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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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dieser Mob hingegen nach Holles und dem König.
    Und es gab noch einen Unterschied. Wir hatten die Wachen bedroht und beschimpft, wären indes niemals in die Lobby eingedrungen. Für uns hatte das House die Heiligkeit einer Kirche besessen. Aber jetzt unternahmen einige den Versuch, durch die Absperrung zu brechen, und wurden allein durch die Spieße der Wachen aufgehalten.
    Scogman brüllte mir ins Ohr: »Das habe ich ja noch nie erlebt. Ein Abgeordneter, der gegen das Parlament randaliert.«
    Ich drehte mich in der wogenden Menge um. Zuerst konnte ich nur Gloomy George erkennen. Es war, als sei er mitsamt der Menge um sich herum geradewegs von Ludgate Hill durch die Lüfte zu dieser Stelle vor dem Parlament gelangt. Bei ihm, den Arm um ihn gelegt, war der ehrenwerte Abgeordnete für Dutton’s End, Sir Lewis Challoner. Ganz in ihrer Nähe stand eine Gruppe Männer, die sich nicht von der wüsten Raserei der Menge anstecken ließen. Sie hatten die typischen schiefen Nasen und zerquetschten Ohren von Männern, die sich ihren Lebensunterhalt mit den Fäusten verdienten. Zwei von ihnen lachten über die Eimer, die sie bei sich trugen. Jeder nahm einen Schluck aus einem Flachmann, ehe er ihn zum nächsten weiterreichte. Alle hatten Keulen dabei. Sie nickten einem Mann zu, der ihnen Anweisungen erteilte und in dem ich einen Mann von meiner Armeeeinheit in Essex wiedererkannte.
    »Sergeant Potter«, sagte Scogman. »Sir, darf ich ein wenig mit meinem Kameraden aus alten Zeiten plaudern?«
    »Sei kein Narr!«
    Doch im nächsten Augenblick, als Gloomy George anfing, die Menge aufzuhetzen, war Scogman darin verschwunden. Meine Füße verloren den Kontakt zum Boden, als die Menschen voranstürmten. Ich wurde auf die Spießträger zugeschoben, die den Eingang verteidigten. Unter ihnen war mein alter Feind, der Sergeant-at-Arms, der mittlerweile so gebrechlich war, dass er kaum seinen Spieß halten konnte. Er taumelte, noch bevor ihn der Schlag eines Aufrührers traf, und sein Spieß rutschte ihm aus der Hand. Ein anderer holte aus, um ihn zu treten. Ich packte das Bein des Mannes, brachte ihn zu Fall, schnappte mir den zu Boden gefallenen Spieß und verscheuchte die Aufrührer mit der flachen Seite der Klinge. Jemand packte mich von hinten am Arm. Ich wirbelte mit meinem Spieß herum und hätte beinahe den Griff in ein vertrautes Gesicht gerammt.
    Seine feinen Kleider waren zerrissen, sein Leinenzeug befleckt, die Hände blutbespritzt. Er hatte sich zurückverwandelt vom Armeesekretär, der vornehm über Fortschritt und Kurzschrift geplaudert und dessen Namen ich mir nie gemerkt hatte, in den alten, wild um sich blickenden Mr Ink aus meiner Kindheit.
    In meinem Zustand der Verwirrung schien es mir, als ob die Tinte, die schon immer seine Hände befleckt hatte, sich in Blut verwandelt hätte, bis ich sah, dass es von der Stirn des Sergeants stammte, der von einem Stein getroffen worden war. Die Menge begann sich zurückzuziehen, weniger aufgrund unserer Anstrengungen als wegen des Geräuschs, das sie die Köpfe umwenden ließ: Die Trommeln der Bürgergarde näherten sich von Whitehall.
    »Gott sei Dank«, sagte Mr Ink. »Der Lord Mayor hat die Garde geschickt.«
    Die Trommeln zeigten keinerlei Wirkung auf George, doch die Aufrührer an den Toren machten sich davon. Ich sah weder eine Spur von Scogman noch von Sir Lewis und seinen Schlägern. Wir halfen dem Sergeant in die Lobby, wo zwei Wachen seinen Kopf verbanden. Plötzlich trat eine unvermittelte, unerklärliche Stille ein, wie sie gelegentlich in einer aufgebrachten Menschenmenge entsteht. Das Tier hielt inne, um Atem zu schöpfen.
    Die Wache, die uns hereingelassen hatte, öffnete die Tür, um hinauszuspähen. Gloomy George hatte seinen donnernden Tonfall abgelegt. Er hatte sein Publikum. Er hatte seine Stimme gefunden. Was sie so furchterregend machte, war der selbstsichere Klang, die Ruhe. Sie zwang die Menschen, selbst ruhig zu bleiben, aus Furcht, ein Wort zu versäumen. Denn er hatte das Wort. Das Wort war nicht dort drin. Er deutete auf das Parlament, und sein Finger schien direkt auf mich zu zeigen.
    »Sie haben die wahren Gläubigen vertrieben, welche die Kirche vollkommen läutern werden. Aber ich sage euch – sie werden selbst vertrieben werden!«
    Als er die Stimme hob, wurde auch das Murmeln der Menge lauter. Die Wache schloss die Tür. In der Lobby herrschten das Halbdunkel und die Gesetztheit einer Kirche. Der Eindruck wurde noch verstärkt von der

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