Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
halten.«
Guy hatte das Messer angenommen und eingesteckt. Danach hatte er sich vor seinem König verbeugt und war gegangen. Für immer.
Und nun an der Quelle lauschte er auf das Herz in seiner Brust.
Er spürte die Kraft der Gefühle, die Kraft des neuen Lebens. Sein Wunsch von damals war tatsächlich vollends in Erfüllung gegangen.
Er tastete nach dem Messer. Kühl und matt schimmernd lag es in seiner Hand. Langsam hob er es, zog den Kragen seines Hemdes nach unten und setzte die scharfe Spitze auf seine Brust.
Seine Mission war beendet. Er durfte gehen, frei von allem. Frei von Eleanor.
Aber er konnte es nicht. Er ließ die Hand sinken. Das Messer fiel ins Laub.
In ohnmächtiger Verzweiflung sah Guy mit an, wie Prinz Dafydd Eleanor ins weiche Moos drückte, wie sie den Kopf zurücklegte und die Augen schloss.
Mit einem unterdrückten Schrei stieß er sich von dem Baumstamm ab, an dem er Halt gesucht hatte. Der Baumgeist in dem Stamm versuchte, sein Gemüt zu besänftigen, aber vergebens. In Guy verblasste bereits die Erinnerung an die Elfenwelt. Er war längst ein Mensch, und als solcher spürte er die Geister des Waldes kaum noch. Bald würde er die Anderswelt vergessen haben.
Mit Tränen in den Augen wandte er sich ab und taumelte in den Wald hinein.
Fort von der Quelle.
Fort von Eleanor, die er in diesem Moment für immer verloren hatte.
19 Unter dem Richtschwert
Jean und Baptiste fackelten nicht lange. »Holt Malik!«, befahl Baptiste einem seiner Soldaten. »Diese Frau muss unschädlich gemacht werden, und zwar so schnell wie möglich!«
»Hört nicht auf ihn!«, schrie Rian. »Er hat euren Herzog umgebracht! Er arbeitet für Conan, und er …« Baptistes schwere Hand krachte in ihr Gesicht und riss ihr den Rest ihrer Anklage von den Lippen.
Sie schmeckte Blut und tastete sich über die aufgeplatzte Lippe. »Mistkerl!«, zischte sie und kassierte prompt einen zweiten Schlag.
»Geht schon!«, herrschte Baptiste seine Männer an. Und sie rannten.
Unterdessen hatte sich Jean über den Herzog gebeugt. »Er lebt noch«, sagte er mit eisiger Stimme. »Aber nicht mehr lange. Es passt alles wunderbar! Wir lassen diese Hexe hinrichten und kehren hierher zurück, um den Tod unseres geliebten Herzogs zu betrauern. Bis sich ein neuer Anführer gefunden hat, wird Conan seine Position in der Bretagne gefestigt haben.« Mit einem leisen Lachen richtete er sich wieder auf. »Als Ihr auf dem Schlachtfeld aufgetaucht seid, Prinzessin, dachte ich, dass Ihr Schwierigkeiten machen würdet. Aber am Ende wart Ihr überaus hilfreich!« Er machte Anstalten, Rian über die Wange zu streicheln, aber sie spuckte ihm mitten ins Gesicht.
Ihr ganzer Körper spannte sich an in Erwartung des nächsten Hiebes, aber er kam nicht. Jean wischte sich ihren Speichel von der Haut, betrachtete ihn einen Augenblick lang und trocknete sich die Hand einfach an ihrer Bluse ab.
»Ihr seid erbärmlich!«, schnaubte er.
In diesem Moment betrat Malik das Zelt des Herzogs. Der Blick seiner dunklen Augen huschte über die Szenerie. »Capitaine?«, richtete er das Wort an Baptiste.
Der packte Rian am Arm und schob sie auf ihn zu. »Dieses Weib hat den Herzog vergiftet. Noch lebt er, aber wir fürchten, er wird sterben. Er hat entschieden, dass kurzer Prozess mit ihr gemacht wird.«
Maliks Blick huschte zu Wilhelm. »Vergiftet?«
Jean stellte sich neben den Herzog. »Ja«, sagte er, und er schaffte es, seiner Stimme einen zutiefst verzweifelten Klang zu geben.
Der geschwächte Herrscher rührte sich. Mit der rechten Hand tastete er nach Jean, und Rian konnte sehen, wie sich die Finger seiner Linken in die Decke krallten, mit der er zugedeckt war.
»Ja, Monseigneur?« Jean beugte sich über den Herzog.
Wilhelm zerrte am Arm des Medikus. Er öffnete den Mund, schnappte nach Luft. Seine Augen rollten in den Höhlen, und dann sagte er etwas – so leise, dass er kaum zu hören war.
Jean nickte. In seinen Augen glänzten tatsächlich Tränen. Rian wurde schlecht vor Abscheu.
»Der Herzog hat befohlen, dass diese Frau nicht wie eine gewöhnliche Hexe sterben soll«, sagte der Wundarzt. »Immerhin ist sie von königlichem Geblüt. Ihr steht also auch ein entsprechender Tod zu.«
Baptiste runzelte die Stirn. »Was meint er damit?«
Jean richtete den Blick auf Rian. »Er erweist Euch die Gnade, durch das Schwert zu sterben«, sagte er und lächelte kalt.
Rian spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach.
David!
, flehte sie im Stillen.
Wo bist
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