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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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was er erreichen würde, wenn er eine wirklich bedeutende Persönlichkeit umbrachte.
    Vielleicht würde Nora ihn dann wahrnehmen. Vielleicht würde sie ihn dann begehren. Vielleicht würde sie ihn dann endlich so sehen, wie er wirklich war. Unvollkommen geboren, aber nicht willentlich.
    Ich werde mich als ihrer würdig erweisen. Beweisen, dass ich mich verändern kann.
    Für sie.
    Seinen Engel.
    Carrie steuerte ihren Dienstwagen um einige Bäume inmitten der hohen Quecken an dem Stausee in Marin County herum. Sie hielt bei einem Rettungswagen, einem alten Pick-up und einem Streifenwagen an und sah, dass die Fahrzeuge höchstens fünfzehn Meter von den Betonpfeilern des Dammwegs entfernt standen. Über ihrem Kopf summte unentwegt der Verkehr der Pendler, die es eilig hatten, nach Hause zu kommen, und nicht ahnten, dass unterhalb der Straße die Körperteile einer Frau verstreut lagen.
    Zwei uniformierte Polizisten, laut Zentrale hießen sie Tracy Fitzpatrick und John Gordon, kamen auf Carrie zu, als sie die Autotür öffnete. Die ungewöhnliche Wärme drang ins Wageninnere, prickelte auf Carries Haut und hüllte sie ein, noch bevor sievollends ausgestiegen war. Ihre Füße sanken im feuchten Schlamm ein.
    Die Sanitäter sprachen mit einem korpulenten Mann und einem halbwüchsigen Jungen, vermutlich die beiden Wanderer, die die Leiche gefunden hatten. Carrie wandte sich an Gordon, den ranghöheren Polizisten. Er hatte krauses schwarzes Haar und wog wohl an die hundertzwanzig Kilo, das komplette Gegenstück zu seiner jungen Partnerin, die vermutlich mit Bügeleisen nicht einmal fünfzig Kilo auf die Waage brachte. „Ist einer der Zeugen verletzt?“
    Gordon schüttelte den Kopf. „Vorsichtsmaßnahmen. Special Agent Tyler hat angerufen. Er will in etwa fünf Minuten hier sein.“
    Carrie nickte. Ihre Miene blieb ausdruckslos, obwohl ihr Magen sich verkrampfte. Während ihres Gesprächs mit Commander Stevens hatte Carrie sich nur mit äußerster Mühe beherrschen können. Dass Jase mit dem Commander über sie geredet hatte, erschütterte sie immer noch, ganz zu schweigen von der Eskalation der Morde in diesem Fall.
    Nachdem Stevens ihr alle Informationen zu ihrem Einsatz gegeben hatte, war Carrie startklar und wunderte sich, dass Jase noch mehr mit dem Commander zu besprechen hatte. Wahrscheinlich hatte es mal wieder mit ihr zu tun. Mit ihr und dem Fall. Und das passte ihr nicht. Doch sie war lässig geblieben, hatte sich verabschiedet und war gegangen. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, hörte sie sein Wortgefecht mit Stevens. Jases Worte hallten immer noch in ihrem Kopf nach.
    „Wenn sie nicht gut genug ist, diesen Fall allein zu bearbeiten, dann ist sie grundsätzlich nicht gut genug dafür. Geben Sie mir den Fall und lassen Sie sie in einer anderen Sache ermitteln. Unser Arbeitsrückstand ist ohnehin schon groß genug.“
    Scheißkerl, hatte sie gedacht und dachte sie auch jetzt noch. Er wusste, wie lange sie schon auf ihren ersten Serienmordfall wartete, und den wollte er ihr jetzt wegnehmen? Ausgeschlossen. Wenn sie mit ihm zusammenarbeiten musste, gut und schön. Wenn sie Glück hatte, wurde sie bei all ihrer gemeinsamen Arbeit umso schneller diese lächerlichen Gefühle los, die sie schon viel zu lange für ihn hegte.
    „Special Agent Tyler möchte, dass Sie mit der Besichtigung der Leiche auf ihn warten“, fuhr Gordon fort und riss sie damit aus ihren Gedanken. Er fuhr sich mit dem Arm über die nasse Stirn und atmete langsam, aber schwer. „Hoffentlich haben wir Sie nicht bei etwas Aufregendem gestört, als wir Sie anfordern mussten.“
    Carrie, die sich umgedreht hatte und die Umgebung betrachtete, erstarrte bei seinen Worten. Langsam wandte sie sich wieder zu ihm um. Seine Bemerkung hätte vielleicht nichts zu bedeuten gehabt, wäre da nicht die Art gewesen, wie er ihre Brüste musterte. Carrie kniff die Augen zusammen und sah den Polizisten fest an, bis sein Grinsen erlosch. „Was haben die Zeugen hier gemacht?“
    Gordon zuckte die Achseln. „Tim Larson und sein Sohn Ronald haben Pflanzen gesucht, für irgendein Schulprojekt. Der Kleine hat den Fuß einer Frau aus einem Erdhügel hinter ein paar Büschen ragen sehen. Der, hm, der Fuß war vom Körper abgetrennt. Dann hat er den Kopf der Frau entdeckt, der mit dem Gesicht zum Weg auf einem Baumstumpf aufgestellt worden war. Da ist er ausgeflippt. Sein Vater rannte zu ihm und ist buchstäblich über den ein paar Schritte entfernt

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