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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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»Du hast gewusst, wer ich bin, nicht wahr? Du hast gewusst, wer ich war, als du zu mir gekommen bist.«
    »Natürlich.«
    Madeleine schüttelte verständnislos den Kopf. »Du hast eine Therapie bei mir begonnen, obwohl du wusstest, dass ich deine Mutter bin?«
    »Ja, verdammt noch mal.«
    »Aber warum? Du musst doch gewusst haben, dass ich dich kennenlernen wollte. Warum hast du wochenlang Verstecken mit mir gespielt? Was wolltest du damit erreichen?«
    Das Teleton klingelte. Madeleine wartete auf Rachels Antwort. Als keine kam, hob sie ab. »Ja, Sylvia?«
    »Mrs Hartley-Wood ist eingetroffen.«
    »Fünf Minuten.«
    »Gut.« Sylvia zögerte. »Ich sage es ihr. Fünf Minuten.«
    Madeleine wandte sich wieder an Rachel. »Wir können jetzt nicht reden. Draußen wartet eine Patientin. Sie geht mit Sicherheit nicht wieder weg. Ich muss sie empfangen.«
    Rachel schien sie nicht zu hören. Sie starrte aus dem Fenster und sah plötzlich eingefallen aus. Ihr Gesicht war blass, die Wangen waren hohl, die schwachen Akne-Narben bläulich, als mangele es ihr an Sauerstoff. Und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    »Ich sitze ganz schön in der Scheiße, Madeleine«, sagte sie mit leiser, monotoner Stimme. »Zu deinem Pech habe ich niemanden, an den ich mich wenden könnte.«
    Madeleine war wie gelähmt. Es überstieg beinahe ihre Kräfte, endlich die Wahrheit zu erfahren und gleichzeitig miterleben zu müssen, dass ihr Kind in einer schrecklichen Klemme zu stecken schien. Sie hätte ihre Tochter am liebsten in den Arm genommen, aber sie wusste es besser. Die Verzweiflung, die Angst und der Selbsthass Rachels nahmen jetzt eine ganz andere Bedeutung an.
    »Hör zu, Rachel. Ich bin sehr froh, dass du zu mir gekommen bist. Aber ich will nicht, dass wir irgendwann quitt sind. Nicht darauf habe ich seit einundzwanzig Jahren gehofft.«
    »Du wirst deine Meinung ändern, wenn du erst einmal weißt, was ich getan habe. Glaub mir«, sagte Rachel tonlos.
    »Das wird sich zeigen. Wo können wir miteinander reden? Nicht in diesem Zimmer, nicht nach dem, was sich hier in den vergangenen Wochen abgespielt hat.«
    »Kannst du zu mir kommen?« Rachel hob den Blick und sah sie an. »Es ist sehr dringend. Ich meine es ernst. Es kann nicht warten.«
    Madeleine stand auf packte Rachel resolut am Arm und führte sie zur Tür. »Geh nach Hause, Rachel«, sagte sie mit aller Autorität und Ruhe, die ihr zu Gebote standen. »Ich versuche, meine Termine umzulegen und so schnell ich kann zu dir zu kommen.«
    »Erwähne meinen Namen niemandem gegenüber. Versprich mir das.«
    »Ich werde nichts verraten, Rachel.« Gerade als Madeleine die Tür schließen wollte, schob Rachel ihren Ellbogen dazwischen.
    »Saschas Pass!«, rief sie. »Ist der hier? Wenn alles schiefgeht, kann es sein, dass ich ihn brauche.«
    »Ja, er ist hier. Ich bringe ihn mit. Wir unterhalten uns später. Geh jetzt heim.«
    Madeleine nahm das Auto, obwohl sie viel lieber zu Fuß gegangen wäre. Sie hätte gern ein wenig Zeit gehabt, ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Adrenalinspiegel war so hoch, dass sie ohne die geringste Anstrengung zu ihrem Auto in der Pierrepont Street sprinten konnte. Mühelos hätte sie es auch den ganzen Weg hinauf nach Fairfield geschafft. Ihre Reaktionen waren blitzschnell, als sie ihren Wagen durch den dichten Verkehr bis zu Rachels Haus lenkte. Obwohl sie äußerlich gelassen wirkte, hatte sie Angst vor dem, was sie dort antreffen würde. Ihre Gefühle waren durcheinander. Es war alles andere als einfach, die Wahrheit über Rachels Identität zu bewältigen. Außerdem musste sich Rachel in Gefahr befinden. Entweder drohte Anton, seine Pläne, sich mit dem Jungen abzusetzen, wahr zu machen, oder er bedrohte die beiden auf eine andere Weise. Von einem solchen Mann war alles zu befürchten. Grausamkeit, Schläge, Vergewaltigung, Raub. Und dann war da noch Antons Bruder, den Rachel hasste. Es konnte aber auch noch andere Dinge geben, die Rachel ihr verschwiegen hatte, Vorkommnisse, Verbrechen, deren Zeugin sie geworden war oder die sie begangen hatte. Nein! Madeleine bemühte sich, ihre Gedanken abzuschalten. Spekulationen waren sinnlos. Sie war aber auch verärgert. Warum nur hatte Rachel dieses idiotische Katz-und-Maus-Spiel mit ihr getrieben? Andererseits war es verständlich, dass Rachel erst einmal sehen wollte, was für ein Mensch ihre Mutter war. Und dann war da die Wut, all die Wut, die ein Ziel brauchte. Aber hatte sie nicht von dem Tag an die Wahrheit

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