Erlöst mich: Thriller (German Edition)
älterer Filipino tauchte auf. Er trug ein weißes Hemd mit Fliege und ging direkt hinter die Bar, wo er sich eine Zigarette anzündete. Dann öffnete er die Kasse und bückte sich, sodass wir ihn nicht mehr sehen konnten.
Ich bedeutete Tina, sie solle bleiben, wo sie war, und schlich mich hinter den Tischen Richtung Theke. Als ich
noch etwa zehn Meter entfernt war, kam der Barkeeper wieder hoch und begann die Kasse aufzufüllen. Ich trat hervor, richtete den Revolver auf ihn und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu.
»Hände hoch. Ein Ton, und du bist tot.«
Er gehorchte, sah mich aber furchtlos an, als ich auf ihn zutrat. »Wenn du vorhast, den Laden auszurauben, legst du dich mit den falschen Leuten an, mein Freund«, sagte er.
Ich blieb vor ihm stehen.
»Ich will deinen Boss sprechen, habe aber das Gefühl, er mich nicht. Deshalb gehst du jetzt da rüber und klingelst nach ihm. Sag ihm, mit der Kasse stimmt etwas nicht. Sag ihm, er soll hochkommen. Wenn du’s nicht tust, bringe ich dich um. Hast du verstanden? Falls du mir nicht glaubst, dann schau mal hier.«
Ich deutete auf die Zeitung, die vor ihm auf der Bar lag. »Das bin ich.«
Er betrachtete die Titelseite. »Ja, ich sehe es.«
»Dann glaubst du, dass ich meine, was ich sage?«
»Woher soll ich wissen, dass Sie mich nicht trotzdem umbringen?«
»Weil ich so nicht drauf bin, kapiert?« Ich hielt ihm die Pistole unter die Nase. »Los, beweg dich. Und sprich laut genug, damit ich jedes Wort verstehen kann. Wenn du auch nur davon träumst, Heed zu warnen, bist du ein toter Mann. Und eins kann ich dir sagen: Er ist es nicht wert, dass man für ihn stirbt.«
Ich folgte ihm mit einem gewissen Abstand durch den Klub. Hoffentlich hatte Heed nicht eine der Kameras eingeschaltet, die überall an den Wänden hingen. Als er die Tür
erreicht hatte, drehte sich der Barkeeper zu mir um. Als er sah, dass der Revolver auf ihn gerichtet war, tippte er einen Code ein und wartete.
Kurz darauf kam eine verzerrte Stimme über die Gegensprechanlage, und der Barmann sagte sein Sprüchlein auf. Er klang überzeugend genug, und nachdem er fertig war, drehte er sich zu mir um. »Er kommt hoch«, sagte er leise.
»Geh von der Tür weg«, zischte ich. Er gehorchte wortlos.
Ich atmete noch einmal tief durch, und ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür. Meine Finger spannten sich um den Abzug, als ein extrem unangenehm aussehender Westler langsam herauskam. Sein Gesicht hätte Kinder zum Weinen gebracht.
Selbst aus fünf Metern Distanz stieg der Ekel in mir auf. Er hatte etwas an sich, eine Aura, die Krankheit und Tod verströmte. Seine fleckige, schwabbelige Haut hatte eine ungesund gelbe Färbung und sah aus, als würde sie sich unter Sonnenlicht auflösen. Er trug einen altmodischen purpurfarbenen Samtanzug und ein ausgebleichtes weißes Hemd. Er konnte fünfzig sein oder auch achtzig, es war schwer zu sagen, wie alt dieser wandelnde Leichnam sein mochte.
»Also, wo liegt das Problem?«, fragte er mit tiefer, aber melodischer Stimme, die einen leichten australischen Akzent verriet.
»Hier«, sagte ich und trat hinter dem Tisch hervor. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass Tina sich ebenfalls erhob.
Er drehte sich zu mir um. »Ah, Mr. Milne«, sagte er mit einem schleimigen Lächeln und entblößte dabei eine Reihe
unregelmäßiger Zähne. »Ich habe nicht erwartet, Sie hier zu treffen. Und Sie auch nicht, Miss Boyd. Was verschafft mir die Ehre?«
Seine Unbekümmertheit irritierte mich wie auch die Tatsache, dass er Tina kannte, doch ich ließ mir nichts anmerken.
»Wir brauchen ein paar Antworten«, erwiderte ich und richtete die Waffe auf ihn. »Also gehen Sie von Ihrem Freund da weg und strecken Sie die Hände in die Luft.«
Er war unglaublich schnell. Mit einer einzigen fließenden Bewegung schlang er einen Arm um den Hals des Barkeepers, zerrte ihn als Schutzschild vor sich und zog gleichzeitig mit der anderen Hand eine Pistole unter dem Jackett hervor. Noch ehe der Barkeeper reagieren konnte, jagte Heed ihm zwei Kugeln in den Rücken, die seinen Körper durchschlugen und mich beinahe erwischt hätten, während ich in Deckung hechtete. Der Barkeeper zuckte unkontrolliert, doch Heed hielt ihn fest und feuerte weiter, während er sich hinter die Tür zurückzog. Die Kugeln pfiffen durch den Klub, richteten aber keinen Schaden an.
Ich sah zu Tina hinüber, die den Kopf zwischen den Armen verborgen hatte, dann rollte ich mich herum und schoss
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