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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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angerückt. Die meisten kannte ich mit Namen, und das gefiel mir nicht. Ich war schon viel zu lange in dieser Stadt.
    Auch ich hatte mich aufgebrezelt. Statt Hose trug ich Rock, mein Ausschnitt war tiefer als sonst und meine Schuhe waren hochhackig.
    Pöppelbaum schäkerte an einem Stehtisch mit der Bedienung. Die Musiker spielten In the mood. Ich pirschte mich an.
    »Hallo, Grappa«, begrüßte er mich. »Kommt der Chef auch?«
    »Jansen kommt später. Und du? Wie geht’s? Bist du allein hier oder mit deiner neuen Flamme?«
    »Hör bloß auf«, stöhnte er. »Ich bin die kaum mehr losgeworden. Und stell dir mal vor, wir wären im Bett gelandet.«
    »Abwechslung macht doch Spaß«, grinste ich.
    »Meine zarte Psyche hätte das nie und nimmer verkraftet. Fällt dir eigentlich was auf an den Bedienungen hier?«
    »Nur das Übliche. Sie sind jung, ganz ansehnlich und gut zu Fuß.«
    »Das meine ich nicht. Schau mal auf das kleine Logo auf den T-Shirts.«
    Jetzt sah ich es auch: Da prangte der gediegene Schriftzug von Superiore.
    »Nicht zu fassen. Da hat der Polizeipräsident sich aber nicht lumpen lassen.«
    »Vielleicht macht Silius ja einen Sonderpreis«, plapperte Wayne. »Oder er macht es ganz umsonst.«
    »Das glaub ich nicht. Das wäre ja Bestechung«, meinte ich. »Aber seltsam ist es schon. Immerhin wird gegen Silius wegen Steuervergehen ermittelt. Und Superbulle Kleist diniert mit genau diesem Verdächtigen im Potemkin. Mach doch mal ein Bild von so einem Mädel mit Logo. Wer weiß, ob wir da nicht mal nachhaken wollen.«
    Das Orchester war bei Dixieland angelangt. Die Halle des Präsidiums füllte sich. Die Ehrengäste erschienen. Die Musiker spielten einen Tusch und Applaus brandete auf.
    In der nächsten Stunde wurden Reden geschwungen, die Brinkhoff in den Himmel lobten – er ließ es stoisch über sich ergehen. Sein Anzug war verknautscht und er sah so aus, als sehne er das Ende der Veranstaltung herbei.
    Zum Schluss stellte der Polizeipräsident den Neuen vor. Friedemann Kleist nahm die Vorschusslorbeeren mit ironischem Lächeln entgegen.
    Endlich entließ uns der Polizeipräsident in den gemütlichen Teil des Abends. Jansen war inzwischen auch eingetroffen und wir zogen uns – Pöppelbaum im Schlepptau – an einen Tisch zurück. Nicht weit von uns entfernt saßen Brinkhoff, Kleist und der Präsident zusammen mit dem Oberbürgermeister und ein paar Parteigrößen.
    »Ich brauche ein Glas Sekt für meinen Kreislauf«, stöhnte ich. »Das lange Stehen auf hohen Hacken war noch nie mein Ding. Und vor zehn Jahren hab ich das noch besser durchgehalten. Warum müssen die Menschen alt werden? Kann mir das einer von euch sagen?«
    Jansen und Pöppelbaum schauten sich an. Ich wusste genau, was sie dachten: Grappa hat wieder mal eine ihrer Sinnkrisen. Zum Glück trabte eine Kellnerin an und stellte eine nette Kollektion von Weinen auf den Tisch.
    »Hübsches Ding.« Wayne sah ihr nach, wie sie davonstiefelte. Auch Jansens Augen leuchteten.
    »Überprüf erst mal, was sie unterm Rock hat«, giftete ich. »Sonst ist die Enttäuschung vielleicht groß.«
    Pöppelbaum wurde rot und Jansen verstand Bahnhof. Die Band legte wieder los und die ersten Gäste schoben sich Richtung Buffet.
    »Ich geh mal zu Brinkhoff«, kündigte ich an.
    Der Hauptkommissar a. D. stand in der Wartereihe vor den Speisen.
    »Guten Abend, Herr Brinkhoff. Wie fühlen Sie sich nach so vielen Elogen?«
    »Irgendwie erschöpft. Ich hab gar nicht gewusst, wie toll ich war. Was sagen die erst bei meiner Beerdigung?«
    Wir lachten.
    »Das Essen heute hat sich der Präsi ja was kosten lassen«, sagte ich. » Superiore Feinkost ist ja nicht gerade McDonald’s. «
    »Bitte?« Brinkhoff war verdattert. »Das Zeug hier stammt von Silius?«
    »Ja, die Kellnerinnen tragen sein Logo auf der Bluse.«
    »Das werde ich klären.«
    Er ließ mich stehen. Sein entschlossener Gang gefiel mir. Vielleicht kam jetzt ein bisschen Stimmung auf.
    »Was war das denn?«, fragte Jansen.
    »Superiore Feinkost«, erläuterte ich. »Unser Jubilar fiel aus allen Wolken.«
    »Guck mal!«
    Wir sahen Brinkhoff mit dem Polizeipräsidenten reden.
    »Essen wir trotzdem was?«, fragte Jansen.
    »Na, klar. Aber – es muss nicht immer Kaviar sein.«
    »Dann mal los.«
    Eins musste ich zugeben – die Sachen sahen lecker aus. Ich bugsierte ein paar nette Kleinigkeiten auf den Teller: Tomatensalat mit Mozzarella, Parmaschinken mit Melone und mit durchwachsenem Speck umhüllte

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