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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Stephen war ganz froh über ihre Nervosität: sie wären mit Sicherheit verloren, wenn sie Harvey Metcalfe gegenüber auch nur einen Augenblick lang die Dinge auf die leichte Schulter nähmen.
    Das Team verbrachte ein ruhiges Wochenende. Stephen sah sich die alljährliche Aufführung der Theatergruppe seines College an, Adrian führte seine Frau zu den Festspielen nach Glyndebourne und benahm sich ungewöhnlich aufmerksam, Jean-Pierre las die neueste Veröffentlichung über Kunst – ›Goodbye Picasso‹ von David Douglas –, und James fuhr mit Anne nach Tathwell Hall bei Louth in Lincolnshire, um sie seinem Vater, dem fünften Earl, vorzustellen. Selbst Anne war an diesem Wochenende nervös.
    »Harry?«
    »Dr. Bradley?«
    »Ich erwarte heute einen amerikanischen Gast zum Abendessen in meiner Wohnung. Sein Name ist Harvey Metcalfe. Begleiten Sie ihn doch bitte herüber, wenn er kommt.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Und noch etwas. Er scheint mich irrtümlich für Professor Porter vom Trinity College zu halten. Bitte korrigieren Sie den Irrtum nicht – lassen Sie ihn einfach dabei.«
    »Gewiß, Sir.«
    Harry verzog sich in die Portiersloge und schüttelte traurig den Kopf. Irgendwann schnappten natürlich alle Wissenschaftler über, aber Dr. Bradley schien doch in einem ungewöhnlich frühen Alter von dieser Krankheit befallen worden zu sein.
    Harvey kam um acht. In England war er immer pünktlich. Der Chefpedell führte ihn durch den Kreuzgang und die alte Steintreppe hinauf zu Stephens Wohnung.
    »Mr. Metcalfe, Sir.«
    »Wie geht es Ihnen, Professor?«
    »Danke gut, Mr. Metcalfe. Wie schön, daß Sie pünktlich sind.«
    »Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Fürsten.«
    »Sie meinen vermutlich die Höflichkeit der Könige und in diesem Fall, die Ludwigs XVIII.« Stephen hatte im Augenblick vergessen, daß Harvey nicht einer seiner Studenten war.
    »Sicher haben Sie recht, Professor.«
    Stephen mixte ihm einen großen Manhatten. Die Augen seines Gastes schweiften im Zimmer umher und blieben am Schreibtisch hängen.
    »Ooh – tolle Bilder, die Sie da haben! Ein Foto von Ihnen und Präsident Kennedy und eines mit der Königin und sogar eines mit dem Papst.«
    Diese besondere Note war Jean-Pierre zu verdanken; er hatte Stephen mit einem Fotografen bekannt gemacht, der mit seinem Künstlerfreund David Stein im Gefängnis gesessen hatte. Stephen konnte es kaum erwarte, die Fotos zu verbrennen und zu behaupten, sie hätten niemals existiert.
    »Erlauben Sie, daß auch ich Ihnen eines für Ihre Sammlung schenke.«
    Harvey zog ein großes Foto aus der Tasche, das ihn selbst zeigte, wie er gerade den Preis für die King George VI and Queen Elizabeth Stakes aus den Händen der Queen entgegennahm.
    »Ich schreibe Ihnen eine Widmung drauf, wenn Sie wollen.«
    In ausladenden Buchstaben setzte er seinen Namenszug quer über die Queen.
    »Vielen Dank«, sagte Stephen. »Seien Sie versichert, daß ich es ebenso hochhalten werde wie meine anderen Fotografien. Und ich weiß es sehr zu schätzen, daß Sie sich die Zeit genommen haben, mich hier zu besuchen, Mr. Metcalfe.«
    »Es ist mir eine Ehre, nach Oxford zu kommen, und das hier ist so ein hübsches alte College.«
    Stephen hatte den Verdacht, daß Harvey wirklich meinte, was er gesagt hatte, und er unterdrückte die Regung, ihm die Geschichte von dem Dinner des verstorbenen Lord Nuffield, des Gründers der ›British Motor Corporation‹, in Magdalen College zu erzählen. Trotz Nuffields großzügiger Zuwendungen an die Universität waren die wechselseitigen Beziehungen nicht immer gerade freundlich zu nennen gewesen. Als ein Diener dem Gast nach einem College-Fest beim Fortgehen in den Mantel half, nahm dieser den ihm dargereichten Hut mürrisch entgegen mit den Worten: »Ist das meiner?« – »Ich weiß nicht, Mylord«, lautete die Antwort, »aber den hatten Sie auf, als Sie kamen.«
    Harvey betrachtete etwas fassungslos die Bücher auf Stephens Regalen. Die Unvereinbarkeit ihrer Thematik – reine Mathematik – mit der Disziplin des angeblichen Professor Porter – Biochemie – entging ihm glücklicherweise.
    »Informieren Sie mich bitte über den morgigen Tag.«
    »Aber gern«, sagte Stephen. »Während wir jetzt essen, gehe ich mit Ihnen durch, was ich für Sie geplant habe, und dann können wir sehen, ob Sie damit einverstanden sind.«
    »Ich mache alles mit. Seit ich dieses Mal in Europa bin, fühle ich mich um zehn Jahre jünger, und ich bin einfach

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