Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
oder so etwas. Dinge aus meinem Leben. Bilder.«
    »Was für Bilder?«
    Sie blickte mit plötzlicher Eindringlichkeit zu ihm auf, und ihre Augen waren feucht. »Mein Vater. Unsere Hochzeit. Annelise ... das Baby, das wir verloren haben.«
    Waters versuchte, sich zu ihr vorzubeugen und sie zu umarmen, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Und in dem Moment wusste ich«, sagte sie, »dass ich mein Leben nicht aufgeben konnte. Mein Leben. Nicht für dich, ja, nicht einmal für Annelise. Ich wusste, dass Menschen darum gekämpft hatten, mich auf diese Erde zu bringen und mir die Gaben mitzugeben, die ich besitze. Und ich wusste, dass ich diesen Menschen gegenüber eine Verpflichtung habe – und mir selbst, dir und Annelise gegenüber: die Verpflichtung, so lange zu leben, wie ich kann.« Sie wischte sich die Augen und lachte unbeholfen. »Also nahm ich die schwere Taschenlampe, die du ins Handschuhfach gelegt hattest, brach mir damit den Daumen und machte, dass ich rauskam.«
    Waters konnte es kaum fassen, wie stark Lily gewesen war, wie entschlossen. Doch stärker noch als seine Bewunderung war seine Angst, die noch immer nicht zur Ruhe kommen wollte.
    »Was ist mit Mallory passiert?«
    Lily griff nach der Fernbedienung, mit der sich das Bett steuern ließ, und hob den Oberkörper, bis ihr Kopf nur noch ein kleines Stück unter seinem war. In ihren blauen Augen lag ein herausforderndes Funkeln.
    »Sie ist genau hier.«
    Waters wich einen Schritt zurück.
    »Ich sagte es dir doch. Sie ist immer noch in mir.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    In Lilys Augen stand so etwas wie Mitleid. »Ich weiß, du fragst dich jetzt, was du tun sollst. Aber es gibt nichts zu tun. Mallory steht zwischen uns, John. Dafür hast du gesorgt. Solange du sie geliebt hast oder von ihr besessen warst oder was auch immer, stand sie zwischen uns. Aber als du mit Eve geschlafen hast, hast du ihr Macht über uns gegeben. So ist es bei jedem verheirateten Paar, wenn ein Partner den anderen betrügt. Die dritte Person steht immer zwischen ihnen. Die Erinnerung an diesen Vertrauensbruch. Entweder leben sie damit und versuchen, weiterzumachen ... oder sie geben auf.«
    Waters setzte zum Sprechen an, doch Lily kam ihm zuvor.
    »Ich gebe nicht auf. Okay? Du und ich tragen gemeinsam die Schuld daran, dass du zu Eve gegangen bist. Wir haben eine wundervolle Tochter. Wir lieben und respektieren einander. Und das alles ist es wert, darum zu kämpfen.«
    Er trat nahe ans Bett und streichelte das Haar über ihrem Ohr. »Du weißt, dass ich genauso denke. Aber was ist mit Mallory? Was, wenn ich eines Nachts aufwache, und sie sieht mich durch deine Augen an?«
    »Das könnte passieren, John. Heute Abend. Oder in fünf Minuten.« Sie atmete langsam und tief durch, und ihm fiel wieder ein, dass sie sich mehrere Rippen gebrochen hatte. »Aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt«, fuhr sie dann fort. »Als Mallory zum ersten Mal in mir war, wusste ich nichts davon. Ich hatte keine Ahnung, dass meine Familie auf dem Spiel stand. Oder mein Leben. Jetzt weiß ich es. Und nach dem Vorfall auf der Brücke ... und im Fluss ... sie weiß jetzt, wie stark ich bin. Ich glaube nicht, dass sie mich jemals wieder kontrollieren kann. Sie wird wie ein Tumor sein, der in mir wuchert ... ein inoperabler Tumor, der mich daran erinnert, wie kostbar das Leben ist.«
    Waters beugte sich nach unten, um sie zu umarmen, aber im gleichen Moment öffnete sich die Tür, und Penn Cage kam herein.
    »Ich fürchte, deine Zeit ist um, John.«
    »Gib mir noch einen Moment.«
    Penn seufzte und schüttelte den Kopf. »Sie werden dich verhaften. Ich wollte vor Lily eigentlich nichts davon sagen, aber ich brauche ihre Unterschrift auf den Papieren, um das mit der Kaution zu regeln, deshalb ...«
    Als Waters zu Lily hinuntersah, lächelte sie mit einer Gelassenheit, wie er sie nicht mehr bei ihr gesehen hatte, seit Mallory in ihr gewesen war.
    »Geh nur«, sagte sie und nahm seine Hand. »Alles wird gut. Ich weiß es.«
    Waters umarmte sie und folgte Penn in den Flur. Dort wartete Tom Jackson mit ernstem Gesicht.
    »John Waters«, sagte er. »Ich verhafte dich wegen Mordes an Evie Ray Sumner. Du hast das Recht zu schweigen. Alles, was du sagst, kann und wird vor Gericht gegen dich verwendet. Du hast das Recht auf einen Anwalt ...«
    Waters fühlte, wie Penns Hand seine Schulter drückte. Jacksons Worte verschwammen im Nichts, als Barlow auf ihn zukam und Handschellen um seine Handgelenke

Weitere Kostenlose Bücher