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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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zugeben.“
    Kurz flackerte in Lily Hoffnung auf. Sie wandte sich Jolyon zu und griff nach seiner Hand. „Wird er jetzt etwas tun?“, fragte sie erstickt. „Scotland Yard rufen?“
    „Nein“, sagte Jolyon sanft. „So weit ist er noch nicht. Aber Webber vielleicht schon. Ich bin abgehauen, bevor ich den offiziellen Marschbefehl hatte, weil ich so schnell wie möglich hier sein wollte, ich weiß nicht, wie es ausgegangen ist.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Mit den Daumen wischte er ihr die Tränen von den Wangen. „Das ist alles ein bisschen viel für dich, oder?“
    Du hast ja keine Ahnung, dachte Lily verzweifelt. Und ich kann es dir nicht sagen, denn wenn du wüsstest, was der Duke vorhat, wenn du wüsstest, was er von mir verlangt, dann würdest du es mich nicht tun lassen. Sie konnte diesen Jolyon förmlich vor sich sehen: entschlossen, mit grimmigem Blick und angespannter Kiefermuskulatur. Unwiderstehlich, aber auch unerbittlich. Ich weiß, dass es schrecklich ist und dass man sich nicht erpressen lassen darf, dachte Lily. Aber ich muss es tun! Für Gray.
    Lily hielt den Atem an. Irgendwie hatte sie in Jolyons Armen ihre Entscheidung gefällt. Dass der Duke vom Größenwahnsinn geprägte Ambitionen hatte und sie Alistairs Herzblatt geben sollte, wog weniger schwer als Graysons Wohlergehen. Ich muss es ertragen, erkannte Lily. Ich muss der Tiger sein, stark und unbezwingbar. Dann werde ich nicht daran zerbrechen.
    Lily sah Jolyon an. Versuchte sich die Linien einzuprägen, die sein Gesicht formten: die geraden Brauen, das kantige Kinn und die weichen Wimpernbögen. Sie fuhr der Kontur seiner Lippen mit dem Finger nach. Und merkte, wie er den Atem anhielt. Ihr Herz flog ihm zu. Sie beugte sich vor und küsste ihn, legte alles, was sie war, und alles, was sie hatte, in diesen Kuss. Er wusste es nicht, aber das hier war der Abschied.
    Jolyon hielt still. Als sie sich schließlich von ihm löste, sah er sie fragend an.
    „Jol“, sagte Lily erstickt. „Danke. Für alles. Dass du da bist. Dass du dich gekümmert hast. Um mich und um meine Familie.“
    „Tigermädchen“, er schüttelte den Kopf. „Red doch nicht so.“
    „Es ist nur: Das kann ich dir nie vergelten.“
    „Nein?“ Er machte ein nachdenkliches Gesicht. „Oh, ich denke doch.“ Und mit diesen Worten drückte er sie nach hinten in die Kissen. Lily musste lachen, genau wie er es beabsichtigt hatte. Und gerade als Jolyon lächelnd seinen Mund auf ihren senkte, klopfte es wieder an der Tür.
    Jolyon stöhnte gequält auf. „Kann ich Chapman nicht aus dem Fenster werfen und alles auf den Duke schieben?“
    „Ich würde es sofort glauben“, versicherte Lily ihm. „Dem Duke traue ich einfach alles zu.“

 
    25
    If you will patiently dance in our round,
And see our moonlight revels, go with us. ~ Willst du gesittet unsern Reigen tanzen
Und unser Mondspektakel sehen – komm mit.
    Als Lily durch eine schmale Seitentür in die Eingangshalle schlüpfte, empfing sie Stimmengewirr. Alle waren sie hier: die Debütantinnen und ihre Begleiter, lässig gekleidet und bunt durcheinandergemischt. Lily sah die Ehrenwerte Olive in hautengen Jeans und einem locker von ihren mageren Schultern fallenden Top mit Seidenschleife am Hals. Mary-Anns blonder Pagenkopf nickte eifrig zu irgendetwas, das die Freundin sagte. Zwei Fey standen neben den Elfenfräulein und ignorierten die beiden genauso, wie sie von ihnen ignoriert wurden.
    Jungs, dachte Lily kopfschüttelnd und suchte die Menge weiter nach ihrer Schwester ab.
    Lady Penelopes glänzender Pferdeschwanz wippte ein Stück entfernt neben einem auffällig hübschen Knaben mit sandblondem Haar, der ihr ungefähr bis zur Nasenspitze reichte. Als er verlegen von einem Fuß auf den anderen trat, erhaschte Lily einen Blick auf Emma, niedlich in einer gepunkteten Bluse mit Puffärmelchen und roten Wangen. Das Menschenmädchen hielt die Lider gesenkt. Nur ab und an schielte es zu diesem David hinüber, der sich ein Stück weiter weg mit Constance und einem schlaksigen jungen Fey in einem Red-Hot-Chili-Peppers-Shirt unterhielt.
    Lily wünschte wild, dass David endlich Emma bemerken würde. Sie begann gerade, sich in Richtung ihrer neuen Freundin durch die Menge zu schlängeln, als ein spitzer Aufschrei durch die Halle schallte.
    „Schaut doch“, rief Constance mit unverhohlener Begeisterung in der Stimme, „Ali und Rose stehen unterm Mistelzweig!“
    Sie hätte auch eine Bombe fallen lassen können. Die

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