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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Finger langsam meine Schläfe und Wange entlang.
    »Ich bin süchtig nach Berührungen«, flüsterte er.
    Der Finger zeichnete sanft meine Kinnlinie nach. Ich schloss die Augen und gab mich seiner Zärtlichkeit hin.
    »Schön«, wisperte er.
    Ich wich nicht mehr zurück. Unsere Lippen berührten sich, vereinigten sich zu einem Kuss. Meine Gedanken wirbelten im Kreis. Ich war wie elektrisiert.
    Wir küssten uns, bis unsere Lippen brannten. Ich wanderte an einen fernen, namenlosen Ort. Und dann erinnerte ich mich …
    »Dein Körper.«
    Er sah mich mit einem verträumten Blick an. »Was ist damit?«
    »Wir haben ihn im Wagen vergessen.«
    Ich hatte von Leuten gehört, die ihre Babys oder ihre Hunde im Auto vergessen hatten – vor dem Krieg. Aber das hier war etwas völlig Neues. Wir liefen zurück zur Garage.
    Hyden sperrte den SUV auf und entriegelte die Heckklappe. Sein Körper atmete noch.
    Es war ein bizarrer Anblick, ihn da liegen zu sehen. Hyden wickelte seinen Körper in eine Decke.
    »Ich oben und du unten«, schlug er vor.
    Wir trugen den Körper, ich immer zwei Schritte hinter Hyden. Anfangs ging das leicht, aber schon nach einer Minute schien sich das Gewicht zu verzehnfachen. Hyden lehnte sich gegen die Wand, um den Code zum Öffnen der Garagentür einzutippen.
    Als wir den Lift betraten, stieß Hyden mit seinem richtigen Körper gegen die Wand.
    »Pass doch auf!«, ermahnte ich ihn. »Es ist immer noch deine Hülle.«
    »Ich weiß.«
    »Egal, wie viele fremde Körper du dir aneignest, du kannst deine Persönlichkeit nicht verändern.«
    Darauf hatte er keine Antwort.
    Meine Arme begannen von der schweren Last zu brennen, aber ich brachte es nicht über mich, sie kurz auf dem Boden abzusetzen.
    Schließlich öffneten sich die Aufzugtüren in der Laborebene.
    »Niemand zu sehen«, wisperte ich.
    Wir schleppten das Bündel in sein Quartier und legten es vorsichtig auf die Couch. Hyden wickelte seinen Körper aus, entfernte die Sauerstoffmaske und legte ihm die Decke über die Beine.
    »Wie lange wird er schlafen?«, erkundigte ich mich. »Ich meine, du?«
    »Stunden.« Er deutete auf die Einstichstelle im Nacken. »Mindestens.«
    »Du denkst doch nicht etwa daran, diesen Körper zu behalten?«
    Er sah mich lange an. Ich wusste nicht, ob ich ihm damit einen neuen Impuls gab oder ob ihm dieser Gedanke von Anfang an durch den Kopf gegangen war.
    »Es würde viele Probleme lösen.«
    »Im Gegenteil«, sagte ich mit der gleichen Festigkeit wie meine Mutter, wenn sie mir ein endgültiges Verbot erteilt hatte.
    Er rieb sich die Stirn und starrte zu Boden. »Nein, du hast recht«, erklärte er schließlich. »Das würde ich Jeremy nie antun.«
    Meine Schultern entspannten sich.
    »Wir müssen das den anderen erklären«, sagte ich.
    »Mach du das.«
    »Warum nicht du?«
    »Du kannst das besser. Dich schätzen sie viel mehr als mich.« Er lächelte mich mit Jeremys auffordernden Lippen an.
    »Weil ich ihnen zuhöre«, entgegnete ich.
    Mein Handy klingelte. Ich warf einen Blick auf die Anzeige und sah, dass es Michael war. Michael?
    Wir hatten vereinbart, auf Anrufe zu verzichten, für den Fall, dass jemand versuchte, die Gespräche zu orten. Die Tatsache, dass er dennoch anrief, machte mich sofort unruhig.
    »Michael?«, sagte ich in das Mikro. »Wo bist du?«
    »In Flintridge«, erwiderte Michael. »Vor der alten Bücherei.«
    »Wo ist Tyler?«
    »Bei Eugenia im Chalet. Es geht ihm gut.«
    Hyden kam näher, um Michaels Worte mitzuhören.
    »Warum hast du den Berg verlassen?«, fragte ich. »Dort droben warst du ungefährdet. Niemand konnte deinen Chip aufspüren.«
    Hyden begriff, dass Michael die Sicherheit der Berghütte aufgegeben hatte, und schüttelte den Kopf.
    »Mir ist etwas eingefallen«, sagte Michael. »Etwas, das nicht mir passierte, sondern meinem Mieter. Ich verließ das Chalet, damit niemand meinen Anruf nach dorthin verfolgen konnte.«
    »Und was ist dir eingefallen?«
    Hyden nahm mir das Handy ab. »Sag kein Wort mehr«, riet er Michael. »Wir kommen zu dir.«
    Er drückte die Aus-Taste und griff nach seiner Jacke, die über einer Stuhllehne hing. Ich sah ihn fragend an.
    »Na los!«, rief er mir zu. »Wir holen ihn her.«
    Wir parkten auf der anderen Straßenseite, als wir die ehemalige Bibliothek von Flintridge erreichten. Irgendwann im Lauf der Sporenkriege hatten sie die Bücherei geschlossen und mit einem Maschendrahtzaun verbarrikadiert.
    »Ich gehe allein rüber«, sagte ich. »Du wartest

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