Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
des Universums, und ich werde nicht für dich durch Reifen springen. Es war nicht meine Idee, auf diese Reise mitzukommen, aber jetzt bin ich einmal hier – ich bin hier, das ganze ach so ungeliebte Paket – und wenn es etwas an mir gibt, was du nicht magst, warum hältst du dann diesbezüglich nicht die Klappe? Und wenn wir schon einmal dabei sind, Drohungen auszustoßen, ich denke, wenn du mich zu weit treibst, werde ich dein Gesicht so umgestalten, daß es mir mehr zusagt. Ist das klar?«
    Jane schnallte sich von ihrem Sitz los und schwebte von der Hauptkabine in den Korridor, der zu den Frachträumen der Fähre führte. Miro folgte ihr, ohne auf Quara zu achten, die zu den anderen sagte: »Könnt ihr glauben, wie sie mit mir gesprochen hat? Für wen hält sie sich eigentlich, daß sie darüber urteilt, wer ein zu großes Ärgernis darstellt, um weiterleben zu dürfen?«
    Miro folgte Jane in einen Laderaum. Sie klammerte sich an einem Handgriff an der Rückwand fest, während sie sich nach vorn beugte und auf eine Weise würgte, daß Miro sich fragte, ob sie sich übergeben würde. Doch nein. Sie weinte. Oder vielmehr, sie war so aufgebracht, daß ihr Körper allein aufgrund der schieren Unmöglichkeit, die Gefühlsaufwallung im Zaum zu halten, schluchzte und Tränen produzierte. In einem Versuch, sie zu beruhigen, berührte Miro ihre Schulter.
    Sie schrak zurück.
    Einen Augenblick lang hätte er beinahe gesagt: Schön, ganz wie du willst; dann wäre er weggegangen, selber wütend, frustriert darüber, daß sie seinen Trost nicht annehmen wollte. Aber dann erinnerte er sich daran, daß sie noch nie zuvor derart wütend gewesen war. Sie hatte sich nie mit einem Körper abgeben müssen, der auf diese Weise reagierte. Anfangs, als sie begann, Quara zurechtzuweisen, hatte Miro gedacht: Es ist an der Zeit, daß jemand es in aller Deutlichkeit ausspricht. Aber als die Auseinandersetzung immer weiterging, war Miro klargeworden, daß es nicht Quara war, die sich nicht mehr in der Gewalt hatte, sondern Jane. Sie wußte nicht, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollte. Sie wußte nicht, wann es sich nicht weiterzumachen lohnte. Sie fühlte, was sie fühlte, und sie wußte nicht, was sie anderes hätte tun können, als es auszusprechen.
    »Das war schwer«, sagte Miro. »Den Streit abzubrechen und hier hineinzugehen.«
    »Ich wollte sie umbringen«, sagte Jane. Wegen des Weinens, wegen der wütenden Anspannung in ihrem Körper war ihre Stimme beinahe unverständlich. »Ich habe noch nie etwas Derartiges empfunden. Ich wollte vom meinem Sessel aufstehen und sie mit bloßen Händen in Stücke reißen.«
    »Willkommen im Club«, sagte Miro.
    »Du verstehst nicht«, sagte sie. »Ich wollte es wirklich tun. Ich spürte, wie meine Muskeln sich anspannten. Ich war gewillt , es zu tun. Ich war im Begriff , es zu tun.«
    »Wie ich sagte. Solche Gefühle löst Quara bei uns allen aus.«
    »Nein«, sagte Jane. »Nicht so. Ihr alle bleibt ruhig, ihr alle bleibt beherrscht.«
    »Und das wirst du auch«, sagte Miro, »sobald du ein bißchen mehr Übung hast.«
    Jane hob den Kopf, neigte ihn nach hinten, schüttelte ihn. Ihr Haar schwang gewichtslos in der Luft. »Empfindet ihr das wirklich auch so?«
    »Wir alle«, sagte Miro. »Deshalb haben wir ja eine Kindheit – um zu lernen, unsere gewalttätigen Neigungen zu überwinden. Aber vorhanden sind sie in uns allen. Schimpansen und Paviane tun es. Alle Primaten. Wir zeigen es. Wir müssen unsere Wut körperlich ausdrücken.«
    »Aber ihr tut das nicht. Ihr bleibt immer so ruhig. Ihr laßt sie ihre Reden schwingen und diese schrecklichen Dinge sagen –«
    »Weil es nicht die Mühe wert ist, sie zu stoppen«, sagte Miro. »Sie bezahlt den Preis dafür. Sie ist schrecklich einsam, und niemand sucht gezielt nach einer Gelegenheit, Zeit in ihrer Gesellschaft zu verbringen.«
    »Was der einzige Grund dafür ist, daß sie noch nicht tot ist.«
    »Das ist richtig«, sagte Miro. »Das ist es, was zivilisierte Menschen tun – sie meiden die Umstände, die sie in Wut versetzen. Oder wenn sie sie nicht meiden können, dann distanzieren sie sich innerlich davon. Das ist es, was Ela und ich meistens tun. Wir gehen einfach innerlich auf Distanz. Wir lassen ihre Provokationen einfach über uns hinwegrollen.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Jane. »Es war so einfach, bevor ich diese Dinge empfand. Ich konnte Ela ausblenden.«
    »Genau das ist es«, sagte Miro. »Das machen wir auch. Wir blenden sie

Weitere Kostenlose Bücher