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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Sonne döste.
    Ollowain ging auf die Knie. Die Lutin und das Buch hielt er dicht an die Brust gepresst. Vorsichtig zerteilte er das Schilf der Hütte. Blaugrauer Rauch schlug ihm entgegen. Umspielt von dünnen, goldenen Lichtbahnen hockte ein nacktes Koboldweib auf einer bunten Decke. Um sich herum hatte sie dutzende kleiner Töpfe und Tiegel aufgestellt. Aus manchen stiegen dünne Rauchfäden. In anderen gluckerte etwas wie kochende Suppe, obwohl sie auf keinem Feuer standen. Die Flusshexe hatte graue, warzenübersäte Haut. Deutlich malten sich ihre Rippen ab. Schwarzes Haar hing ihr in fettigen Strähnen vom Kopf. Sie hatte sich Federn ins Haar geflochten und auch eine kleine Jadeechse mit einer Haarsträhne festgebunden.
    Goldene Augen mit einer geschlitzten Pupille musterten den Schwertmeister. Eine Nase wie eine Rübe saß der Hexe im Gesicht. Zwischen ihren schmalen Lippen steckte eine lange Meerschaumpfeife.
    »Ein Elf von edlem Geblüt hat sich noch nie zu mir verirrt.« Die Hexe erhob sich und strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre warme, sinnliche Stimme wirkte unpassend. Einen flüchtigen Augenblick lang überlegte Ollowain, ob sich die Hexe diese Stimme wohl gestohlen haben mochte.
    »Meine Gefährtin braucht Hilfe. Du musst sie heilen.« Die Hexe schnalzte mit der Zunge. »So schlimm steht es schon, dass ein hoher Elf eine diebische Lutin Gefährtin nennt. Haben alle anderen schon ihr Blut vergossen? Müsst ihr nun Beutelschneider und Kinderdiebe eure Schlachten schlagen lassen?« Sie machte eine herrische Geste. »Leg sie dort vorne auf das Kleiderbündel.« Ollowain gehorchte und schluckte seinen Ärger über die hochnäsige Art der Hexe.
    Das Koboldweib tastete die Lutin ab und schüttelte traurig den Kopf. »War es das wert, dein Fleisch und deine Knochen für ihre Sache zu geben?«, fragte sie Ganda leise. Doch die Lutin konnte sie nicht hören.
    »Kannst du sie heilen?«
    Die Reptilienaugen der Hexe musterten Ollowain kalt. »Ich kann das Fieber aus ihrem Leib treiben und sie füttern, bis sie wieder zu Kräften kommt. Aber eine Hand kann ich ihr nicht geben. Die ist für immer verloren. Es sei denn ...« Sie kaute nachdenklich auf dem Mundstück ihrer Pfeife.
    »Es gibt Hexen, die können aus einem abgeschnittenen Finger eine neue Hand wachsen lassen. Aber das ist dunkle Magie, die man übt, wenn der Mond sein Antlitz verbirgt und warmes Blut vergossen wird. Mit so etwas gebe ich mich nicht ab ... Allerdings kenne ich einen Handwerker, der könnte ihr eine Hand aus lebendem Silber machen. Die wäre fast so gut wie eine echte Hand.« Sie lächelte und blies Ollowain einen Schwall Tabakrauch ins Gesicht. »Man verbrennt sich nicht mehr die Finger, wenn man einen heißen Topf vom Feuer nimmt. Hat alles seine guten Seiten, wenn man sie denn sehen will.«
    »Und so eine Hand kannst du ihr geben?«
    »Darüber muss sie selbst entscheiden. Sie ist in einem Maße verstümmelt, wie du es dir kaum vorstellen kannst, Elf. Die Lutin sind ein Volk, das sich gerne verwandelt. Sie schnüren als Füchse durch das hohe Gras, schwingen sich als Falken in den Himmel oder wühlen sich in Gestalt von Dachsen tief ins dunkle Herz der Erde hinein. Sie wird all dies nicht mehr tun können. Ganz gleich, wie sie sich verwandelt, die Hand aus lebendem Silber wird ihre Form nicht verändern. Wie ein ehernes Sklavenhalsband wird sie die Lutin in ihrem Körper gefangen halten. Doch wenn sie die Hand ablehnt, wird es auch nicht besser. Sie wäre dann ein Fuchs mit drei Pfoten, ein Falke, dem ein Stück seines Flügels fehlt. Du hast dein ganzes Leben dem Schwert gewidmet, Elf. Das sieht man dir an. Der Art, wie du dich bewegst und wie die Augen nie zur Ruhe kommen. Du bist stets bereit zum Kampf. Aber was wärst du noch, wenn ich dir deine Schwerthand abschneiden würde? So geht es der Lutin. Ihr Leben gehörte der Magie. Der Wandelbarkeit. Nun muss sie einen neuen Weg für sich finden. Und ich werde ihr diesen Weg nicht bestimmen. Sie wird Zeit brauchen, ihn zu finden. Gedulde dich so lange. Dränge sie nicht.«
    »Ich kann nicht bleiben, bis sie sich entschließt. Ich muss zu Emerelles Burg.« Die Hexe hob eine einzelne Augenbraue. »Und ich dachte schon, du wärst anders. Nun, dann muss ich darauf bestehen, dass du mich im Voraus bezahlst.«
    Ollowain zuckte mit den Schultern. »Nenne mir deinen Preis, und ich werde dir schicken lassen, was immer du verlangst.«
    Die Hexe lachte. »Hältst du mich für

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