Erstkontakt
Achseln. »Quint würde mir die Angelegenheit ohnehin wieder übertragen. Und Ed will ich es nicht aufbürden.«
»Warum wartest du nicht wenigstens bis morgen?«
Er zog sich das T-Shirt über den Kopf. »Weil ich nicht will, daß CNN mir zuvorkommt.«
Senator Randall wußte, warum sie da waren, ehe einer von ihnen auch nur ein Wort gesagt hatte; er wußte es schon seit dem vorigen Tag, als sie angerufen und ihm Bescheid gesagt hatten, daß sie mit dem Flugzeug kämen. Teresa Burgess trug den gleichen schweren, schwarzen Koffer, den sie während eines halben Dutzends ähnlicher Unternehmungen in Nebraska getragen hatte. Wie seine Eigentümerin war er sachlich und unbeugsam, aus steifem Leder hergestellt und an den Ecken und Kanten verschlissen.
Kompetenz und Rücksichtslosigkeit hatten jeglichen Rest von Sanftheit aus ihren Zügen verdrängt, wenn nicht gar aus ihrem ganzen Charakter. Sie vertrat die Bankinteressen von Kansas City und Wichita, wo sie Randall seit zwanzig Jahren genauso treu und zuverlässig unterstützte, wie ihr Vater den ersten Senator Randall unterstützt hatte.
Ihr Begleiter war Wendell Whitlock, der Parteichef des Staates. Whitlock war Autoverkäufer bei Rolley Chrysler-Plymouth gewesen (›Kaufe bei Freunden!‹), als Randall versuchte, sich einen Platz im Schulkomitee von Kansas City zu erkämpfen. Später verkaufte er Filialen, und am Ende verkaufte er seinen Einfluß.
Randall holte eine Flasche Jack Daniels heraus, und sie unterhielten sich lachend und angeregt über die alten Zeiten; aber seine Besucher wirkten irgendwie angespannt und überhaupt nicht gelöst und locker. »Ich denke, ihr glaubt nicht, daß wir es bis November schaffen können«, sagte er schließlich und sah von einem zum anderen.
Whitlock hob eine Hand, als wolle er protestieren und verkünden, daß von einer solchen Annahme überhaupt keine Rede sein könne. Aber irgendwie wirkte die Geste halbherzig. »Die Zeiten waren nicht besonders gut, Randy«, gab er zu. »Es ist nicht deine Schuld, weiß Gott, aber du weißt ja, wie die Leute sind. Die verdammten Konzerne kontrollieren die Preise, alle möglichen Leute machen ihre Interessen geltend, und deine Wähler sind nicht besonders erfolgreich. Irgend jemandem müssen sie die Schuld geben. Daher haben sie sich den Präsidenten und dich ausgesucht.«
»Ich habe getan, was ich konnte«, wehrte Randall sich. »Einige der Abstimmungen, über die die Leute sich aufregen, das zweite Gesetz zur Förderung der Landwirtschaft, die Bestimmungen für den Bau von Fabriken, das waren ausschließlich Kompromisse. Wenn ich nicht mitgezogen hätte, dann hätte Lincoln nicht den Schulausbau bekommen, die Rüstungsaufträge wären nicht zu Random und McKittridge draußen in North Platte gegangen, sondern wären den Bastarden in Massachusetts zugeschanzt worden.«
»Randy«, sagte Burgess, »das alles brauchst du uns gar nicht zu erzählen. Wir wissen das. Aber das ist nicht der Punkt.«
»Und was ist der Punkt?« fragte Randall wütend. Diese gottverdammten Leute schuldeten ihm eine ganze Menge. Burgess’ Getreidebörse wäre noch immer eine kleine Klitsche in Borken Bow, wenn er nicht gewesen wäre. Und Whitlock konnte seinen ersten anständigen Job bei der Partei dem Senator verdanken. Er fragte sich, wo die Loyalität blieb, auf die man sich früher immer noch hatte verlassen können.
»Der Punkt ist«, sagte Burgess, »daß es hier um eine enorme Menge Geld geht. Die Leute, die dich unterstützt haben, geraten in Gefahr, ihre Existenz zu verlieren, wenn sie es noch einmal tun und du nicht gewinnst.«
»Zur Hölle, Teresa, ich werde gewinnen. Das weißt du.«
»Ich weiß es nicht. Die Partei wird wohl baden gehen. Hurley verliert, ganz gleich, wen die Demokraten aufstellen, und die Leute, die zu ihm gehören, werden ebenfalls abserviert. Mag sein, daß die Menschen ihn ganz persönlich mögen, aber sie haben seine Politik endgültig satt. Und niemand im Senat steht ihm näher als du. Randy, die Wahrheit ist, daß du wahrscheinlich von der Partei noch nicht einmal nominiert wirst. Perlmutter ist im Staat ziemlich populär. Und in Omaha und Lincoln hat er alles auf seiner Seite.«
»Perlmutter ist noch ein Junge. Was könnte er schon für den Staat erreichen?«
»Randy.« Whitlock klang nun nicht mehr so mitfühlend und tröstend. Er hatte sich einen Schnurrbart wachsen lassen, seit Randall ihn das letzte Mal gesehen hatte. Es war schwer zu begreifen, warum: er sah auch
Weitere Kostenlose Bücher