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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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kommen, alt genug, um die Spielregeln zu kennen und die Konsequenzen zu tragen, wenn es vorbei war.
    Doch insgeheim wußte er genau, daß sie keine Ahnung hatte, wie das Spiel gespielt wurde. Sie hatte selbst zugegeben, daß sie nicht einmal wußte, wie man flirtete. Ein zynisches Lächeln glitt über seine Lippen, als er sich ausmalte, welche Verwüstungen sie in der Männerwelt anrichten könnte, wenn sie nur gewollt hätte. Auf der Party heute abend hatte er oft genug beobachtet, wie vernünftige und lebenserfahrene Männer förmlich dahinschmolzen, wenn sie ihnen auch nur zugelächelt hatte.
    Sie war ihm ein Rätsel: Entweder sie wußte wirklich nicht, welche Wirkung sie auf Männer hatte, oder es war ihr schlicht und einfach egal. Tatsächlich war er sich in bezug auf Sloan nur zweier Dinge wirklich sicher: Sie hatte keine Erfahrung mit Männern wie ihm; und sie verdiente viel mehr als das, was er ihr geben wollte.
    »Was denkst du?« fragte Sloan endlich, als die letzten Spuren ihres Muts zu schwinden begannen und sie sich töricht und unwohl zu fühlen begann.
    »Ich dachte gerade, daß du aussiehst wie ein barfüßiger Engel«, sagte er, ohne daß seine Stimme seine Gefühle verriet.
    Sloan war bei seinen Worten zutiefst erschrocken. Sie dachte mit Entsetzen daran, wer sie wirklich war und was sie nach Palm Beach geführt hatte, und ihre Stimme zitterte leicht, als sie schnell versicherte: »Glaube mir, ich bin kein Engel. Ganz im Gegenteil.«
    Er machte ein paar Schritte in ihre Richtung und stand nun dicht vor ihr. Ohne daß sie etwas dagegen tun konnte, nahm er seine Hände aus den Taschen, legte seine Arme um Sloan und zog sie fest an sich. »Das ist gut«, sagte er dann, beugte den Kopf zu ihr herunter und küßte sie schnell auf den Mund.
    Seine Reaktion kam so plötzlich, daß Sloan daraus schloß, er habe ihre Worte mißverstanden und auf ihre sexuellen Erfahrungen bezogen. Sie hatte ihn aber schon in so vielen Dingen belügen müssen, daß sie das zwanghafte Bedürfnis verspürte, wenigstens in dieser Hinsicht völlig ehrlich zu ihm zu sein. »Als ich gerade gesagt habe, daß ich kein Engel bin«, erklärte sie daher hastig, »habe ich damit nichts gemeint, was mit... Sex zu tun hat.«
    Er fuhr überrascht hoch. »Nein?«
    Sloan schüttelte den Kopf und tat ihr Bestes, um als eine emanzipierte, reife und offenherzige junge Frau zu erscheinen, die es nicht als entsetzlich peinlich empfand, mit ihm über derartige Dinge zu sprechen. »Was solche... solche Beziehungen betrifft, habe ich nicht soviel Erfahrung wie du ... wie manche Leute vielleicht meinen.«
    Noah blickte in ihr bezauberndes Gesicht mit den leuchtenden Augen und lächelte sie zärtlich an. Seine Stimme klang rauh, als er sie fragte: »Hast du nicht?«
    »Nein. Ich hatte im ganzen nur zwei solcher Beziehungen.«
    »Nur zwei?« scherzte er. »Ich bin schrecklich enttäuscht.«
    Bis vor kurzem hatte sie nicht einmal gewußt, wie man flirtet, aber jetzt konnte sie das Lachen in seinen Augen durchaus richtig deuten. Sie zwinkerte ihm kaum merklich zu, als sie nun mit gespielter Betretenheit sagte: »Ich wünschte, ich könnte dir sagen, daß ich Dutzende hatte, aber ich hatte tatsächlich nur zwei.«
    »Wie schade. Darf ich hoffen, daß sie beide sehr kurz und völlig bedeutungslos waren?«
    Das wunderbare Wesen in seinen Armen nickte langsam und feierlich und verbarg ein Lachen hinter den zusammengepreßten Lippen. »Sie waren extrem kurz und ganz und gar bedeutungslos.«
    »Das freut mich!« Er beugte den Kopf, um ihr das Lächeln von den Lippen zu küssen; dann hielt er inne, sein Mund nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt. »Waren sie das wirklich?« fragte er ernst und stellte erstaunt fest, daß er zum ersten Mal in seinem Leben den lächerlichen Wunsch verspürte, etwas über die anderen Liebhaber einer Frau zu erfahren.
    Ihre langen Wimpern hoben sich, und sie sah ihm geradewegs in die Augen; dann legte sie ihre Hand auf seine Wange und flüsterte: »Ja, sie waren es wirklich.«
    Noah wandte seinen Blick nicht von dem ihren, als er nun sanft ihre Handfläche küßte. Er spürte das Zittern, das sie bei seiner Berührung durchlief, und als habe es sich auf seinen eigenen Körper übertragen, erbebte auch er.
    Im zweiten Stock des Hauses der Maitlands streckte Douglas gerade die Hand aus, um seine Nachttischlampe zu löschen, als Courtney wie eine Furie in sein Zimmer ge-stürmt kam. »Du wirst nicht glauben, was unten auf der

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