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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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gleich die ersten Zeichen einer keimenden Liebe in die Sache hineininterpretieren?
    Mit diesen Zweifeln hatte er am frühen Abend grübelnd zu Hause gesessen, immer wieder hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Mike wiederzusehen und der Angst, er würde sich in eine Illusion verrennen, für deren Realisierung es noch gar keine Anzeichen gab. Er hatte sich dagegen gewehrt, die Angelegenheit überzubewerten, hatte immer wieder versucht, sich klarzumachen, dass er lediglich einer oberflächlichen Begeisterung erlag. Aber was am Ende übrig geblieben war, war der brennende Wunsch, endlich wieder mit Mike zusammen zu sein. Dieser hatte es in kürzester Zeit geschafft, in seinem Herzen und in jeder Faser seines Körpers, ein Gefühl zu wecken, das er seit Alan nicht mehr empfunden hatte.
    Na siehst du!, tat nun die Stimme in seinen Gedanken triumphierend kund, weil Mike die Hand auf sein Bein gelegt hatte, die er umschloss, und auf eine Reaktion wartete.
    Also mag er dich doch!, bestätigte die Stimme weiter.
    David zögerte noch immer. Konnte das alles wahr sein? Wie sollte er reagieren? Seine Zweifel ließen seinen Körper erzittern. Sein Herz pochte wild in der Brust. Er versuchte es zu ignorieren und konzentrierte sich nur noch auf seine Hand, die auf Mikes lag. Schon nach wenigen Augenblicken verschwanden die Anspannung und das mulmige Gefühl im Magen. All die negativen Gedanken fielen mit einem Schlag von ihm ab und ließen einem anderen Gefühl in ihm freien Lauf. Mike zog seine Hand nicht unter seiner weg, ganz im Gegenteil. Er schien sich ebenfalls zu entspannen. David begann, mit einem Finger über dessen Handrücken zu streichen. Sofort reagierte Mike, hielt kurz still, und gab ihm dann mit einem sanften Druck zu verstehen, dass er die zärtliche Berührung genoss. David empfand nur noch überschwängliche Freude und lächelte zufrieden.
    „Hat dir der Film gefallen?“, flüsterte Mike und beugte sich dabei zu David. Seine Lippen waren ganz nah an dessen Ohr.
    David spürte den Hauch des Atems und vernahm den angenehmen Duft von Mikes Haaren. „Ich weiß nicht. Ich kriege kaum noch etwas davon mit.“
    „Warum das? Denkst du an Miles?“, wisperte Mike, obwohl er Davids Worte verstanden hatte.
    David schüttelte energisch den Kopf. „Nein, bestimmt nicht. Ich ... ich denke an ... dich!“
    Obwohl Mike die Frage rein rhetorisch gestellt hatte, empfand er dennoch eine spürbare Erleichterung. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn David sie bejaht hätte und in Gedanken wirklich bei einem anderen gewesen wäre. Ohne zu überlegen oder ein weiteres Wort zu verlieren, strich er mit der anderen Hand über Davids Wange und zeichnete sanft die Konturen dessen Gesichtes nach.
    David schloss die Augen und beugte den Kopf zur Seite, um den Druck der Hand auf seiner Wange zu verstärken. Als er die Lider wieder öffnete, waren Mikes Lippen nur noch wenige Millimeter von den seinen entfernt. Jetzt wollte – konnte – er sich nicht mehr zurückhalten. Er spürte das Verlangen, Mike mit einem ersten Kuss zu zeigen, was er empfand. Langsam kam er näher, drückte seine Lippen auf die von Mike. Er spürte, wie dieser zufrieden die Luft aus der Nase blies. Nach kurzer Zeit öffnete er seinen Mund, um das zärtliche Spiel von dessen Zunge zu erwidern. Die weichen Lippen, die gierigen Bewegungen und der angenehme Geschmack ließen ihn erbeben und jagten einen wohligen Schauer durch seinen Körper. Der Kuss endete erst, als auf der Leinwand der Abspann des Films begann und die ersten Besucher ihre Sitze verließen.
    Mike und David saßen einfach nur schweigend da und sahen sich tief in die Augen. Erst als sich der Vorhang schloss und das Licht langsam heller wurde, standen sie ebenfalls auf und gingen aus dem Saal. Mühsam fanden ihre Gedanken wieder den Weg in die Wirklichkeit zurück.
    Als sie endlich draußen waren und die frische Nachtluft einatmeten, schlenderten sie ziellos die Straße entlang. Ihre Gedanken hingen nach wie vor bei den ersten Annäherungsversuchen. Der Kuss war der Anfang von etwas, das sie sich beide wünschten. Auch wenn sie kein Wort darüber verloren, er hatte ihnen Gewissheit verschafft, dass sie sich mochten und einander nah sein wollten.
    „Wollen wir noch etwas unternehmen?“, unterbrach David ihr Schweigen.
    „Ja, gerne, aber nichts mehr mit lautem Trubel. Mir ist jetzt eigentlich nach einem ruhigen Abend zumute.“ Mike nahm Davids Hand, der – so nahm er zumindest an –

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