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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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verunsichert.
    »Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten«, sagte er. Dabei öffnete und schloss er seine zu Fäusten geballten Hände. Die langen Fingernägel kratzten hörbar über den Stoff seines Anzugs. »Jetzt müsst ihr euren auch einhalten.«
    Ich wandte mich an Tina.
    »Diesmal wartest du vielleicht wirklich besser draußen.«
    »Aber Sie haben es mir versprochen, Miss Boyd!«, rief Heed mit zunehmend schriller Stimme. »Sie haben mir Ihr Wort gegeben, dass Sie nicht dulden, dass er mir etwas antut. Das ist Mord. Schlicht und einfach Mord. Rufen Sie die Polizei, wenn Sie wollen.«
    Die letzten Worte waren kaum mehr zu verstehen. Die Panik hatte von ihm Besitz ergriffen.
    »Wenn wir ihn laufen lassen, wird er die Justiz austricksen«, sagte ich zu Tina. »Denk daran, was er soeben getan hat. Er hat das kleine Mädchen erschossen.«
    »Das warst du. Du hast sie erschossen, Milne. Nicht ich. Er war’s, Miss Boyd, er war’s. Ich schwöre es.«
    Tina holte tief Luft. Sah uns beide an.
    »Halten Sie ihn auf«, flehte Heed. »Bitte lassen Sie nicht zu, dass er mich umbringt. Bitte. Sie sind Polizistin.«
    Tina stand zwei, drei Sekunden wie zu Stein erstarrt da. Dann wandte sie sich um und marschierte davon.
    Ich hob den Revolver und versuchte, den Schwindel zu unterdrücken, der mich überfiel. »Fahr zur Hölle, Heed.«
    »Tu’s nicht«, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er wand sich unkontrolliert auf dem Stuhl, und der Schweiß lief in Strömen an ihm herab. Seine fischgrauen Augen blickten mich mit einer entsetzlichen Mischung aus Furcht und Flehen an. Im Angesicht des Todes war von seiner grausamen Arroganz nichts mehr geblieben.
    Dennoch drückte ich ab.

46
    Ungeachtet der glühenden Nachmittagshitze, die von der vom Meer heraufwehenden Brise kaum gemildert wurde, lief Paul Wise unruhig auf der Veranda seiner Villa hin und her. Zum ersten Mal seit Langem machte er sich ernsthaft Sorgen.
    Dank der Inkompetenz von Schagels Männern war Tina Boyd noch am Leben und steckte irgendwo in Manila. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sie sich sogar mit dem Mann zusammengetan, den Schagel beauftragt hatte, sie zu töten. Wie Wise inzwischen herausgefunden hatte, handelte es sich dabei um den ehemaligen Polizisten Dennis Milne. Wenn Wise geahnt hätte, dass Schagel so einen Mann an der Aktion beteiligte, hätte er es untersagt. Milne war ein gerechtigkeitsbesessener Söldner, der sich über alle anderen erhaben glaubte. Richter, Jury und Henker in einer Person. Einer, der vermeintliche Ungerechtigkeiten rächte und der jetzt auf der Suche nach ihm war. Wise konnte sich der grotesken Ironie nicht verschließen: Ein Killer, der aus moralischen Gründen seinen Auftraggeber jagte, der ihn all die Jahre über ausgehalten hatte.
    Doch im Augenblick musste Wise sich um wichtigere Dinge kümmern.
    In ein paar Stunden fand das Treffen statt, das sein
Leben verändern konnte. Eine Gruppe Interessenten war bereit, einen höchst wertvollen und höchst illegalen Koffer von ihm zu erwerben. Wenn der Deal erfolgreich über die Bühne ging, würde ihn das zu einem noch reicheren Mann machen. Unermesslich reich. Ging dagegen irgendetwas schief, war er erledigt. Er spielte mit verdammt hohem Einsatz, zumal er den Käufern nicht recht traute und das Treffen in seinem Resort anberaumt worden war. Normalerweise hätte er kein Problem damit, doch inzwischen bezweifelte er, ob seine Sicherheitsmaßnahmen ausreichten, um seine Gäste davon abzuhalten, den Koffer mitzunehmen, ohne dafür zu bezahlen.
    Schagel hatte ihm zwei seiner Männer zugesagt, doch einer davon war gestern Nacht bei der fehlgeschlagenen Aktion gegen Milne und Boyd draufgegangen, und den, der schließlich aufgekreuzt war, fand Wise nicht gerade beeindruckend. Mit seiner Halbglatze, der Brille und den messerscharf gebügelten Hosen wirkte der Mann eher wie ein älterer Buchhalter denn wie ein berufsmäßiger Killer. Schagel hatte sogar die Chuzpe besessen, ihn ihm als einen seiner besten Männer anzudienen, ein SpezNas-Veteran, aus der berüchtigten russischen Spezialeinheit. Aber bis jetzt hatte er es nicht einmal geschafft, Tina Boyd zu eliminieren, und gleich doppelt versagt. Auch bei Heed, den er gestern Abend am Leben ließ. Also verfügte Wise praktisch über niemanden, der ihn beschützen konnte. Dem Bodyguard, der mit ihm auf die Philippinen geflogen war, traute er nicht, zuletzt hatte er ihn verdächtigt, für die britische Regierung

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