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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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ins Le­ben?«
    »Nicht im­mer. Manch­mal
ist es auch nur ein­fach leer.«
    Die Au­gen Jo­ans wa­ren durch­sich­tig in dem fah­len Strei­fen
Licht. Sie blick­te zu ihm hin­über. Es ist nicht das Herz, das sich rührt,
dach­te Ra­vic. Es ist der Ma­gen. Ein Ruck im So­lar­ple­xus.
    Dar­über sind Tau­sen­de Ge­dich­te ge­schrie­ben wor­den. Und
der Ruck kommt nicht von dir dort, leicht schwit­zen­des, hüb­sches, tan­zen­des
Stück Fleisch – er kommt aus den Dun­kel­kam­mern mei­nes Ge­hirns –, er ist nur ein
zu­fäl­li­ger, lo­ser Kon­takt, daß er stär­ker kommt, wenn du dort durch den
Strei­fen Licht glei­test.
    »Ist das nicht die Frau, die hier ein­mal sang?« frag­te
Ka­te Hegström.
    »Ja.«
    »Singt sie nicht mehr hier?«
    »Ich glau­be nicht.«
    »Sie ist schön.«
    »So?«
    »Ja. Sie ist so­gar mehr als schön. Das ist ein Ge­sicht,
in dem of­fen das Le­ben steht.«
    »Mög­lich.«
    Ka­te Hegström be­trach­te­te Ra­vic aus schma­len
Au­gen­win­keln. Sie lä­chel­te. Es war ein Lä­cheln, das in Trä­nen en­den konn­te.
»Ge­ben Sie mir noch einen Wod­ka und las­sen Sie uns ge­hen«, sag­te sie.
    Ra­vic fühl­te Jo­ans Au­gen, als er auf­stand. Er nahm Ka­tes
Arm. Es war nicht not­wen­dig; sie konn­te gut al­lein ge­hen; aber er fand, es
könn­te Jo­an nicht scha­den, es zu se­hen.
    »Wol­len Sie mir einen Ge­fal­len tun?« frag­te Ka­te
Hegström,, als sie in ih­rem Zim­mer im Lan­cas­ter wa­ren.
    »Si­cher. Wenn ich es kann.«
    »Wol­len Sie mit mir zum Mont­fort-Ball ge­hen?«
    »Was ist das, Ka­te? Ha­be nie da­von ge­hört.«
    Sie setz­te sich in einen Ses­sel. Der Ses­sel war zu groß
für sie. Sie sah zer­brech­lich dar­in aus – wie ei­ne chi­ne­si­sche Tanz­fi­gur. Die
Haut über ih­ren Au­gen spann­te sich mehr als frü­her. »Der Mont­fort-Ball ist das
ge­sell­schaft­li­che Er­eig­nis des Som­mers in Pa­ris«, sag­te sie. »Er ist nächs­ten
Frei­tag im Haus und im Gar­ten von Louis Mont­fort. Das sagt Ih­nen nichts, wie?«
    »Nichts!«
    »Wol­len Sie mit mir hin­ge­hen?«
    »Kann ich das denn?«
    »Ich be­sor­ge Ih­nen ei­ne Ein­la­dung.«
    Ra­vic sah sie an. »Warum, Ka­te?«
    »Ich möch­te ge­hen. Ich möch­te nicht al­lein ge­hen.«
    »Müß­ten Sie das sonst?«
    »Ich wür­de es. Ich will nicht mit ei­nem die­ser Leu­te von
frü­her ge­hen. Ich kann das nicht mehr aus­hal­ten. Ver­ste­hen Sie das?«
    »Ja.«
    »Es ist das schöns­te und letz­te Gar­ten­fest in Pa­ris. Ich
war die letz­ten vier Jah­re je­des­mal da. Wol­len Sie mir den Ge­fal­len tun?«
    Ra­vic wuß­te, wes­halb sie mit ihm ge­hen woll­te. Sie wür­de
sich si­che­rer füh­len.
    Er konn­te es nicht ab­leh­nen.
    »Gut, Ka­te«, sag­te er. »Sie brau­chen mir kei­ne be­son­de­re
Ein­la­dung schi­cken zu las­sen. Wenn man weiß, daß Sie mit je­mand kom­men, so wird
das ge­nü­gen, neh­me ich an.«
    Sie nick­te. »Na­tür­lich. Dan­ke, Ra­vic. Ich ru­fe So­phie
Mont­fort so­fort an.«
    Er stand auf. »Ich ho­le Sie dann Frei­tag ab. Was wer­den
Sie an­zie­hen?«
    Sie sah von un­ten her
zu ihm auf. Das Licht warf einen schar­fen Re­flex auf ihr eng an­lie­gen­des Haar.
Ein Ei­dech­sen­kopf, dach­te Ra­vic. Die schma­le, tro­ckene und har­te Ele­ganz
fleisch­lo­ser Voll­kom­men­heit, die die Ge­sund­heit nie er­rei­chen kann. »Das ist
das, was ich Ih­nen bis jetzt nicht ge­sagt ha­be«, sag­te sie nach kur­z­em Zö­gern.
»Es ist ein Ko­stüm­fest, Ra­vic. Ein Gar­ten­fest am Ho­fe Louis XIV.«
    »Großer Gott!« Ra­vic setz­te sich wie­der.
    Ka­te Hegström lach­te. Es war plötz­lich ein ganz frei­es,
kind­li­ches La­chen. »Dort steht gu­ter, al­ter Ko­gnak«, sag­te sie. »Brau­chen Sie
einen?«
    Ra­vic schüt­tel­te den Kopf. »Was die Leu­te sich al­les aus­den­ken
kön­nen!«
    »Es ist je­des Jahr so et­was Ähn­li­ches.«
    »Das heißt al­so, ich müß­te ...«
    »Ich wer­de für al­les sor­gen«, un­ter­brach sie ihn rasch.
»Sie brau­chen sich um nichts zu küm­mern. Ich be­sor­ge das Ko­stüm. Ir­gend et­was
Ein­fa­ches. Sie brau­chen es nicht ein­mal zu pro­bie­ren. Ge­ben Sie mir nur Ih­re
Ma­ße.«
    »Ich glau­be, ich brau­che doch einen Ko­gnak«, sag­te Ra­vic.
Ka­te Hegström schob ihm die Fla­sche

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