Elwin - Goldrausch (German Edition)
Groohi blieb sie stehen.
»Was genau solltest du denn machen?«, fragte sie.
»Der Damm ist weich wie ein nasser Schwamm«, erklärte Groohi. »Ich sollte einen gewaltigen Stein darauf werfen. Je fester, desto besser.« Das hatte Catobi zwar nicht gesagt, aber Groohi wusste, worauf es ankam.
»Einen Stein werfen«, murmelte sie.
Groohi lachte, dann sagte er: »Denk nicht weiter darüber nach. Ich kenne in Maledonia nur einen Mann, der das könnte. Er heißt Balbo, ist riesig und ungeheuer kräftig. Aber der verlässt niemals seine Heimat.« Er machte eine kleine Gedankenpause, dann sagte er: »Der Biber denkt, wenn der Damm nicht in wenigen Tagen bricht, haben wir keine Chance mehr. Ich fürchte, wir müssen warten und auf mehr Regen hoffen. Haben wir kein Glück, fliegen Elwin und ich mit den Adlern zurück und berichten Königin Mala. Sie wird euch helfen.«
»Die Adler!«, unterbrach Sina. »Das ist es! Die Adler!«
Die Freunde schauten sich ratlos an.
»Was ist mit ihnen?«, fragte Groohi.
»Wir beladen zwei Körbe mit Steinen, die Adler fliegen sie zum See und werfen sie aus großer Höhe auf den Damm ab.«
Groohi lächelte und sagte: »Etwas Ähnliches wurde schon einmal gemacht. Migo, der Züchter der Adler, erzählte, er flog mit den Vögeln Mehlsäcke in die Berge, um einige Hütten zu versorgen. Er hatte extra dafür einen Korb geflochten und beladen. Und wir haben auf diese Weise die Kinder und die älteren Haromos ins neue Lager gebracht.«
»Dann werden auch Steine kein Problem sein«, erklärte Sina. »Die Adler waren sehr geduldig mit den Kindern. Wer so gut mit einem Stall unserer Sprösslinge umgehen kann, der wird auch gerne ein paar Steine zu ihrem Wohl transportieren.«
Groohi kratzte sich am Kinn und sah seine Freunde schmunzelnd an.
»Ich kenne die Adler erst seit zwei Wochen. Bevor ich zu Elwin fliegen durfte, übte Migo mit mir und den Vögeln landen, starten und Kurven fliegen. Ich weiß nicht, wie schwer die Vögel tragen können, und noch weniger weiß ich, ob die Wucht ausreicht, um den Damm zum Einsturz zu bringen.«
»Kann dir oder den Vögeln dabei etwas geschehen?«, fragte Batto besorgt.
»Nein. Sind die Körbe zu schwer, können die Adler eben nicht fliegen, falls du das meinst.« Groohi sah Sina an. »Dein Vorschlag ist gut. Leider geht es nicht. Am Tag zu fliegen ist zu gefährlich. Die Starks werden die Vögel sehen. Sie werden herausfinden, woher wir kamen, und dann wissen sie auch, wo euer neues Lager ist. Und in der Nacht fliegen ist auch nicht möglich. Wir haben Neumond, in der Dunkelheit sehe ich den Damm nicht. Catobi sagte, dass die Wachen den Damm nicht mehr mit Fackeln beleuchten werden, damit niemand die Fallen sieht.«
»Fallen? Ich weiß nichts von Fallen!«, unterbrach Sina.
»Sie werden heute Nacht Fußfallen aufstellen«, erklärte Groohi, »und warten nur darauf, dass wir in der Dunkelheit noch einmal daherlaufen und uns schwer verletzen. Die Wachen wissen nicht, dass Catobi sie beobachtet hat.«
Elwin räusperte sich.
»Könnten wir auf dem Damm eine brennende Fackel aufstellen, dann wüsstest du, wohin du den Korb mit Steinen werfen musst.«
Genor schüttelte den Kopf.
»Die Fallen sind nicht nur gefährlich, wie Groohi sagt, für uns Haromos sind sie tödlich.«
Und Sina gab zu bedenken: »Naplus wird die Wachen um den Damm verstärken. Die Männer werden den Schein der brennenden Fackel und den Fackelträger schon lange vorher sehen und verfolgen.«
»Aber Catobi wird uns helfen!«, erklärte Genor. »Durch ihn haben wir unser Dorf verloren. Er sagte, er wolle es wieder gutmachen, also muss er uns helfen.«
»Wie stellst du dir das vor?«, fragte Sina.
»Batto hat gerade berichtet, dass der Biber noch immer Bäume fällt. Catobi wird für uns ein Floß bauen, wir beschaffen die Fackel und setzen sie darauf. Dann schiebt Catobi das Floß an die richtige Stelle vor den Damm. Die Orlanden müssen mit ihrem Floß hinfahren, um das Licht zu löschen. Bis sie soweit sind, ist Groohi mit den Adlern schon längst da.«
»Hey, du bist genial!«, rief Groohi. »Der Schein einer Fackel ist weit zu sehen, aber die Gauner werden die Adler nicht entdecken.«
Er stand auf, ging zu Genor und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Der Ärmste erschrak vor der gewaltigen Hand und sah den großen Fremden verdutzt an.
»Komm, Genor, lass uns zu eurem Lager gehen, die Steine besorgen und mit den Tieren üben. Und berichtet Catobi von unserem
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