Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
drehte sich zu ihm, schob die Schaukel zur Seite und wollte ihm um den Hals fallen. Doch bei seinem Anblick zögerte sie.
    Er sah schrecklich aus! Sein Gesicht war übersät von Verletzungen und seine Wangenknochen traten deutlicher als sonst hervor. Seine gesamte Körperhaltung war ein einziger Hinweis darauf, wie erschöpft und müde er war.
    „Was ist mit dir passiert?“, fragte sie entsetzt.
    „Wo warst du die ganze Zeit?“, wollte er gleichzeitig wissen.
    Beide sahen einander besorgt an und Olivia legte vorsichtig ihre Hand auf seine Wange. Der Wind wehte eine Haarsträhne in ihr Gesicht und auch Lenno berührte sie sanft, als er diese hinter ihr Ohr steckte.
    „Du zuerst“, sagte er mit einer Bestimmtheit, der sich Olivia nicht widersetzen konnte.
    Ihr Puls stieg augenblicklich in die Höhe, denn bereits die Vorstellung, über ihre Erlebnisse zu sprechen, machte ihr wahnsinnige Angst. Aber sie riss sich zusammen und versuchte es wenigstens. „Ich war im Krankenhaus, weil ich überfallen wurde“, begann sie vorsichtig. Lenno runzelte ungläubig die Stirn. „Tatjana wurde …“, das Wort wollte ihr nicht über die Lippen kommen, und als es ihr gelang, würgte sie es eher heraus, „ … ermordet.“
    Lenno packte Olivia an einer ihrer Schultern, zog sie in seine Arme und raunte tonlos: „Verdammt! Das tut mir so leid!“ Dabei legte er eine Hand behutsam auf ihr Haar. Ihre Anspannung ließ nach und sie lehnte ihren Kopf seitlich an seine Brust.
    „Wer hat euch das angetan, Olivia?“
    An ihren Fingerspitzen auf seinem Rücken spannten sich seine Muskeln an und die Schärfe in seiner Stimme verriet ihr nur einen Bruchteil von dem, was wirklich in ihm zu toben schien.
    „Es war Bidziil. Er hat ihr aufgelauert und sie umgebracht. Da bin ich mir sicher!“ Während sie ihm erzählte, was passiert war, übermannten sie wieder die Bilder des Überfalls, und sie schmiegte sich in Lennos beschützende Umarmung. Dennoch hatte sie das Gefühl, aufs Neue den Halt zu verlieren.
    „Es ist alles meine Schuld“, flüsterte sie, aber Lenno widersprach sofort vehement: „Nein, Olivia, das stimmt nicht.“
    „Doch Lenno. Wenn ich Tatjana nur …“
    „Nicht …“, unterbrach er sie. „Wenn jemanden eine Schuld trifft, dann mich. Ich bin derjenige, der sich nicht an die Regeln hält und ständig zu dir zurückkehrt, obwohl es viel zu gefährlich für dich ist.“
    „Ich hätte bei ihr bleiben müssen“, flüsterte Olivia traurig und bei ihren Worten spannte sich Lennos Körper wieder an.
    „Nein“, raunte er entsetzt, „das hättest du auf keinen Fall tun dürfen.“
    „Aber sie hatte doch mit alldem gar nichts zu tun. Und jetzt ist sie tot. Ich hätte diejenige sein sollen, die …“
    „Niemals!“, protestierte Lenno sofort und schob sie etwas von sich weg, damit er sie direkt ansehen konnte. „Sag das nicht! Niemand hätte sterben dürfen.“ Sein Blick huschte nervös über ihr Gesicht. „Bidziil hätte dich erst gar nicht finden dürfen.“ Sie starrten sich an und erst nach einem kurzen Zögern sprach er weiter. „Olivia, du musst auf jeden Fall von hier verschwinden! Bidziil wird auftauchen und dich so lange verfolgen, bis er dich in seine Gewalt gebracht hat.“
    „Wieso?“ Sie runzelte verständnislos die Stirn, dachte kurz über seine Worte nach und schüttelte dann den Kopf. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass er mich verfolgen würde. Er war eher hinter dir her und wollte, dass ich ihm verrate, wo du steckst.“
    Lenno hob zunächst sichtlich überrascht seine Augenbrauen, doch dann verfinsterte sich gleich wieder sein Gesichtsausdruck. Ein wütendes Flackern in seinen Augen ließ diese noch dunkler erscheinen und die Muskeln seines Kiefers traten deutlich hervor. „Vielleicht ist das der einzige Vorteil, den wir haben“, sagte er nachdenklich und tauchte für einen kurzen Moment komplett in seine Gedanken ein.
    Lennos Worte und sein nervöses und leicht gehetztes Verhalten hinterließen in Olivia eine seltsame Unruhe. Das passte nicht zu seiner sonst so ausgeglichenen Art. Er hatte sich verändert und erschien ihr dadurch plötzlich weniger vertraut.
    „Lenno, was hat das alles zu bedeuten?“, fragte sie deshalb verunsichert.
    Er atmete tief durch und die Frage, die ihn zermürbte, stand ihm ins Gesicht geschrieben: Schien es nicht langsam an der Zeit zu sein, ihr endlich die volle Wahrheit zu sagen?
    „Olivia“, begann er vorsichtig, „du steckst tiefer in dieser Sache mit

Weitere Kostenlose Bücher