Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
Vom Netzwerk:
inzwischen zweimal, gezwungen, mich mit ihm in ein Zimmer zu setzen. Er hat versucht, mir das Wissen zu entreißen. Er hat mich heute Morgen eine ganze Stunde lang verhört.«
    Madeleine sah ihre Mutter an und fragte sich, ob sich jemand für ihren Zustand interessierte und versuchte, sie in irgendeiner Form zu therapieren. Vielleicht handelte es sich um einen jungen Geriater oder Psychiater mit einem besonderen Interesse an paranoider Schizophrenie. Rosaria war ein interessanter Fall, denn trotz ihrer Psychose und den vielen ihr verabreichten Medikamenten war sie gelegentlich sehr klar und konnte Menschen auf geradezu unheimliche Weise durchschauen, selbst solche, denen sie noch nie zuvor begegnet war. Sie konnte auch erstaunlich sprachgewandt sein, obwohl sie einen starken spanischen Akzent hatte. Im Gegensatz zu den anderen Bewohnern, die vorwiegend an Altersdemenz litten, war sie zuweilen hellwach und hatte einen scharfen Blick. Vielleicht war es ein Symptom ihrer Krankheit, das sie befähigte, mit ihren intensiven dunklen Augen die Haut ihrer Mitmenschen zu durchdringen.
    Rosaria war immer eine seltsame Frau gewesen, und wenn Madeleine mit sechzehn begriffen hätte, dass ihre Mutter allmählich verrückt wurde, dass sich ihre Zauberkräfte nach und nach in Wahnsinn verwandelten, dann wäre ihr Leben ganz anders verlaufen. Sicher hätte sie dann nicht jene schicksalsschwere Entscheidung getroffen …
    »Na, das ist doch gut, nicht wahr, Mama? Der Arzt will dir offensichtlich helfen. Du solltest das für dich nutzen. Warum erzählst du ihm nicht all das, was dich bedrückt? Und ich bin sicher, dass es ihn auch interessieren würde, etwas über dein Leben zu erfahren. Die Leute sind normalerweise fasziniert, wenn sie Geschichten über Kuba hören. Und über deine haarsträubende Flucht aus Havanna.«
    Plötzlich klapperte Geschirr. Madeleine sah hoch. Eine junge Pflegerin namens Beatrice bugsierte einen Teewagen durch die Tür. Madeleine sprang auf, um ihr zu helfen, nahm die gefüllten Teetassen entgegen und stellte sie auf die Tische vor den schlafenden Bewohnern.
    Dann nahm sie sich eine leere Tasse und suchte verstohlen in ihrer Tasche nach einer kleinen Flasche Rum. Es war natürlich nicht gesund, wenn ihre Mutter trotz der Einnahme ihrer Medikamente Alkohol trank, aber zum Teufel, regelmäßig ein Schlückchen war eine kleine Freude in Rosarias monotonem Leben. Sie goss einen kräftigen Schluck in die Tasse, als Rosaria sie unvermittelt mit aller Kraft am Handgelenk packte, so dass die Tasse umkippte und der Rum auf den Teppich tropfte. »Was ist denn das, Magdalena?«, schrie sie. »Was ist das für ein schmutziges Ding auf deiner Bluse?«
    Die Panik, mit der Rosaria ihren Arm umklammerte, veranlasste Madeleine nachzusehen, ob ein Insekt auf ihr herumkrabbelte. Aber ihre Mutter starrte auf Edmunds Brosche.
    Madeleine lachte unbehaglich. Hatte das Ding solch eine negative Ausstrahlung? »Keine Angst, Mama. Es ist nur eine Brosche. Sie ist nicht schmutzig, sondern sie besteht aus Hartzinn.« Sie löste die Finger ihrer Mutter von ihrem Handgelenk und tätschelte sie sanft, um sie zu beruhigen. Rosarias Augen jedoch blieben vor Entsetzen weit aufgerissen.
    »Nimm es ab, Magdalena«, schrie sie. »Es ist keine Brosche. Nimm das Ding ab. Die Person, der es gehörte, hat den mal de ojo, den bösen Blick. Es ist widerwärtig. Wenn du es trägst, und dann auch noch so dicht an deinem Herzen, macht es dich krank.«
    »Beruhige dich, Mama«, flüsterte Madeleine. »Schrei nicht, sonst bekommen wir ein Problem mit der Oberschwester.« Schnell nahm sie die Brosche ab und ließ sie unauffällig in ihre Tasche fallen. »Schau, Mama, sie ist weg. Vergiss sie nun, Mama. Sei jetzt still und beruhige dich.«
    Rosaria zitterte, und ihre Hände flatterten heftig hin und her. »Wer auch immer dir das schreckliche Ding gegeben hat, hijita mia, du darfst ihm auf keinen Fall in die Augen sehen. Versprich mir das. Sieh ihn nie an. Er wird dich krank machen. Er könnte dich mit dem mal de ojo sogar töten. Vergiss niemals, wie anfällig du dafür bist. Du musst immer auf der Hut sein.«
    Madeleine erstarrte. Mein Gott, wenn Mama nun recht hatte?
***
    Es herrschte eine tropische Hitze, dennoch radelte sie so schnell sie konnte die Fleming Street hinunter. Sie überquerte die Duval Street, auf der Touristen und Einheimische wie auf einem Ameisenpfad in beide Richtungen entlanghasteten. Der Mann mit den kreischenden Papageien auf dem

Weitere Kostenlose Bücher