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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ihn einstürmenden Bildern, die sich unentwegt im Kreis drehten, nicht minder monoton und hypnotisch als das Möbiusband selbst ... sodass, als er schließlich einschlief, seine Abschirmung in sich zusammensank und ihn nur noch mentales Konfetti umgab.
    In dem angrenzenden Raum, der einst den rückwärtigen Teil von Jakes Zimmer gebildet hatte, schlief mittlerweile auch Liz Merrick tief und fest. Sie war ebenfalls sowohl körperlich als auch gefühlsmäßig erschöpft und telepathisch Welten von ihm entfernt; und das war auch ganz gut so, denn so entging ihr ein weiterer, diesmal kristallklarer, aus dem Leben gegriffener Albtraum, der wohl kaum dazu angetan gewesen wäre, ihr Jake sympathischer zu machen.
    Der Ursprung dieses Traumes war jedoch keineswegs schwer zurückzuverfolgen. Denn darin durchlebte Jake lediglich noch einmal in allen Einzelheiten eine Episode aus seiner jüngsten Vergangenheit. Und natürlich entsprang dieser Traum seinem Gedächtnis.
    Vielleicht auch seinem Gewissen ...
    Jake befand sich wieder in jenem Raum, jener Folterkammer. Das Licht war gedämpft, die schweren Vorhänge zugezogen, die ganze Atmosphäre angefüllt von Entsetzen, der Schauplatz einer Gruppenvergewaltigung. Das Mädchen war zwar keineswegs unschuldig, aber dennoch absolut hilflos. Natascha Slepak, Drogenkurierin der russischen Mafia. Die Frau, die er, wie er geglaubt hatte, liebte. Und in seinem Traum liebte er sie selbstverständlich noch immer.
    Sieben Personen befanden sich in dem Raum. Eine davon war Jake, an einen Stuhl gefesselt und so positioniert, dass er zusehen musste – ja, er war fest entschlossen, alles mitzubekommen, damit er es niemals vergessen würde. Und wenn die Zeit kam, würde er wissen, wie er mit seinen Peinigern umspringen musste. Auge um Auge und all das. Natascha war nicht gefesselt, dafür jedoch splitternackt, auf jeden Fall hilflos und kaum bei Bewusstsein, unter dem Einfluss irgendwelcher Drogen, die sie ihr verabreicht hatten. Drogen, die sie gefügig machten, während ihr zugleich klar war, was mit ihr geschah, ohne dass sie in der Lage gewesen wäre, sich zu widersetzen. Vielleicht war dies auch besser so, denn diesen Leuten (»Leute« – eine äußerst fragwürdige Umschreibung) hätte es wahrscheinlich nur noch mehr Spaß gemacht, wenn sie sich gewehrt hätte, und sie wären mit Sicherheit mit ihr fertig geworden. Doch nein, sie wollten sie gar nicht wirklich körperlich verletzen – noch nicht, nicht hier –, das sollte erst später kommen. Das Nonplusultra an dem, was man jemandem zufügen konnte, sowohl Jake als auch Natascha.
    Außer Jake und Natascha befanden sich noch fünf weitere Männer in jenem Raum: der Mistkerl, der das Ganze arrangiert hatte, Luigi Castellano, und die vier anderen, die es für ihn ausführten, während er im Schatten saß und zusah. Nein, er … beteiligte sich nicht daran. Aber trägt der Mann, der eine Hinrichtung anordnet, weniger Verantwortung als derjenige, der die Riemen um die Hand- und Fußgelenke legt und die Metallkappe auf den kahl rasierten Schädel setzt? Oder als derjenige, der den Schalter umlegt?
    Castellano hatte es befohlen . Und vielleicht hasste Jake ihn nur umso mehr dafür, weil er nicht daran teilgenommen, sondern einfach nur dagesessen hatte, eine hinter dem auf Nataschas Nacktheit fallenden Lichtkegel im Dunkeln kauernde, fast nicht auszumachende, mitleidlos lachende Gestalt, die einfach nur zusah. Ein Wort von ihm hätte genügt, um all dem ein Ende zu bereiten. Doch er sagte es nicht. Die schmutzigen Angelegenheiten erledigten andere für ihn, und dies war eine der schmutzigsten.
    Castellano selbst mochte zwar außer Sicht bleiben, dafür waren die anderen nicht so zurückhaltend. Einer nach dem anderen fielen sie über Natascha her, während Jake sich – überwältigt von Scham, Ekel und Entsetzen und sich kaum der Tatsache bewusst, dass er dies tat – jeden Einzelnen mitsamt seinen ... Vorlieben genau einprägte, um eines Tages mit ihnen abzurechnen. Oh, es bestand so gut wie keine Hoffnung, dass es je zu solch einer Abrechnung kommen würde, doch sollte sich ihm auch nur die geringste Chance bieten ...
    … Die Drohung erstarb in Jakes Geist, als sich eine neue Wendung ergab. Einer der vier wollte nicht abwarten, bis er an der Reihe war. Hechelnd wie ein Hund drängte er sich nach vorn, dahin, wo Natascha von einem anderen ihrer Widersacher wie eine Puppe herumgeschoben wurde, von einem Mann, der, ihre Schenkel umklammernd,

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