Elfenlicht
Bewegungsmuster. Sein Ellenbogen traf einen Kobold an der Kehle, der Knauf seines Schwertes hämmerte gegen eine Schläfe. Röchelnde, sich krümmende Kobolde säumten seinen Weg.
Der Glatzkopf wich zurück und zog einen Dolch mit gezackter Klinge. Wieder kreischte Metall auf Metall. Ollowain drehte dem Krieger die Waffe aus der Hand. Ein Tritt und ein Schwerthieb mit der flachen Seite schickten die Eskorte zu Boden. Ollowains Finger krallten sich in den dichten Bart. Eine letzte Drehung, und er stand mit dem Rücken zur Wand. Den Anführer der Kobolde hatte er hochgerissen und hielt ihn wie einen Schild vor seiner Brust. »Im Namen der Königin, die Waffen nieder!«
»Du machst einen Fehler«, zischte der glatzköpfige Kobold. »Du hast dich auf die falsche Seite geschlagen. Wir stehen in Diensten eines Elfenfürsten und verteidigen lediglich sein Heim.«
»Ich kenne keinen Elfenfürsten, der eine Gasse sein Heim nennt.«
»Fürst Shandral von Arkadien hat wenig übrig für solche Wortklaubereien, Fremder.«
Ollowain setzte den Anführer der Kobolde vor sich auf der Straße ab. »Dann werde ich es wohl am besten mit direkten Befehlen versuchen.« Ollowain ließ den grünen Umhang von seinen Schultern gleiten. »Vor dir steht Ollowain, Schwertmeister der Königin und Oberbefehlshaberin ihres Heeres.«
Der Kobold blickte ihn mit harten Augen an. »Und ich bin Hauptmann Madrog, Befehlshaber der Leibwache Shandrals, des Fürsten von Arkadien. Ich werde den Mann dort drüben vor meinen Fürsten schaffen.«
»Eben erschien es mir noch, als wolltet ihr ihn umbringen.«
Um die Augen des Kobolds bildeten sich tiefe Fältchen, als lache er still in sich hinein. »Wenn ich das gewollt hätte, dann läge er jetzt in seinem Blut reglos auf dem Pflaster.«
»Und welchen Verbrechens hat er sich schuldig gemacht?«, fragte Ollowain gereizt.
Der Hauptmann zögerte einen Augenblick. »Er ist ein Dieb«, sagte er schließlich.
»So. Du treibst viel Aufwand, um einen Dieb zu stellen, Hauptmann.«
»Ich bin eben gewissenhaft«, entgegnete der Kobold in beißendem Ton.
»Dir ist bewusst, dass ich als Oberbefehlshaber in einem Fürstentum unter Kriegsrecht auch die oberste Gerichtsbarkeit ausübe?«
Madrog verdrehte die Augen. »Du wirst dich doch nicht mit solchen Kleinigkeiten aufhalten, Schwertmeister.«
Welch ein Schlitzohr, dachte Ollowain. Einen Augenblick lang war er tatsächlich versucht, die Sache auf sich beruhen zu lassen. »Ich nehme den Dieb in Gewahrsam, und ich brauche keine Eskorte, um mit ihm sicher ins Heerlager zu gelangen.«
»Du solltest dich da wirklich nicht einmischen, Herr. Das wäre ein Fehler. Du ...«
»Du drohst mir?« Ollowain schob sein Schwert in die Scheide zurück. Er nahm den Umhang auf, strich über den Stoff und bohrte einen Finger durch eines der Löcher, das die Armbrustbolzen gerissen hatten. »Ein Mordanschlag auf den Oberbefehlshaber der Königin. Das reicht, um selbst einem Elfenfürsten eine Seidenschlinge um den Hals zu legen.«
Der Krieger mit den Krallenhänden lachte.
Madrog hob abwehrend die Hände. »So war das nicht gemeint. Das weißt du, Herr. Wir hatten ja keine Ahnung ...«
»Ach so«, unterbrach ihn Ollowain in schneidendem Ton. »Du bringst also wahllos Leute auf der Straße um. Das ändert natürlich alles. Dann kann man deinem Herrn wohl nur vorwerfen,
dass er bei der Wahl seiner Söldner schlecht beraten war. Dir allerdings bringt das einen Hanfkragen ein.« Ollowain strich sich nachdenklich über das Kinn. »Es ist immer ganz gut, ein neues Kommando mit ein paar Hinrichtungen zu beginnen. Dann ist allen klar, dass Intrigenspiele um die Autorität nur Zeitverschwendung sind.«
Madrog wich einen Schritt zurück. Dann winkte er seinen Kriegern. »Wir überstellen unseren Gefangenen an den Schwertmeister der Königin.«
Madrogs Männer waren eine disziplinierte Truppe. Sie zogen sich ohne zu zögern zurück. Einige von ihnen mussten getragen werden, doch niemand murrte über den Befehl ihres Anführers. »Ich hoffe auf deinen Sinn für Gerechtigkeit«, sagte der Hauptmann vieldeutig. Er verneigte sich zackig und ging zum Portal des Palastes.
Ollowain blickte zu dem Krieger mit den Krallenhänden. Seine seltsamen Waffen waren verschwunden. Er lehnte aufreizend lässig an der Wand und hatte grinsend die Auseinandersetzung mit den Kobolden beobachtet. Jetzt verneigte auch er sich, doch jede seiner Bewegungen war eine Parodie auf Madrogs stramme Haltung. »Es ist
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