Engel der Schuld Roman
Hart.«
Wieder und wieder. Schlug auf ihre Schulter, schlug ihr gegen die Schl ä fe. Schlug auf ihre rechte Hand, als sie sie sch ü tzend hochhielt. Es war ein so brutaler Schlag, da ß der Schmerz ihren Arm hochscho ß und in ihrem Kopf explodierte.
Die Erinnerung an den Schmerz brachte eine Woge von Übelkeit mit sich. Zitternd holte sie tief Luft.
»Ich habe das Bewußtsein verloren«, sagte sie leise.
»Als Sie wieder zu sich kamen, wo waren Sie da?«
»Ich war an einen Stuhl gefesselt. Ich kannte den Ort nicht.«
»Können Sie die Umgebung beschreiben?«
»Ich trug eine Augenbinde. Ich hatte nur unten einen winzigen Spalt freie Sicht.«
Ellen hielt inne, legte eine Hand auf das glatte alte Holz des Zeugenstandes, so behutsam, als wäre es Megans Hand. Aus dieser Nähe konnte sie sehen, daß Megans aschgraue Blässe nichts mit der Beleuchtung zu tun hatte und daß sie trotz der Kühle des Raumes einen dünnen Schweißfilm auf der Stirn hatte.
»Megan, mir ist klar, daß das schwierig für Sie ist«, sagte sie mit ehrlichem Mitgefühl. »Würden Sie uns trotzdem erzählen, was passierte, während Sie an diesem Ort gefangengehalten wurden?«
Megan schluckte mühsam. Beherrschung. Sie war ein Cop. Sie hatte eine Million Mal ausgesagt.
Sie war nie ein Opfer gewesen.
Sie wandte sich mit schmalen Augen Garrett Wright zu, der so ruhig dasaß und falsche Unschuld ausstrahlte, und verdammte ihn in die scheußlichste, schwärzeste Ecke der Hölle.
»Er . . . er hat mich . . . wiederholt geschlagen«, sagte sie und verfluchte die Tränen, die ihre Augen füllten. Verflucht noch mal, sie würde nicht weinen. »Er hat mich gewürgt. Er hat davon gesprochen, mich zu töten – vielleicht würde er es tun, vielleicht auch nicht. Er redete von Joshs Entführung. Er nannte es ein Spiel.«
»Und er hat Sie zu einer Figur in seinem Spiel gemacht, nicht wahr?«
»Er hat mir gesagt, ich wäre ihr nächster Zug.« Und das Gefühl von Hilflosigkeit und Erniedrigung war fast schlimmer gewesen als der Schmerz.
»Agent O'Malley, obwohl Sie das Gesicht Ihres Angreifers nicht sehen konnten, sind Sie über seine Identität zu einem Schluß gekommen. Wie sind Sie zu diesem Schluß gekommen?«
»Nur zwei Leute wußten, daß ich zu Priests Haus gefahren war, einer davon war Garrett Wright. Außerdem hatte er mich gesehen, als ich die Schleuderspuren am Unfallort untersucht habe. Falls er an der Sache beteiligt war, hätte er sofort gewußt, daß ich etwas entdeckt hatte. Ich habe Dr. Wright bei mehreren Gelegenheiten getroffen und gesprochen. Ich war mit seinen Sprachmustern vertraut. Ich kannte das Verhältnis seiner Größe zu meiner. Ich hatte auch bemerkt, daß er die ausgeprägte Gewohnheit hat, auf seinen Fersen zu wippen. Ich konnte einen Ausschnitt des Bodens neben meinem Stuhl sehen. Ich sah seine Stiefel, sah ihn hin und her schaukeln, während er faselte, wie brillant er sei«, sagte sie verbittert.
»Und, hat er etwas Spezielles gesagt, das Sie aufhorchen ließ?«
»Ja. Ich habe ihn gefragt, warum er sich ausgerechnet Josh ausgesucht hätte. Warum ausgerechnet die Kirkwoods? Er sagte mit großer Verachtung: ›Warum nicht? So eine perfekte kleine Familie!‹ Als ich früher an diesem Tag mit Dr. Wright gespro chen hatte, hatte er dieselbe Phrase benutzt, um die Kirkwoods zu beschreiben – ›so eine perfekte Familie‹.«
Ellen entfernte sich vom Zeugenstand, ließ die Aussage in der Luft hängen, nicht nur für Grabko, sondern auch für die Presse. Sollten sie sich ruhig Megan mit ihren blauen Flecken und Blutergüssen ansehen, sollten sie sich den gutgekleideten, gepflegten Mann ansehen, der unter Anklage stand, und allmählich begreifen, was für ein Monster da mitten unter ihnen war.
Ellen setzte ihre Lesebrille auf und nahm eines der Dokumente, die Cameron auf dem Tisch ausgebreitet hatte.
»Die Verletzungen, die Ihnen durch diesen Mann zugefügt wurden, waren ernst, nicht wahr?«
»Ja.«
»Laut dem medizinischen Bericht, als Beweis C der Anklage bezeichnet, haben Sie eine Gehirnerschütterung, zahlreiche schwere Prellungen, gequetschte Nieren, angebrochene Rippen, Schäden am rechten Knie erlitten. Praktisch jeder Knochen in ihrer rechten Hand ist mehrfach gebrochen worden – schwere Verletzungen, die eine Reihe von Operationen erfordern werden, falls überhaupt Hoffnung besteht, daß sie wieder beweglich sein wird.«
Sie hielt inne, sah Megan voller Mitgefühl, voller Bedauern an. »Agent
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