Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
nicht wahr. Wir ziehen sie für uns selbst auf. Wir bleiben um der Kinder willen bei unseren Männern.« Valentine lächelte. »So war es auch bei dir.«
    »Ich bin beim falschen Mann geblieben«, sagte Novinha.
    »Nein, du bist beim richtigen geblieben. Dein Libo hatte eine Frau und andere Kinder – das waren diejenigen, die ein Recht darauf hatten, ihn für sich zu beanspruchen. Du bist um deiner eigenen Kinder willen bei einem anderen Mann geblieben, und auch wenn sie ihn manchmal haßten, liebten sie ihn auch, und auch wenn er in mancher Hinsicht schwach war, war er in manch anderer stark. Für dich war es gut, daß du ihn um ihrer willen gehabt hast. Die ganze Zeit über war es eine Art von Schutz für sie.«
    »Warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt?«
    »Weil Jane im Sterben liegt«, sagte Valentine, »aber sie weiterleben könnte, wenn Ender die Hand nach ihr ausstrecken würde.«
    »Soll ich ihm das Juwel wieder ins Ohr stecken?« sagte Novinha verächtlich.
    »Sie sind schon lange über den Punkt hinaus, an dem sie das nötig hätten«, sagte Valentine. »Genau, wie Ender schon lange über den Punkt hinaus ist, dieses Leben in diesem Körper zu leben.«
    »So alt ist er noch nicht«, sagte Novinha.
    »Dreitausend Jahre«, sagte Valentine.
    »Das ist nur der Relativitätseffekt«, sagte Novinha. »Eigentlich ist er –«
    »Dreitausend Jahre«, sagte Valentine noch einmal. »Während eines Großteils dieser Zeit war die gesamte Menschheit seine Familie; er war wie ein Vater, der auf einer Geschäftsreise ist und nur hin und wieder nach Hause kommt, aber wenn er da ist, dann ist er der gerechte Richter, der gütige Ernährer. Das war es, was jedesmal geschah, wenn er wieder einmal in eine von Menschen besiedelte Welt eintauchte und den Tod von jemandem sprach; er brachte sich in allen Familienangelegenheiten, die er versäumt hatte, auf den neuesten Stand. Er hat ein Leben von dreitausend Jahren gehabt, und es war kein Ende in Sicht, und er wurde müde. Deshalb verließ er zuletzt diese große Familie und entschied sich für deine kleine; er liebte dich, und um deinetwillen verzichtete er auf Jane, die während all jener Jahre seiner Wanderschaft wie eine Ehefrau für ihn gewesen war. Sie hatte sozusagen das Haus gehütet, all seine Billiarden Kinder bemuttert und ihm über das berichtet, was sie gerade machten.«
    »Und ihre eigenen Werke preisen sie an der Stätte des Gerichts«, sagte Novinha.
    »Ja, die tugendhafte Frau. Wie du.«
    Novinha warf geringschätzig den Kopf zurück. »Ich nie. Meine eigenen Werke verspotten mich an der Stätte des Gerichts.«
    »Er entschied sich für dich, und er liebte dich, und er liebte deine Kinder, und er war ihr Vater, der Vater jener Kinder, die bereits zwei Väter verloren hatten; und er ist immer noch ihr Vater, und er ist immer noch dein Gatte, aber im Grunde brauchst du ihn nicht mehr.«
    »Wie kannst du das sagen?« verlangte Novinha wütend zu wissen. »Woher weißt du, was ich brauche?«
    »Du weißt es selbst. Du wußtest es, als du hierherkamst. Du wußtest es, als Estevão in der Umklammerung jenes bösartigen Vaterbaumes starb. Deine Kinder lebten nun ihr eigenes Leben, und du konntest sie nicht beschützen, und Ender konnte es auch nicht. Du liebtest ihn immer noch, er liebte dich immer noch, aber die familiäre Phase deines Lebens war vorüber. Im Grunde brauchtest du ihn nicht mehr.«
    »Mich hat er nie gebraucht.«
    »Er hat dich dringend gebraucht«, sagte Valentine. »Er hat dich so sehr gebraucht, daß er Jane für dich aufgab.«
    »Nein«, sagte Novinha. »Er brauchte mein Verlangen nach ihm. Er brauchte das Gefühl, für mich zu sorgen, mich zu beschützen.«
    »Aber du brauchst seine Fürsorge oder seinen Schutz nicht mehr«, sagte Valentine.
    Novinha schüttelte den Kopf.
    »Weck ihn auf«, sagte Valentine, »und laß ihn gehen.«
    Novinha dachte sofort an all die Male, die sie an offenen Gräbern gestanden hatte. Sie erinnerte sich an die Beisetzung ihrer Eltern, die gestorben waren, um Milagre während jenes ersten, furchtbaren Ausbruchs der Descolada zu retten. Sie dachte an Pipo, der zu Tode gefoltert, der von den Schweinchen lebendig gehäutet worden war, weil sie glaubten, daß ein Baum aus ihm wachsen würde, wenn sie es täten, nur daß nichts gewachsen war außer der Qual, dem Schmerz, in Novinhas Herzen – etwas, was sie entdeckt hatte, war es gewesen, das ihn in jener Nacht zu den Pequeninos getrieben hatte. Und dann Libo, auf

Weitere Kostenlose Bücher