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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einfältig wie eine Kaulquappe? Weißt du was? Ich erneuere den Verband der Kleinen, und dann kannst du sie mitnehmen zur Königin, wenn du es so eilig hast.«
    »Sie kann nicht an den Hof.«
    »Hat einer von euch Dreck am Stecken? Und ich soll in diese Sache mit hineingezogen werden und auch noch darauf hoffen, dass du nicht auf Nimmerwiedersehen verschwindest? Ich habe gelacht. Jetzt lass dir etwas Ernsthaftes einfallen, Elf.«
    »Du kannst mein Schwert haben. Ich werde es auslösen. Es ist eine sehr kostbare Waffe.«
    »Gib es mir!«
    Er reichte ihr das Schwert mit dem Griff voran. Es kostete die Hexe Mühe, die Klinge blank zu ziehen. Mit spitzen Fingern berührte sie den Elfenstahl und zuckte zurück wie vor dem Biss einer Viper. »Das bleibt nicht in meiner Hütte! So viele Seelen.« Sie sah Ollowain erschüttert an. »So viele Seelen«, wiederholte sie. »Bring diese verfluchte Waffe hinaus. Verlass meine Hütte! Weißt du überhaupt noch, wie oft du mit dieser Waffe getötet hast? Auch wenn du hier erscheinst wie ein Bettler, du bist wahrlich ein Fürst. Ein Fürst des Todes! Hinaus mit dir.«
    »Ich kann ...«
    »Nicht hier!« Sie griff nach dem Buch, das er auf dem Boden abgelegt hatte, um Ganda auf das Lumpenlager zu betten. Ihre Finger glitten widerstandslos durch den Buchdeckel und die Seiten. Verdutzt betrachtete die Hexe ihre Fingerspitzen. Dann sprang sie auf, spuckte in alle vier Himmelsrichtungen und murmelte irgendeine unverständliche Beschwörung. Ganz außer Atem wandte sie sich wieder an den Schwertmeister. »Du musst ein Verfluchter sein. Nimm das Buch und das Schwert! Geh jetzt! Ich werde dir draußen sagen, was mein Preis ist.«
    Zögerlich streckte Ollowain die Hand nach dem Buch aus. Für ihn war es wirklich. Er konnte es aufheben; es schmiegte sich in seine Finger, als habe es auf ihn gewartet. Vorsichtig kroch der Elf rückwärts aus der Hütte. Die Schlangenaugen verfolgten ihn.
    Drückende Hitze lag über dem Schilfröhricht. Der Mausling schlief. Ollowain wischte sich über die schweißnasse Stirn. Endlich teilte sich die Wand der Hütte. Eine schlanke Koboldfrau mit weißer, fast marmorner Haut trat hinaus. Das lange Haar reichte ihr bis zu den Hüften. Sie war nackt wie die Hexe.
    »Was gaffst du, Elf?«, fragte sie mit heiserer Stimme. Federn waren in ihr Haar geflochten. Und eine Eidechse, die vergebens versuchte, sich aus ihrer schwarzen Fessel zu befreien.
    »Du bist ...«
    »Metamorphosen. Verwandlungen. Ich weiß, welchen Preis dein Koboldmädchen bezahlt.« Die schnarrende Stimme schmerzte in den Ohren. Schlangenaugen hielten Ollowain gefangen. »Ärgerlich, nicht wahr? Leib und Stimme wollen bei mir nie zusammenpassen. Doch reden wir über den Preis, Fürst des Todes. Ich werde nicht fragen, warum ihr beide nicht zu Emerelles Burg könnt. Aber bei meinem Preis wird es eine Rolle spielen. Ich will einen Streifen deiner Haut. Breit wie ein Finger und so lang wie mein Unterarm.«
    Der Schwertmeister sah sie fassungslos an. Er suchte in ihrem Gesicht nach einem verstohlenen Lächeln. Einem Zucken in den Mundwinkeln, einem Augenzwinkern. Irgendeinem Zeichen, das ihre Worte als einen schlechten Scherz entlarvte. Aber da war nichts.
    »Was ...« Seine Stimme versagte ihm. Er räusperte sich, musste husten. »Was willst du damit?«, stieß er stockend hervor.
    »Ein Stück lebendiger Elfenhaut, das kann man für viele Dinge nutzen. Ich könnte kleine Pflaster daraus schneiden. Das hilft gegen Warzen. Vielleicht brauche ich auch einen Gürtel. Oder ich nutze die Haut, um einen Beherrschungszauber auf dich zu legen. Der Schwertmeister von Albenmark, einer Koboldhexe verfallen. Das wäre doch einmal ein Scherz. Vielleicht will ich auch einfach nur sehen, wie viel dir an der kleinen Lutin gelegen ist.« Sie zog eine kleine Obsidianklinge zwischen ihren Haarsträhnen hervor. »Bist du bereit zu zahlen?«
    Ollowains Gedanken überschlugen sich. Hatte er eine Wahl? Wenn Ganda mit auf die Burg kam, dann würde sich Emerelle nicht damit zufrieden geben, wenn er behauptete, er habe das Buch gestohlen. Es war besser, wenn er allein ging. Mehr als vierzehn verfluchte Jahre! Wahrscheinlich wartete schon längst ein Abgesandter der Bibliothek. Er kannte die Königin. Sie würde versuchen, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber letzten Endes würde Emerelle sich nicht über das Gesetz stellen. Sie würde die Lutin opfern, aber nicht ihren Feldherrn und Schwertmeister. Ganda musste deshalb

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