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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zwischen dem sanft sprudelnden
Wasserfall und dem Teich seinen trägen Lauf nahm. Im nicht
geschwollenen Zustand sah das Glied des Mannes beinahe normal aus.
Genar-Hofoen war selbst ebenfalls ein wenig müde, aber er war
fest entschlossen, während des ganzen Urlaubs wach zu bleiben;
er verdrängte die Schläfrigkeit unter den Rand seines
Bewußtseins, indem er seine Drüsen etwas Stark-Plus ausstoßen ließ. Wenn er das drei Tage hintereinander
tun würde, hätte er einen gewaltigen Schlafmangel, aber
anschließend würde er ja eine Woche auf der AKE Grauzone/Fleischficker verbringen, da hätte er
genügend Zeit, sich zu erholen. Das Summen von Stark-Plus jagte durch ihn hindurch, klärte seinen Kopf und nahm seinem
Körper die Symptome von Müdigkeit. Allmählich
durchflutete ihn das Gefühl von Ausgeruhtsein, Bereitschaft und
innerer Ausgeglichenheit.
    Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blickte
glücklich durch die Wipfel einiger überhängender
Bäume in den blauen, mit einzelnen Wolken gefleckten Himmel
hinauf. Dieser Augenblick in der Gravitation auf Stufs
Standard-G-Ebene vermittelte ihm ein gutes, leichtes, beinah kindlich
angenehmes Gefühl. Die Affronter Standard-Gravitation entsprach
mehr als dem Doppelten der von der Kultur geförderten
menschlichen Norm, und er nahm sein Wohlbefinden als Zeichen
dafür, wie gut und wie leicht sein Körper sich an die auf
Gottesloch herrschenden Bedingungen angepaßt hatte und
daß er schnell und schon seit langem aufgehört hatte
wahrzunehmen, wieviel schwerer er sich von Tag zu Tag
fühlte.
    Ihm kam ein Gedanke. Er schloß kurz die Augen und versenkte
sich rasch in die Halbtrance, die der durchschnittliche
Kultur-Erwachsene beherrschte – wenn es nötig war und er
einer möglichen Störung vorbeugen wollte –, um den
eigenen physiologischen Zustand zu prüfen. Er wühlte in
verschiedenen Bildern seines Körpers herum, bis er sich selbst
auf einer kleinen Kugel stehen sah. Die Kugel war mit
Standard-Gravitation versehen; sein Unterbewußtsein hatte den
Umstand registriert, daß er sich länger als ein paar
Stunden in einem Feld sich beständig verringernder Schwerkraft
befunden hatte, und hatte sich neu eingerichtet. Seinen eigenen
Vorrichtungen überlassen, würde sein Körper jetzt
anfangen, Knochen- und Muskelmasse zu verlieren, die Wände
seiner Blutgefäße zu verdünnen und Hunderte anderer
winziger, aber folgenschwerer Veränderungen vorzunehmen, um sein
Gerüst, sein Gewebe und seine Organe besser an dieses
verringerte Gewicht anzupassen. Nun ja, sein Unterbewußtsein
erfüllte lediglich seine Aufgabe; es konnte nicht wissen,
daß er in einem Monat oder so wieder in die Affronter
Gravitation zurückkehren würde. Er erhöhte die
Größe der Kugel, auf der sein Bild stand, bis er wieder
eine Schwerkraft von zwei Punkt eins erreicht hatte, an die sich sein
Körper bei seiner Rückkehr nach Gottesloch wieder
anzupassen hätte. Ja, das mußte reichen. Er unterzog
seinen inneren Zustand mit einem raschen Rundumblick einer kurzen
Gesamtprüfung, weil er schon mal da war, nicht weil er
erwartete, daß ihm irgend etwas fehlte; Warnzeichen meldeten
ihm automatisch jede Störung. Zweifellos war alles in Ordnung;
der Müdigkeit wurde entgegengewirkt, das Vorhandensein von Stark-Plus festgestellt, der Blutzucker normalisierte sich,
Hormone steigerten sich wieder auf ein optimales Maß.
    Er tauchte aus seiner Halbtrance auf, öffnete die Augen und
sah zu der Stelle, wo das Kugelschreiber-Terminal auf einem
geformten, glatt polierten Baumstamm neben seinem Bett lag. Bis jetzt
hatte er es vor allem dazu benutzt, die Antworten von seinen
Kontakt-Kontakten zu prüfen und sich so viel wie möglich
bestätigen zu lassen, was diesen – bis jetzt – so
angenehm wenig anspruchsvollen Auftrag betraf. Es war vorgesehen,
daß ein kleines Lämpchen am Terminal aufblinkte, wenn es
eine Nachricht für ihn gespeichert hatte. Er wartete immer noch
darauf, etwas von der ASF Nicht Hier Erfunden zu hören,
dem Ereignis-Koordinator für die Exzession. Das Terminal lag da,
wo er es hingelegt hatte, ohne zu leuchten. Keine Nachricht. Na ja,
auch gut.
    Er wandte den Blick davon ab und beobachtete eine Zeitlang die
Wolken am Himmel; dann überlegte er sich, wie er wohl in
ausgeblendetem Zustand aussehen würde.
    »Himmel, aus«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    Der Himmel verschwand, und die echte Decke der Penthouse-Suite
zeigte sich; eine glänzend schwarze Fläche mit

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