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außerordentlich grausame Weise ins Jenseits befördern werde, falls er Zula etwas antäte.
Danach wies die Zeitachse eine weitere Lücke bis null sieben eins drei am gestrigen Morgen, chinesische Zeit, auf, als der Jet gestartet war. Dann folgte eine sehr große Lücke, welche die sechsunddreißig Stunden zwischen jenem Moment und » JETZT « umfasste. Später wurden in diese Lücke ein paar provisorische Markierungen gesetzt, die Olivias Kontaktaufnahme mit Chow, Sokolows Verschwinden im Dunst und die Zeitspannen bezeichneten, die Olivias jeweilige Flüge von Kinmen nach Taipeh, von Taipeh nach Singapur und von Singapur nach London in Anspruch genommen hatten.
Dann trat ein unangenehmes Schweigen ein.
»Es wäre vielleicht ganz praktisch gewesen«, sagte Onkel Meng, »wenn wir ein bisschen früher als heute erfahren hätten, dass sich Abdallah Jones in der Luft befindet, in einem Jet mit dem und dem Kennzeichen.«
Darauf war Olivia vorbereitet. Hatte darüber nachgedacht. »Bis ich diese Information aus Mr. Y rausgekriegt hatte, war Jones schon seit acht Stunden in der Luft. Wegen der Ereignisse – der Schießerei – hielt ich die Operation für aufgeflogen und traute George Chow nicht mehr, also habe ich ihm das Kennzeichen nicht genannt. Wir mussten ohnehin raus aus Kinmen. Als wir in Taipeh ankamen, war Jones schon seit mindestens zehn Stunden in der Luft. Ich hatte dort keine sichere Kommunikationsmöglichkeit, über die ich Sie hätte erreichen können. Als ich in Singapur ankam, war schon so viel Zeit vergangen, dass Jones’ Flugzeug mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr in der Luft war.«
Onkel Meng wirkte nicht überzeugt. Aber ehe dieses peinliche Thema weiter vertieft werden konnte, meldete sich eine der jungen, auf ihren Laptop einhauenden Hilfskräfte mit folgender Neuigkeit zu Wort: »Gestern wurde eine Vermisstenanzeige für jemanden namens Zula aufgegeben. Amerikanerin. Adoptivkind, gebürtige Eritreerin, daher der ungewöhnliche Name. Anfang zwanzig, wohnhaft in Seattle, wo die Anzeige auch aufgegeben wurde.«
»Besorgen Sie uns mehr über sie«, sagte Onkel Meng. »Ich würde schrecklich gern wissen, wie sie bei Abdallah Jones in einem entführten Businessjet gelandet ist. Ganz zu schweigen davon, wieso es den in anderer Hinsicht so blutdürstigen Mr. Y kümmert, wie diese Zufallsperson behandelt wird.«
»Sie schätzen Mr. Y ganz falsch ein«, sagte Olivia.
Alle schauten sie einfach an und hofften offenbar, dass sie mehr sagen würde.
»Er ist ein Gentleman«, erklärte sie in Ermangelung einer besseren Formulierung.
»Ja dann. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«, fragte Onkel Meng.
Ein Großteil dessen, was danach geschah, geschah außerhalb ihrer Reichweite: Sie beschafften Unmengen von Daten über Zula. Weitere Unmengen über den Russen. Sie vermuteten – aber Olivia weigerte sich, es zu bestätigen –, dass Mr. Y Sokolow war. Sie zogen RAF -Leute zu Rate, die über Flugzeuge und Radar Bescheid wussten, Flugnavigationskarten an der Weißwandtafel anbrachten, einen Flugsimulator in Betrieb nahmen, der so programmiert war, dass er genau diesen Typ von Businessjet simulierte, und versuchten, damit von Xiamen aus loszufliegen. Olivia schaute aus den virtuellen Cockpitfenstern des Simulators, sah den Strand von Kinmen, wo sie mit Sokolow gestanden hatte, und bildete sich beinahe ein, sie könnte, wenn sie die Augen anstrengte, dort unten zwei längliche Formen aus Pixeln sehen, verschwommene Darstellungen ihrer selbst und von »Mr.Y«, die zu diesem simulierten Flugzeug hinaufstarrten. Der eigentliche und ernsthafte Zweck der Übung bestand darin, mögliche Flugpläne zu untersuchen, denen Jones nach dem Start an jenem Morgen gefolgt sein könnte. Mehrere davon wurden »durchgespielt«, was sich nach Spaß anhörte, bis deutlich wurde, dass neunzig Prozent des Durchspielens mit den internen Mechanismen von Flugsicherungszentralen und dem Aufgeben von Flugplänen in diversen südostasiatischen Ländern zu tun hatten. Eine Fraktion wollte unbedingt demonstrieren, dass Jones den Jet bis nach Pakistan hätte fliegen können, doch in dieses Szenario wurden klaffende Löcher gerissen, als Experten auf die zahlreichen, aus militärischen Gründen gesperrten Lufträume um die umstrittenen Grenzregionen zwischen Indien und China, Pakistan und Indien etc. hinwiesen. Eine andere Fraktion sprach sich dafür aus, dass er den Jet bis nach Nordamerika geflogen hatte. Aber um das zu belegen,
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