Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
schließlich. »Selbst wenn du die Wahrheit sagst — warum sollten sie es tun? Nicht einmal die
Errish
mit ihren Drachen könnten uns vernichten.
    Wir sind einfach zu viele, selbst für euch!«
    »Es gibt keine
Errish
mehr, Satai«, korrigierte Kiina ihn bitter.
    »Die Drachen haben uns verlassen. Das Netz tötet sie, und es macht es den
Errish
unmöglich, sie zu reiten.«
    »Und diese drei Ungeheuer, die dich verfolgt haben?« fragte Skar.
    Kiina verzog beinahe angeekelt die Lippen. »Das waren keine Drachen«, entgegnete sie heftig. »Es sind
Skorr,
dumme plumpe Tiere, die im Tal der Drachen leben und zu nichts nutze sind.
    Keine Drachen wie unsere Echsen. Sie können nur töten, sonst nichts. Und nicht einmal das besonders gut.«
    »Und wie bist du entkommen?« fragte Del. »Wie konntest du das Land verlassen, wenn sie die Pässe doch so scharf bewachen?« »Auf dem einzigen Weg, den sie nicht gesperrt haben«, antwortete Kiina. »Durch das Tal der Drachen.«
    »Gut«, schloß Del. »Ich weiß nicht, ob ich dir glaube, aber im Moment belassen wir es dabei. Du hast also gehört, was geschehen wird, und bist gekommen, um uns zu warnen.«
    Kiina starrte ihn an, als zweifele sie an seinem Verstand.
    »Nein«, sagte sie. »Nicht nur deshalb.«
    »Nein?« Del blinzelte. »Warum dann?«
    »Ich bin gekommen, weil ich eure Hilfe brauche, Satai«, erklärte Kiina ernst. »Ihr seid die einzigen, die Elay befreien können.«
    Für die Dauer von zwei, drei endlosen Atemzügen starrte Del das Mädchen aus ungläubig aufgerissenen Augen an.
    Dann begann er schallend zu lachen.
    Sie hatten noch lange mit Kiina gesprochen, denn jede Antwort, die sie von ihr erhielten, zog ein Dutzend neuer Fragen nach sich, und Skar war sich bis zum Schluß selbst nicht darüber klar geworden, ob er ihr nun glaubte oder nicht.
    Schließlich war genau das passiert, was Bradburn ihnen prophezeit hatte — die Anstrengung war einfach über Kiinas Kräfte gegangen, und sie war in Skars Armen zusammengesunken und hatte das Bewußtsein verloren. Sie hatten das Mädchen in Brad-burns Obhut zurückgelassen.
    Del schien ganz selbstverständlich anzunehmen, daß Skar ihn wieder hinauf in den Thronsaal begleiten würde, um über das Gehörte zu sprechen — und es wäre ja auch nur vernünftig gewesen. Aber Skar wollte nicht mehr reden. Nicht jetzt, nicht mit Del und vielleicht überhaupt nicht mehr. Er wollte keine endlosen Gespräche mehr über Dinge führen, die sie doch nicht ändern konnten und an deren Ende doch nichts anderes herauskommen würde als der unvermeidliche Streit mit Del. Er wollte...
    Es war absurd: Er wollte —
mußte
 — etwas tun, von dem er nicht einmal wußte, was es war. Kiinas Worte, so unglaublich und verwirrend sie gewesen sein mochten, hatten auch noch den letzten Zweifel in ihm beseitigt: Er würde gehen, vielleicht nicht heute, denn Kiinas Warnung war zu ernst, um sie zu ignorieren, aber bald. Und er würde jetzt
ganz bestimmt
nicht mit Del diskutieren.
    Er ließ Del einfach stehen, indem er auf der Treppe plötzlich schneller ging und seinen überraschten Ausruf einfach ignorierte, schlug den dem Thronsaal entgegengesetzten Weg ein und trat auf den Festungshof hinaus. Der Geruch von Menschen und Quorrl schlug ihm entgegen; zu vieler Menschen und Quorrl, die zu lange auf zu engem Raum zusammengedrängt gelebt hatten. Aber auch Wärme, denn die Sonne hatte jetzt schon Kraft, und die Festungsmauern hielten den eisigen Wind zurück. Einen Moment lang verharrte er, ließ seinen Blick über das bunte Durcheinander von Menschen und Quorrl und Hunden und Pferden streifen, das den Hof erfüllte, und wandte sich dann nach rechts; eigentlich ziellos, und wenn überhaupt, dann nur aus dem Grund, von der Tür wegzukommen, falls Del etwa auf die Idee verfallen sollte, ihm nachzueilen.
    Er hatte kaum ein paar Schritte gemacht, als ihm eine hochgewachsene, schuppige Gestalt mit einem Schlangengesicht den Weg vertrat. Skar wollte ganz automatisch die Hand heben und den Quorrl vertreiben, wie er es sich in den letzten Tagen sowohl mit Menschen als auch den reptilienhafen Barbaren aus dem Norden angewöhnt hatte — er ließ keine Gelegenheit aus zu betonen, wie zuwider es ihm war, als etwas Besonderes behandelt zu werden, aber das änderte nichts daran, daß er begonnen hatte, die Privilegien einer solchen Rolle zu genießen — aber dann erkannte er den Quorrl. Es war der Heiler, dem er am Morgen nach dem Kampf gegen die Drachen

Weitere Kostenlose Bücher