Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
in der Innenstadt beförderte, der praktisch im Keller der Firmenzentrale von Corporation 9592 lag. Das war in jeder Hinsicht schneller, sicherer und effektiver als die antiquierte Prozedur, mit einem Privatwagen zum Flughafen zu fahren, um einen Besucher abzuholen. Inzwischen sagte Richard den Leuten einfach ganz kaltblütig, sie sollten den gottverdammten Zug nehmen. Aber der heute ankommende Passagier war John, und es stand außer Frage, dass das die alte Zeremonie mit großem Tamtam erforderte: die tatsächliche Ankunftszeit auf der Webseite der Alaska Airlines überprüfen, zum Flughafen fahren, auf dem Phone Lot dösen, bis die lange Funkstille plötzlich von Ein-Wort-Mitteilungen auf dem Display seines Telefons unterbrochen wurde ( GELANDET , ROLLEN , ROLLEN NOCH IMMER , WARTEN AUFS AUSSTEIGEN , DICKE FRAU BLOCKIERT MITTELGANG ), das sorgfältig getimete Eintauchen in das Durcheinander im Ankunftsbereich. John, ein beinamputierter älterer Mitbürger/Kriegsveteran, hätte bei der Flughafenleitung aus mindestens drei Gründen eine Vorzugsbehandlung erwirken können, aber er schien es amüsant zu finden, aus eigener Kraft, seine Reisetaschen über der Schulter, zur Tür hinauszustampfen und auf toten Stelzen durch das Fahrzeuggewirr bis zum Heck von Richards SUV zu navigieren. Er hatte für eine lange Reise gepackt: eine Reise nach China.
    Dodges Abreise aus Iowa war erst ungefähr vier Tage her, was deutlich unter der Umarmungsschwelle lag. Und wenn sie einander schon nicht umarmten, schien es auch wenig Sinn zu haben, sich die Hand zu geben. Ohnehin waren ihre Hände damit beschäftigt, die Heckklappe des SUV herunterzuziehen. John, stets der ältere Bruder, hatte die Bewegung eingeleitet, und Richard, der sich vorkam, als wäre er so etwas wie ein schlechter Gastgeber, griff nur einen Sekundenbruchteil später nach oben und bekam das Ding zu fassen, als es gerade herunterzuklappen begann. Vier Forthrast-Hände knallten es mit mehr Kraft zu, als eigentlich erforderlich war, dann trennten sich die beiden, jeder ging an seiner Fahrzeugseite entlang nach vorn, und sie stiegen gleichzeitig ein.
    »Man kann ihn nach hinten verstellen«, sagte Richard von Johns Sitz.
    »Alles bestens«, insistierte John, der sich mit Richard über eine kulturelle Kluft hinweg unterhielt, die zu überbrücken niemals leichter wurde. Selbst wenn Johns Sitz, so die zugrundeliegende Vorstellung, tatsächlich zu weit vorn positioniert wäre – und so seine Beinfreiheit einschränkte und seine körperliche Bequemlichkeit beeinträchtigte –, wäre der bloße Akt des Verstellens um wenige Zentimeter nach mittelwestlichen Maßstäben nicht nur eine überflüssige Energieverschwendung, sondern käme auch dem Eingeständnis gleich, dass der Verstellende ein Mensch war, der nicht mit einer kleinen Unannehmlichkeit fertig wurde.
    Richard hielt einen Moment inne, lehnte sich zurück und fragte sich, ob er überhaupt fahren sollte. Es war Mittag. Er hatte vergangene Nacht überhaupt nicht geschlafen. Dann riss er sich zusammen, schaute in beide Spiegel, überprüfte den toten Winkel und fädelte sich zügig beschleunigend in den Verkehr ein. Genau wie im Fahrunterricht.
    »Du kannst fast einen Tag totschlagen, ehe wir nach China abfliegen«, sagte Richard, sobald sie es auf die I-5 geschafft hatten. Inzwischen hatte er sich dem kulturellen Unterschied angepasst und sagte daher nicht »dich ein paar Stunden entspannen« oder »dich frischmachen« oder »vom Flug ausruhen«, was so aufgefasst worden wäre, als hätte Richard angedeutet, dass John dem Stress moderner Flugreisen nicht gewachsen sei. »Totschlagen« dagegen implizierte, dass es Richard nicht schnell genug ging. »Meine Wohnung liegt vom Büro aus gleich die Straße runter, da kannst du hingehen und duschen, wenn du willst, ins Internet gehen …«
    »Ich würde mich gern mit dir zusammen hinsetzen und noch mal einen Blick darauf werfen«, sagte John.
    »Du wirst nichts Neues sehen«, sagte Richard.
    »Bestimmte Wörter sind auf meiner Kopie schwer zu erkennen. Zulas Handschrift war noch nie die beste …«
    »Deine Kopie ist meine Kopie, John. Hör mir zu. Wir reden hier von digitalen Dateien. Was ich dir gemailt habe, ist eine exakte, perfekte Kopie dessen, was ich von dem Typen in China bekommen habe. Sich meine Kopie anzusehen hilft auch nicht weiter.«
    »Auf der zweiten Seite«, beharrte John, »gibt es eine Zeile, die ziemlich undeutlich ist.«
    »Es handelt sich um eine

Weitere Kostenlose Bücher