Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
Vom Netzwerk:
hatte ihr gehört. Ein allerletztes Mal hatte ich sie halten dürfen. Ihre Haut, ihr Duft, ihr Kuss…“, er berührte vorsichtig seine Lippen, als könnte er den süßen Geschmack dieser einstigen Liebe erneut heraufbeschwören. „Lesley Ashton, du meine Güte, ich kann immer noch nicht fassen, wie bescheuert ich eigentlich war. Allein schon der Name hätte mir im Gedächtnis bleiben müssen. Wie konnte er nur so tief in mir schlummern und in Vergessenheit geraten?“ Seine Gesichtszüge veränderten sich urplötzlich, der letzte Rest seiner Wut verschwand augenblicklich und ein trauriger Ausdruck kam stattdessen zum Vorschein. „Auch wenn die Ähnlichkeit nicht unbedingt äußerlich erkennbar ist… ich hätte es in ihrem sanften Wesen entdecken müssen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, dann hat sie vieles von ihrer Mutter…“
    „Evelyn Ashton? Das ist unglaublich, ich kann kaum fassen, dass Du mit Lizs Mutter zusammen warst.“ Eine Feststellung, die sich in mein Herz bohrte und einen dumpfen Schmerz hinterließ. „Ist dir eigentlich bewusst, dass ich Lesley nie kennen gelernt hätte, wenn du Evelyn verwandelt hättest?“ Die Worte waren ausgesprochen, ehe mir klar war, dass er es falsch auffassen konnte. Ich hatte nicht vor, die Situation wieder hoch kochen zu lassen. „Peter, ich wollte nicht…“
    „Du hast immer alles bekommen, was du wolltest“, unterbrach er mich scharf. „Seitdem ich denken kann, ist dir bisher immer alles in den Schoß gefallen.“ Seine blaugrauen Augen blitzten mich an. „Das scheint dir noch nicht einmal bewusst zu sein, richtig?“
    „Ich verstehe nicht.“ Das tat ich wirklich nicht.
    Peter stand langsam auf. „Das sieht dir ähnlich“, schnaubte er verächtlich. „Weißt du, jeder hat irgendwelche Fehler, auch wenn er noch so perfekt wirkt. Selbst du, obwohl dir das wahrscheinlich auch nicht klar ist.“ Seine Fänge verlängerten sich und ragten jetzt wieder bedrohlich über seine schmalen Lippen. „Ich werde dir sagen, was dein Problem ist. Du bist zu pflichtbewusst. Du bist womöglich viel mächtiger als die meisten Vampire, die ich kenne, doch du hältst alles in dir zurück. Wenn du mehr deinem Zorn folgen würdest, könntest du einer der Mächtigsten unter uns sein, aber das kümmert dich nicht. Du befolgst stattdessen noch immer Gesetze und Regeln…“ Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, hob er seine Hand. „Ich selbst hatte mich ja größtenteils daran gehalten, doch mir stehen nicht einmal annähernd deine Möglichkeiten zur Verfügung“, er seufzte. „Möglich, dass ich mich wiederhole, aber mich macht das alles so rasend, verstehst du? Denn zu allem Überfluss hast du noch etwas. Etwas, das sogar noch viel bedeutender ist als Macht oder Stärke.“ Jetzt klang seine Stimme ein wenig wehmütig. „Ich an deiner Stelle hätte Lesley schon längst zu meinesgleichen gemacht, egal was die Ältesten sagen. Sollen sie mir drohen“, er reckte seinen Kopf abrupt vor. „Lieber ein kurzes Leben mit der Frau, die man liebt, als die Ewigkeit allein zu verbringen. Halt sie fest, solange du noch die Chance dazu hast. Wenn du zu lange wartest, geht es dir sonst möglicherweise bald wie mir.“
    Seine Worte sickerten unverhohlen in mein Bewusstsein und ob ich es zugeben wollte oder nicht: Er hatte recht. Ich konnte es ignorieren oder widersprechen, aber letztendlich würde ich mir eingestehen müssen, dass Peter mit allem, was er gerade gesagt hatte, richtig lag. Musste man mich wirklich erst darauf aufmerksam machen?
    Richard Ashton stöhnte unerwartet auf und unterbrach damit meine Überlegungen. Ich starrte auf den schwachen Körper hinunter und tatsächlich, Ashton erlangte wieder das Bewusstsein.
    „Er kommt zu sich“, bemerkte Peter ungerührt.
    „Au, mein Kopf. Verflucht, womit wurde ich geschlagen, mit einer Eisenstange?“ Lesleys Vater rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über seinen Nacken.
    Peter lachte kurz auf und der Sarkasmus kehrte in seine Stimme zurück. „Menschen sind so zerbrechlich.“
    Ashton richtete sich etwas auf, um uns besser sehen zu können. „Du“, giftete er Peter sofort an. „Warum bist du hier? Bist du wegen ihr gekommen?“, er deutete mit dem Kopf nach oben zur Zimmerdecke. „Nun, dann nimm´ sie doch endlich mit… es wird Zeit, dass sich der Vater um seine Tochter kümmert!“ Seine Stimme klang jetzt fest und beherrscht, die gewohnte Arroganz war wieder da. Erstaunlich, wie schnell sein Mut

Weitere Kostenlose Bücher