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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Rand der Insel, bei den schwimmenden Kais, und dort würde es genügend Maschinerie geben. Es würde nicht besonders schwierig sein.
    Die Schicht aus Moos, die Pernik bedeckte, ließ die zwei Kilometer durchmessende Insel als schwarze Scheibe auf dem leicht phosphoreszierenden Ozean erscheinen. Schwaches gelbes Licht drang aus einigen Fenstern in den Wohntürmen, und die Kais wurden von grellen Flutscheinwerfern angestrahlt. Es war vier Uhr morgens lokaler Zeit, und die meisten Bewohner schliefen noch.
    Walter Harman setzte das Raumflugzeug mit kaum merklicher Unsicherheit auf dem Landefeld ab.
    – Willkommen auf Pernik, sagte die Inselpersönlichkeit formell.
    – Danke sehr, erwiderte Lewis.
    – Eysk wird euch empfangen. Seine Familie besitzt eines unserer größten Fischereiunternehmen. Er sollte imstande sein, all eure Wünsche zu erfüllen.
    – Ausgezeichnet, antwortete Lewis. – Noch einmal herzlichen Dank, daß wir so prompt bedient werden. Ich habe Wochen auf diesem Adamistenraumschiff verbracht, und ich bekam allmählich Platzangst.
    – Ich verstehe.
    Lewis war nicht sicher, doch er meinte, gelinde Verwirrung im Tonfall der Persönlichkeit zu entdecken. Jetzt ist es zu spät, dachte er. Wir sind unten. Aufregung ergriff von ihm Besitz. Seine Aufgabe bei der Verwirklichung ihres Plans war bei weitem die wichtigste.
    Die Luftschleuse öffnete sich mit ein paar ruckhaften Bewegungen, als die Aktuatoren von Spannungsstößen überflutet wurden. Lewis stieg über die Aluminiumtreppe nach unten.
    Eysk kam über das Polyp-Vorfeld in Richtung Landeplatz achtzehn. Ein Saum phosphoreszierender Zellen rings um das Feld tauchte das Raumflugzeug in ein nüchternes Licht. Lewis konnte nur wenig von der Insel dahinter erkennen. Ein Wohnturm ragte dunkel in den schwarzen Nachthimmel auf, und das Geräusch von Wellen, die sich an den Kais brachen, drang hinter dem Raumflugzeug an seine Ohren.
    »Du mußt ihn ständig ablenken«, befahl Lewis seinem Piloten Walter Harman, als dieser ihm die Treppe hinunter folgte.
    »Kein Problem, ich habe tausend dumme Fragen auf Lager. Atlantis war zu meinen Lebzeiten noch nicht entdeckt worden.«
    Lewis setzte den Fuß auf das Landefeld und spürte, wie die Spannung in ihm stieg. Das war es – alles oder nichts. Er hatte seine Gesichtszüge im Verlauf des Raumflugs beträchtlich verändert; dieser alte Journalist auf Lalonde hatte ihm einen häßlichen Schrecken eingejagt. Er wartete auf den sich nähernden Edeniten und auf ein Zeichen, daß er die Insel alarmieren würde.
    Eysk verbeugte sich zur Begrüßung und dirigierte eine Identitätsabfrage an Lewis’ Adresse, dann wartete er höflich ab, daß Lewis diesen Punkt der Etikette erwiderte.
    Lewis besaß nichts dergleichen. Er hatte nichts davon gewußt. Seine einzige Informationsquelle, was edenitische Bräuche anbelangte, wäre die neurale Nanonik seines Wirtes gewesen, und sie war außerhalb von Lewis’ Reichweite.
    Tief unten in seinem Gehirn lauerte eine Präsenz, eine Seele, der rechtmäßige Besitzer des Körpers, den Lewis übernommen hatte. Ein Gefangener, gefesselt von Lewis’ Gedanken und seinem Willen.
    Alle Possessoren trugen einen ähnlichen Gefangenen in sich, einen winzigen Homunkulus, eingesperrt in einer winzigen Kugel tief unten im Innern des Schädels. Sie flehten und bettelten um ihre Freilassung, um ihre Rückkehr; lästige Hintergrundstimmen wie das Summen einer Stechmücke, das unablässig durch den Kopf rauschte.
    Die Possessoren konnten ihre gefangenen Seelen benutzen, sie nach Belieben mit kurzen Ausblicken auf die Realität quälen und foltern als Gegenleistung für Informationen, um zu lernen und sich in dieser neuen, modernen, fremd gewordenen Gesellschaft zurechtzufinden, über die sie gekommen waren.
    Doch das Zentrum von Lewis’ Bewußtsein enthielt nur eine schwer lastende Leere. Er hatte den anderen nichts davon erzählt; sie prahlten alle so sehr damit, wie sie ihre Gefangenen nach Belieben kontrollierten. Also schwieg er verbissen zu diesem Thema.
    Die Seele, die er übernommen hatte, als er in diesen Körper gekommen war, flehte ihn weder an noch drohte sie. Sie kommunizierte überhaupt nicht mit ihm. Lewis wußte, daß sie da war – er spürte ihre oberflächlichen Gedanken, kalt und hart und ungeheuer entschlossen. Sie wartete. Die Entität, die Lewis als Gefangene hielt, machte ihm angst. Er war auf die gleiche Weise über diesen Körper gekommen, wie er damals durch die Korridore von

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