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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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blasse Stirn.
    »Ich würde Ihnen gerne sagen, dass man sich daran gewöhnt«, sagt der Priester-Captain, »aber in Wahrheit ist jedes Erwachen wie das erste...
    schwierig und erfrischend.«
    Nemes trinkt aus ihrer Kaffeekugel. In der Mikroschwerkraft scheint sie verzagt zu sein. Im Kontrast zu der scharlachroten und schwarzen Uniform wirkt ihre Haut noch blasser.
    »Sollten wir nicht unverzüglich ins System God’s Grove aufbrechen?«, fragt sie vorsichtig.
    »Bald«, sagt Pater Captain de Soya. »Ich habe Anweisung gegeben, dass die Raphael den Orbit in fünfzehn Minuten verlässt. Wir beschleunigen mit zwei g zum nächstmöglichen Übergangspunkt, damit wir uns noch ein paar Stunden erholen können, bevor wir in die Couchen und Nischen zurückmüssen.«
    Corporal Nemes scheint beim Gedanken an eine weitere Auferstehung ein wenig zu erschauern. Sie betrachtet die gleißende Scheibe des Planeten, die Fenster und Monitor beherrscht, als hätte sie es eilig, das Thema zu wechseln. »Wie kann jemand bei dem vielen Eis einen Fluss befahren?«
    »Darunter, glaube ich«, sagt Sergeant Gregorius. Der hünenhafte Soldat hat Nemes genauestens beobachtet. »Die Atmosphäre ist seit dem Fall wieder gefroren. Der Tethys muss unterirdisch fließen.«
    Corporal Nemes zieht überrascht eine Augenbraue hoch. »Und wie ist es auf God’s Grove?«
    »Das wissen Sie nicht?«, fragt Gregorius. »Ich dachte, jeder im Pax hätte von God’s Grove gehört.«
    Nemes schüttelt den Kopf. »Ich bin auf Esperance aufgewachsen. Das ist eine Welt, wo überwiegend Landwirtschaft und Fischfang betrieben wird.
    Die Menschen dort interessieren sich nicht allzu sehr für andere Orte. Nicht für andere Welten des Pax... nicht für alte Geschichten vom Netz. Die meisten von uns sind zu sehr damit beschäftigt, dem Land oder dem Meer ihren Lebensunterhalt abzutrotzen.«
    »God’s Grove ist die alte Welt der Tempelritter«, sagt Pater Captain de Soya und stellt seine Kaffeekugel in die Nische des Kartentischs. »Sie hat während der Ouster-Invasion vor dem Fall ziemlich starke Brandschäden davongetragen. Zu ihrer Blütezeit war sie wunderschön.«
    »Aye«, sagt Sergeant Gregorius nickend, »die Bruderschaft der Tempelritter von Muir war eine Art Kult, der die Natur verehrte. Sie haben God’s Grove in einen Weltwald verwandelt – mit höheren und schöneren Bäumen als die Mammutbäume auf der Alten Erde. Dort haben die Tempelritter alle gewohnt, über zwanzig Millionen – in Städten und Plattformen auf diesen wunderschönen Bäumen. Aber im Krieg haben sie sich für die falsche Seite entschieden...«
    Corporal Nemes, die ihren Kaffee getrunken hat, schaut auf. »Sie meinen, sie standen auf der Seite der Ousters?« Die Vorstellung allein scheint sie zu schockieren.
    »Genauso ist es, junge Frau«, sagt Gregorius. »Vielleicht lag das daran, dass sie damals weltraumtaugliche Bäume besaßen...«
    Nemes lacht. Es ist ein kurzes, sprödes Geräusch.
    »Es ist sein Ernst«, sagt Corporal Kee. »Die Tempelritter haben Ergs – Energiebinder von Aldebaran – dazu benutzt, die Bäume in ein Sperrfeld Klasse neun einzuschließen und einen systeminternen Reaktionsantrieb zu liefern. Sie ließen sogar reguläre Hawking-Antriebe für interstellare Flüge einbauen.«
    »Fliegende Bäume«, sagt Corporal Nemes und lacht wieder schroff.
    »Manche sind mit solchen Bäumen geflohen, als die Ousters ihre Unterstützung mit einem Schwarmangriff auf God’s Grove vergolten haben«, fährt Gregorius fort, »aber die meisten sind verbrannt... genau wie der größte Teil des Planeten verbrannt ist. Ein Jahrhundert lang, sagt man, bestand die Welt fast nur aus Asche. Die Rauchwolken hatten dieselben Auswirkungen wie ein nuklearer Winter.«
    »Nuklearer Winter?«, sagt Nemes.
    De Soya beobachtet die junge Frau eingehend und fragt sich, weshalb jemand, der so naiv ist, dazu auserwählt wurde, unter gewissen Umständen einen päpstlichen Diskey zu tragen. War ihre Unbedarftheit Teil ihrer Stärke als Killer, falls sich die Notwendigkeit dazu ergab?
    »Corporal«, sagt er und wendet sich an die Frau, »Sie sagen, Sie sind auf Esperance aufgewachsen... Sind Sie dort zur Heimatgarde gegangen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin direkt in die Armee des Pax eingetreten, Pater Captain. Es gab eine Hungersnot nach einer Kartoffelmissernte... die Anwerber boten Reisen zu anderen Welten an... und, nun...«
    »Wo haben Sie gedient?«, fragt Gregorius.
    »Nur Ausbildung auf

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