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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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Menschen, wird es dennoch den Hunger ihn dir wecken. Je mehr du dich darauf einlässt umso natürlicher wird es.“
    Liz starrte auf meine Haut, wie ich es ihr geraten hatte und es vergingen tatsächlich nur wenige Sekunden, bis die erste Wirkung einsetzte. „Mein Kiefer“, sie griff sich abrupt ins Gesicht. „Es tut weh.“
    „Das ist vollkommen normal, dein Instinkt setzt ein, es geht los. Wehr dich nicht dagegen, gib ihn frei.“ Ich musste automatisch an mein erstes Mal denken; als sich meine Fänge aus meinem Zahnfleisch gebohrt hatten, um mit meinen Eckzähnen zu verschmelzen. Die tödliche Waffe eines Untoten, wie oft hatte ich sie schon benutzt. Jetzt konnte ich es kaum erwarten, es bei ihr zu sehen.
    „Es dauert nur einen kurzen Augenblick und schmerzt vielleicht ein wenig, aber es geht rasch vorüber und je öfter es geschieht desto leichter und natürlicher wird es.“ Ich war so aufgeregt wie ein kleines Kind, das seine ersten Schritte macht. „Öffne deinen Mund, Engel. Zeig´ es mir.“
    Lesleys Augen glühten nun in einem durchdringenden Blau, das mich regelrecht um den Verstand brachte. Ihre Lippen schoben sich nach oben und ihre weißen Zähne blitzten mich an. Als sich ihre Eckzähne verformten löste dieser Umstand etwas in mir aus. Irgendwie war es betörend und bewegend sie so zu sehen. Mir fehlten ein wenig die Worte, um beschreiben zu können, was gerade in mir vorging. Jetzt konnte ich zumindest verstehen, wie Vincent sich wohl gefühlt haben musste, als er Peter oder mich erschaffen hatte. So etwas konnte sicherlich wie eine Droge wirken. Ein weiterer Grund, warum der Rat der Ältesten das Gesetz erlassen hatte, dass man mindestens vierhundert Jahre alt sein musste, um diese Gabe einzusetzen. Möglicherweise hatte ich mich deswegen auch so schwer getan, im richtigen Moment von Liz abzulassen, ehe meine Gier sie wirklich getötet hätte. Ich schob den Gedanken beiseite und konzentrierte mich wieder auf meinen Engel.
    „Ich denke, es ist soweit.“ Ich reichte ihr mein Handgelenk. „Beiß´ zu, es wird mir nicht weh tut.“ Weil sie zögerte, nickte ich ihr ermutigend zu und als sie dann nach meinem Arm griff, musste ich automatisch lächeln. Lesley war zaghaft und vorsichtig, als sich ihr Mund auf meine Haut legte. Ihre Fänge schnitten sich in mein Handgelenk, doch es war kein wirklicher Schmerz, der mich durchzuckte. Sie machte mich einfach nur stolz, so merkwürdig und ungewohnt das für mich auch klang. Unsere Verbindung schien um ein Vielfaches tiefer zu gehen als zuvor.
    Liz kostete nur wenige Tropfen, ehe sie von meiner Haut abließ. „Du meine Güte“, es klang atemlos. „So etwas hatte ich wirklich nicht erwartet.“
    „Nicht so widerlich, wie du gedacht hast?“
    „Nein, überhaupt nicht. Es ist wirklich… gut.“ In ihrem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass sie über diesem Umstand froh und gleichzeitig total erschrocken war.
    „War das eigentlich das Einzige, über das du dir Sorgen gemacht hast?“
    „Offen gestanden, ja. Ich meine, alles andere sieht bei dir immer so einfach und normal aus. Ich kann noch nicht richtig glauben, dass ich ein paar Sachen davon jetzt auch können soll.“
    Ich nahm ihre Hände in meine. „Du wirst dich wundern.“ Als ich aufstand zog ich sie mit mir zusammen hoch. „Probieren geht ja bekanntlich über Studieren. In diesem Sinne… lass uns von hier verschwinden. Ich habe eine bessere Idee für heute Nacht.“
    „Okay, was immer das auch heißen mag.“ Sie sah an sich herunter. „Aber Vampir oder nicht, ich sollte mir etwas überziehen.“ Sie schnappte sich ihre Sachen vom Boden und war anscheinend überrascht, dass ihre Bewegungen ungewohnt schnell waren. Und das war noch gar nichts, ich freute mich schon darauf zu sehen, was mein Engel nun alles tun konnte.
    Wir packten unsere Sachen zusammen und bevor wir das Hotelzimmer verließen, beseitigte ich alle Spuren, die Fragen hätten aufwerfen können. Eine blutbeschmierte Serviette gehörte definitiv dazu. Draußen auf dem Flur vergewisserte ich mich, dass niemand in der Nähe war. Ich wollte erst einmal unnötigen Kontakt vermeiden. Wir waren allerdings allein, was bei der Uhrzeit auch absehbar war. Rasch stiegen wir in den Aufzug.
    „Die solltest du übrigens tragen, um deine Augen zu verbergen.“ Ich reichte Lesley meine Sonnenbrille aus meiner Jacke. „Es wird noch etwas dauern, bis sie nicht mehr ganz so stark glühen.“ Liz nahm die Brille und setzte sie auch sofort

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