Es dürfte ihm nicht schwerfallen, unsere Pläne zu erraten, und er wird zweifellos alles tun, uns aufzuhalten. Wenn es uns tatsächlich gelingen sollte, eine Möglichkeit zu finden, Ehlana zu heilen, würde das dann nicht das Leben der Königin in Gefahr bringen?«
»Sperber ist der Streiter der Königin, Hochmeister Darellon«, warf Kalten ein. »Er kann sie beschützen – vor allem, wenn ich ihn dabei unterstütze.«
»Irgendwelche Fortschritte, was Heilmittel und dergleichen betrifft, Vanion?« fragte Komier.
»Die hiesigen Ärzte stehen vor einem Rätsel«, antwortete Vanion. »Ich habe jedoch nach anderen geschickt, allerdings ist noch keiner eingetroffen.«
»Ärzte hören nicht immer auf solche Rufe«, bemerkte Abriel. »Und wahrscheinlich vor allem dann nicht, wenn der Vorsitzende des Königlichen Rates daran interessiert ist, daß die Königin nicht wieder gesund wird.« Er überlegte. »Die Cyriniker haben gute Beziehungen zu Cammorien. Habt Ihr schon daran gedacht, Eure Königin zur medizinischen Fakultät der Universität von Borrata zu bringen? Es gibt dort Koryphäen gerade im Bereich ungewöhnlicher Krankheiten.«
»Ich fürchte, wir können es nicht wagen, die Kristallhülle um Ehlana aufzulösen«, sagte Sephrenia. »Sie ist gegenwärtig das einzige, was die Königin am Leben erhält. Eine Reise nach Cammorien würde sie nicht überleben.«
Der Hochmeister der cyrinischen Ritter nickte nachdenklich. »Vermutlich habt Ihr recht, Erhabene.«
»Nicht nur das«, fügte Vanion hinzu, »Annias würde nie zulassen, daß wir sie aus dem Palast holen.«
Abriel nickte düster. Er überlegte kurz. »Es gibt eine Alternative. Sie kann natürlich eine gründliche Untersuchung des Patienten durch einen Arzt nicht ersetzen, aber manchmal hilft auch sie – zumindest habe ich davon gehört. Ein erfahrener Arzt kann einer genauen Beschreibung von Symptomen viel entnehmen. Das wäre mein Vorschlag, Vanion. Fertigt eine Liste aller Einzelheiten an, die Ihr über Königin Ehlanas Krankheit wißt, und schickt jemanden damit nach Borrata.«
»Das übernehme ich«, erbot sich Sperber. »Mir liegt auch aus persönlichen Gründen sehr an der Genesung der Königin. Außerdem ist Martel in Cammorien – oder hat sich zumindest angeblich dorthin begeben –, und er und ich haben ein paar Dinge zu klären!«
»Damit kommen wir zu einem anderen Punkt«, sagte Abriel. »In Cammorien herrscht große Unruhe. Jemand wiegelt dort das Volk auf. Es ist im Augenblick nicht gerade der sicherste Ort der Welt.«
Komier lehnte sich wieder
Weitere Kostenlose Bücher