Erlösung
wollte, offiziell war ich schließlich gar nicht hier. Es vergingen nur wenige Sekunden bis ich vor der Tür zu Lizs Schlafzimmer stand. Dahinter plapperte Colette wieder einmal unentwegt vor sich hin, doch ich hörte nicht wirklich hin. Meine Hand berührte die Türklinke, aber ich konnte sie nicht herunter drücken. Verflucht, Nicholas, reiß´ dich zusammen! Dieses Mal brauchte meine innere Stimme nichts zu sagen, ich fühlte mich auch ohne mein Gewissen furchtbar. Peter tat das, was er wohl am besten konnte und wenn er es nicht tun würde, dann wäre ich an seiner Stelle. Richard Ashton wusste zu viel und es war meine Pflicht dafür zu sorgen, dass er uns vergaß. Leider gab es keinen anderen Weg. Entweder man löschte das gesamte Gedächtnis oder alle Erinnerungen würden bleiben und mit ihnen würden die Vampire irgendwann entdeckt werden. Auf eine Hetzjagd konnten wir wohl alle gut verzichten. Die Zeiten hatten sich geändert, heutzutage waren wir zwar noch immer unsterblich, aber es gab mittlerweile weitaus gefährlichere Waffen als damals. Gut, die meisten davon konnten uns auch nicht unbedingt töten, aber höllische Schmerzen verursachten sie trotzdem. Abgesehen davon hatte ich mich bis jetzt auch noch keinem Maschinengewehrkugelhagel oder einer Handgranate aussetzen müssen, also wer konnte schon sagen, wie lange mein Körper für so eine Regeneration brauchen würde? Wie viele Menschen herhalten müssten, damit ich wieder zu Kräften kommen würde? Es waren Fragen, auf die ich keine Antwort wusste und ich hoffte, dass ich auch nie eine davon nötig habe würde. Ich sog ein letztes Mal Luft in meine Lungen, dann klopfte ich gegen die schwere Holztür. Das Gespräch verstummte augenblicklich und Lesleys sanfte Stimme bat mich herein. Als sie mich sah, wirkte sie wieder einmal erleichtert.
„Nicholas.“
Colette grinste breit. „Hey, da hat aber einer Sehnsucht.“ Sie sprang vom Bett und schnappte sich in der nächsten Bewegung ihre Klamotten vom Boden. „Okay ihr zwei Hübschen, ich werde mich dann mal verziehen.“
Ich machte sofort einen Schritt auf sie zu. „Nein, ich möchte euren gemeinsamen Abend nicht unterbrechen.“ Das hast du schon längst. „Es tut mir Leid, dass ich überhaupt so spontan hier hereingeschneit bin, ich hätte mich vielleicht auch mal anmelden sollen.“ Ich lächelte entschuldigend und konnte dabei nur Colette ansehen.
„Quatsch“, lachte sie vergnügt. „Ist schon in Ordnung. Ich habe meine beste Freundin genug mit meinen Liebesproblemen gequält, jetzt wird es Zeit, dass sie sich um ihre eigene Beziehung kümmert.“
Normalerweise hätte ich mich darüber gefreut, aber wie sollte ich es ertragen, allein mit Liz zu sein. Wie konnte ich ihr in die Augen schauen, obwohl ich zuließ, dass ihr Vater da unten gerade sein Gedächtnis verlor…
„Ich rufe dich die Tage mal an, ja?“ Colette drückte Lesley einen Kuss auf die Stirn.
„Ja, und danke fürs Zuhören.“
„Ha, als ob du bei mir zu Wort gekommen wärst.“ Sie zwinkerte meinem Engel zu und dann kam sie zu mir. Ich war darauf gefasst, dass sie mich womöglich wieder in die Seite zwicken würde oder dergleichen, aber Colette beugte sich zu mir und umarmte mich auf einmal. „Danke, dass du sie so glücklich machst.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern an meinem Ohr, Liz konnte es garantiert nicht hören. Und als Colette sich zurück lehnte, konnte ich in ihren Augen erkennen, wie froh sie über ihre eigenen Worte war. Sie schien mich wirklich zu mögen, doch wenn sie wüsste, was ich für ein mieser Kerl war, dann wäre ihre Meinung bestimmt eine andere.
„Du bist eine gute Freundin“, flüsterte ich zurück.
„Hey, keine Geheimnisse, das ist unfair“, protestierte Lesley spielerisch. Colette nickte mir zu. Dann schnitt sie Liz eine witzige Grimasse, bevor sie kichernd das Zimmer verließ. Die Tür war bereits ins Schloss gefallen, doch ich starrte immer noch auf die Klinke. Die Sekunden dehnten sich aus. Ich glaubte meinem Namen zu hören, einmal, zweimal… ich reagierte jedoch erst, als sich Lesley im Bett regte und versuchte aufzustehen.
Blitzartig drehte ich mich herum. „Warte“, es klang ein wenig schroff. Meine Finger berührten Lizs Arm und ich schob sie wieder zurück in eine sitzende Position.
„Kann Colette denn überhaupt das Haus verlassen, ich meine, ist es sicher?“ Sie versuchte ruhig zu klingen, ihr Puls verriet mir aber ihre eigentliche Sorge.
„Ihr wird nichts
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