Erlösung
Angebot reagierte als es gut war. Sein Kiefer pochte beharrlich, bereit seine Fänge hervorschießen zu lassen. Und ein tiefes und wohl bekanntes Verlangen breitete sich unablässig in seinem Inneren aus. Es war bloß der Vorbote des unbändigen Dursts, sollte er das ganze nicht im Keim ersticken. Er unterdrückte ein unzufriedenes Knurren und er ließ Lesley im selben Moment los.
Überrascht blickte sie ihm direkt in die Augen und der Anflug von Panik, der sich gerade noch angekündigt hatte, war urplötzlich verschwunden. Peters schillernde Iris wirkte fast schon beruhigend. Wasser und Nebelschwaden, die sich wabernd um die Pupillen schlängelten. Lesley schüttelte den Kopf, als könnte sie sich damit von diesen merkwürdigen, unerklärlichen Empfindungen befreien. Peter erwartete eigentlich, dass sie ihn zum Teufel schicken würde oder was eine Frau in so einer unwirklichen Situation nun einmal tun würde. Jedenfalls etwas, dass bestimmt aufsehen erregen würde.
„Ich weiß, dass Worte nicht ausdrücken können, was ich empfinde“, begann er also ruhig. „Sie können nicht mal annähernd beschreiben, was ich gerade fühle, aber ich kann auch nicht schweigen. Ich möchte mich entschuldigen, obwohl es nichts ändern wird… trotzdem: es tut mir Leid, was ich dir angetan habe.“
Lesley starrte noch immer in das Antlitz des Vampirs, der wohl einer der gefährlichsten seiner Art war und trotzdem konnte sie seinen Worten Glauben schenken. Es stimmte, es würde nichts mehr am Geschehen ändern können, aber es beruhigte sie auf eine seltsame Art und Weise. Vielleicht, weil sie einfach hoffte, er würde ihr nach dieser Beichte nicht mehr das Blut aussaugen wollen. Oder, weil sie auf einmal erkannte, dass selbst in Peter ein Funken Menschlichkeit steckte.
„Wenn du dich verabschiedest, heißt das, du kommst nicht wieder?“ Sie hoffte, dass er es nicht falsch verstehen würde.
Peter schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ich dein Anwesen noch einmal betreten werde, aber ich fürchte, dass wir uns noch einmal unweigerlich begegnen werden.“ Am liebsten hätte sie gefragt, warum er nicht endlich gehen konnte, doch sie wollte seine positive Stimmung nicht durch eine unbedachte Äußerung zerstören. Sie hatte Nicholas Worte nicht vergessen, man sollte niemals das Raubtier reizen.
„Die Sache mit Crane und Elisabeth ist noch nicht vorbei und es ist an der Zeit, dass ich mich endgültig für eine Seite entscheide.“ Er sah in ihrem Blick, dass die Furcht zurückkehrte. „Ich werde dich schützen, das ist das Mindeste, was ich tun kann.“
Lesley war nicht erleichtert über diese Worte. „Nicholas passt auf mich auf.“ Es klang trotziger als beabsichtigt.
Peter grinste erneut. „Jetzt klingst du wirklich wie deine Mutter… sie war auch immer so stur.“ Niemals hätte sie gedacht, dass Peter zu solchen Empfindungen fähig war, aber seine Worte klangen so voller Wärme, dass kein Zweifel an seiner Ehrlichkeit bestand. „Ich kann immer noch nicht begreifen, dass ich nicht gemerkt habe, dass du von ihrem Blut bist. Auch wenn das Aussehen anders ist, hätten mir zumindest die Gesten auffallen müssen.“ Er seufzte. „Ich schätze mal, dass es daran lag, dass ich zu sehr damit beschäftigt war, dir Angst einzujagen und dich zu bedrohen.“
Sie hätte fast gelacht, denn seine Äußerung traf es ziemlich genau. Ein anderes Gefühl trat allerdings in den Vordergrund. Eifersucht. „Ich müsste dich eigentlich schon allein dafür hassen, dass du meine Mutter anscheinend besser kanntest als ich. Du hast dir die Erinnerung an sie bewahrt, aber ich war zu klein, um das tun zu können. Ich weiß nur noch wenige Dinge von ihr und deswegen beneide ich dich um all´ die Momente, die dir im Gedächtnis geblieben sind, weil meine sehr begrenzt sind.“ Auf dieses Geständnis war er nicht vorbereitet gewesen. Was sollte er darauf erwidern?
„Es tut mir leid, dass dir so wenig von ihr geblieben ist.“
„Ja, mir auch.“ Sie senkte den Blick und atmete tief ein, bevor sie Peter wieder ansah. „Was geschehen ist, ist nun mal passiert. Normalerweise bin ich der Meinung, dass jeder eine zweite Chance verdient hat…“
Er merkte sofort, dass sie zögerte. „Aber in meinem Fall, siehst du es anders.“ Es war keine wirkliche Frage.
Darauf wollte er hoffentlich keine Antwort haben, schoss es ihr durch den Kopf. „Ich sollte wieder gehen, Nicholas fragt sich bestimmt, wo ich bleibe. Ich hatte ihm gesagt, dass
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