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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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sie nur hundert Meter von einem Lebensmittelgeschäft entfernt waren, das wahrscheinlich hundert Mal so groß war wie das größte, das sie je im Leben gesehen hatten.
    Während sie ihren Reis aß, hielt neben ihnen ein Wagen, was die Männer veranlasste, durch schmale Vorhangschlitze hinauszuspähen. Sie sahen besorgt aus und machten Anstalten, nach ihren Waffen zu greifen, dann strahlten sie plötzlich vor Freude. Mahir rief laut etwas davon, wie groß Allah sei. Das weckte Jones auf, der sich über die Situation klar wurde und allen befahl, die Klappe zu halten. Er stemmte sich aus dem großen Kapitänsstuhl hoch, wankte auf steifen Beinen die Treppe hinunter, schloss die Tür auf und öffnete sie. Dann trat er zurück, damit drei Männer das Wohnmobil betreten konnten. Sie hatten Bärte und zeigten ein breites Grinsen. Jones brachte sie zum Schweigen und bestand darauf, dass die Tür zugezogen und wieder abgeschlossen wurde.
    Dann entluden sich die Gefühle in herzlichen Begrüßungen, Gelächter und einer Fülle weiterer freundlicher Bemerkungen über Allah. Das Einzige, was die Stimmung dieser Männer dämpfen konnte, war, wie es schien, die Anwesenheit Zulas, die sie schockierend, ja geradezu anstößig fanden, als sie sie bemerkten.
    Die Neuankömmlinge sahen wie Inder oder Pakistanis aus und schienen das Arabische wie Jones nur als Zweit- oder Drittsprache zu sprechen, weshalb dieser am Ende englisch mit ihnen redete. Englisch sprachen sie sehr gut und mit nur minimalem Akzent. Zula entnahm der Unterhaltung, dass sie vergangene Nacht eine E-Mail von Jones erhalten und so schnell wie möglich aus Vancouver hierhergekommen waren – wo auch immer das hier war. Speichellecker waren offenbar überall gleich. Der Redseligste der drei, der ständig darauf achtete, Jones am nächsten zu sein, entschuldigte sich unentwegt dafür, dass sie nicht noch früher gekommen waren. Dieser Mann – er hieß offenbar Sharjeel – sah aus, kleidete und verhielt sich wie ein verwestlichter Doktorand oder Angestellter einer Hightechfirma. Während Zula ihn beobachtete, konnte sie nur an all die nichtterroristischen Südasiaten denken, die sich mit Freuden in die nordamerikanische Gesellschaft integrierten und für die ein Arschloch wie Sharjeel der schlimmste Alptraum war.
    Dass nun auf einmal noch Sharjeel und seine Freunde mitspielten, setzte ihr schrecklich zu, und sie musste eine Zeitlang nachdenken, um dahinterzukommen, warum. Bis jetzt hatte es so geschienen, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis Jones und seine Truppe einen Fehler machten und bemerkt oder gefasst wurden. Jones hatte in den Staaten gelebt und kannte die Verhältnisse in Nordamerika. Er verstand es recht gut, wie ein schwarzer Amerikaner zu reden, und konnte ziemlich charmant sein; offensichtlich hatte er diesen Charme bei den Besitzern des Wohnmobils spielen lassen, bevor er sie kurz darauf mit der Pistole bedroht hatte. Aber er konnte nicht rund um die Uhr wachbleiben, und er konnte nicht alles machen. Im Gegensatz zu ihm bewegten sich seine Genossen jetzt in einer Kultur, deren Sprache sie nicht sprachen und in der sie keine Ahnung hatten, was normales Verhalten war. In der Wildnis kamen sie gut zurecht, aber an einem Ort wie diesem konnte man sie nicht mal aus dem Wohnmobil herauslassen.
    Damit waren Sharjeel und seine Kumpel für Jones extrem nützlich und daher, was Zula anging, ausgesprochen unwillkommen.
    Sie machten sich auch sofort nützlich. Einer von ihnen setzte sich in den riesigen, drehbaren Captain-Kirk-Fahrersessel. Denn Jones beabsichtigte, sich mit Sharjeel und dem anderen Neuankömmling in den Walmart zu wagen, und wollte jemanden, der Englisch sprach und für die richtige Fassade sorgen konnte. Das hieß, falls irgendein geselliger Wohnwagenurlauber oder Walmart-Sicherheitsmensch an die Fahrertür klopfte, weil er Lust auf eine kleine Plauderei hatte, wäre es am besten, wenn derjenige, der antwortete, nicht noch den Staub von Nordwasiristan in den Falten seines Turbans hatte.
    Jones kramte einen Strawberry-Shortcake-Notizblock aus dem Handschuhfach und begann, eine Einkaufsliste zu machen. Mal schrieb er stumm, dann wieder dachte er laut. »Speiseöl … Insektenschutzmittel … Streichhölzer … Akkubohrer …«
    »Tampons«, rief Zula.
    »Welche Sorte?«, fragte Jones, ohne innezuhalten. »Leicht, Normal, Super, Ultra?«
    »Sie haben tatsächlich mal eine Freundin gehabt?«
    »Ich besorge Ihnen eine Großpackung und fasse Ihre

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