Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Bug des plump konfigurierten Kurierschiffs benutzt.
    Diese Schubintervalle sind ähnlich – zuerst zwei Zündungen, um das Schiff bei einer Drehung zu stabilisieren, damit die Kommandozelle vom Planeten weg gerichtet ist – das ist normal im Umkreisungsmodus, damit die Sonnenwärme gleichmäßig auf der Oberfläche des Schiffs verteilt wird, ohne Feldkühler zu benutzen –, aber nur acht Minuten hier – und hier! Und nach der Umdrehung diese zweifachen Zündungen. Zwei und zwei. Dann die letzten paarweisen Eruptionen, die möglicherweise zur Unterstützung von Zündungen der größeren Schubdüsen gedient haben könnten, um das Schiff wieder so auszurichten, dass die Kameras der Kommandozelle auf den Planeten gerichtet sind. Dann, vier Stunden und acht Minuten später, noch einmal die gesamte Sequenz. Achtunddreißig andere Zündungen sind aufgezeichnet, um die Position beizubehalten, aber kein Einsatz der größeren Schubdüsen, der bedeuten würde, dass die gesamte Masse des Schiffs gedreht wurde, aber de Soyas geübtem Blick fallen diese vier Doppelzündungen auf.
    »Eine Minute bis zum Übergang«, warnt die Raphael.
    De Soya kann hören, wie die riesigen Feldgeneratoren aufheulen, die den Einsatz des modifizierten Hawking-Systems einleiten, das ihn in sechsundfünfzig Sekunden töten wird. Er achtet nicht darauf. Sein Kommandosessel wird seinen toten Körper nach dem Übergang zur Krippe transportieren, wenn er sich jetzt nicht bewegt. Das Schiff ist so entworfen.
    Pater Captain de Soya ist viele Jahre lang Kapitän eines Kriegsschiffs gewesen. Er hat mehr als ein Dutzend Sprünge mit dem Erzengel-Kurier hinter sich gebracht. Er kennt diese Abfolge von zwei Zündungen, einer Umdrehung und zwei Zündungen der Schubdüsen. Auch wenn die eigentliche Umdrehung aus den Aufzeichnungen des Schiffs gelöscht worden ist, sind die Fingerabdrücke des Manövers eindeutig. Die Umdrehung dient dazu, das Landungsboot, das auf der anderen Seite des Aufbaus der Kommandozelle befestigt ist, zur Atmosphäre eines Planeten hin auszurichten. Die zweite Doppelzündung – die hier noch in den Aufzeichnungen zu finden ist – dient dazu, den Schub zu kompensieren, den das Landungsboot beim Ablegen auf das Schwerezentrum der Raphael ausübt. Die letzte Doppelzündung dient dazu, das Aggregat zu stabilisieren, wenn das Schiff wieder in seine normale Haltung zurückgekehrt ist und die Kameras der Kommandozelle wieder auf den Planeten ausgerichtet sind.
    Das alles ist längst nicht so offensichtlich, wie es sich anhört, da sich der gesamte Aufbau die ganze Zeit im Umkreisungsmodus dreht und vereinzelte Schübe das Schiff zur gleichmäßigeren Erwärmung oder Kühlung ausrichten. Aber für de Soya ist die Signatur unmissverständlich.
    Er tippt die notwendigen Anweisungen, um die anderen Aufzeichnungen wieder aufzurufen. Keine Aufzeichnung über einen Einsatz des Landungsboots. Keine Aufzeichnungen über das Drehmanöver beim Start des Landungsboots. Eindeutige Aufzeichnungen, dass das Landungsboot die ganze Zeit verankert gewesen ist. Keine Aufzeichnungen über eine Aktivierung des Lebenserhaltungssystems, bevor alle vor wenigen Stunden wieder belebt wurden. Keine Bildaufzeichnungen, wie sich das Landungsboot der Atmosphäre nähert, im Videorecorder. Konstante Bildaufzeichnung des verankerten und unbemannten Landungsboots.
    Die einzige Anomalie sind die beiden achtminütigen Sequenzen von Schubdüsenaktivität im Abstand von vier Stunden. Acht Minuten Abkehr vom Planeten würden einem Landungsboot ermöglichen, in der Atmosphäre zu verschwinden, ohne dass die Hauptkamera eine visuelle Aufzeichnung machen könnte. Oder zum Rendezvousmanöver
    zurückzukehren. Auslegerkamera und Radar hätten das Ereignis gefilmt, es sei denn, sie hätten vor der Abkopplung des Landungsboots den Befehl bekommen, es zu ignorieren. Dann hätte man hinterher nicht so viel an den Aufzeichnungen manipulieren müssen.
    Wenn jemand dem Schiffscomputer befohlen hatte, sämtliche Aufzeichnungen über einen Einsatz des Landungsboots zu löschen, hätte die begrenzte KI der Raphael möglicherweise die Aufzeichnungen genau in dieser Weise verändert, ohne zu erkennen, dass die kurzen Salven der Schubdüsen im Umkreisungsmodus diese winzige Spur hinterlassen würden. Und jemand mit weniger Erfahrung als ein Captain, der zwölf Jahre ein Kriegsschiff befehligt hatte, hätte es wahrscheinlich nicht bemerkt. Wenn de Soya eine Stunde Zeit gehabt hätte, um den