Fehlfunktion
Das gesamte Ringsystem besaß lediglich zwei größere Einschnitte. Der Gasriese besaß tatsächlich siebenunddreißig natürliche Satelliten, angefangen bei einem Quartett aus hundert Kilometer durchmessenden Monden direkt in den Ringen bis hin zu den fünf mehr als zweitausend Kilometer großen Riesenmonden. Der größte von allen, M-XI, besaß eine dichte Methan-Stickstoff-Atmosphäre.
Das edenitische Habitat Aethra war in einem Orbit von zweihunderttausend Kilometern Höhe germiniert worden, weit genug außerhalb der Ringausläufer, um jede unbeabsichtigte Kollision mit streuenden Partikeln zu vermeiden. Der Same war im Jahre 2602 in das System geschafft und auf einem ausreichend mineralhaltigen Asteroiden ausgebracht worden. Er würde dreißig Jahre benötigen, um zu einer Struktur heranzureifen, die imstande war, eine menschliche Bevölkerung zu beherbergen, und weitere zwanzig, bis er seine volle Länge von fünfundvierzig Kilometern erreicht hatte. Nach neun Jahren ungestörter Entwicklung war Aethra bereits dreieinhalb Kilometer lang.
Im gleichen Orbit, jedoch fünfhundert Kilometer hinter dem jungen Habitat, befand sich die beaufsichtigende Station der Edeniten. Sie beherbergte eine Besatzung von fünfzig Leuten (Es gab Platz für tausend). Selbst die Edeniten verzichteten auf BiTek, wenn es um derart kleine Lebenserhaltungssysteme ging; die Station war ein siebenhundertfünfzig Meter durchmessendes Rad aus Carbotanium, achtzig Meter dick, in dem drei lange Gärten untergebracht waren, die durch Wohnbereiche abgetrennt wurden. Die Nabe war mit einem ausgedehnten, nicht-rotierenden zylindrischen Raumhafen verbunden, der eigentlich viel zu groß für das geringe Verkehrsaufkommen war. Doch er war in Erwartung des sich entwickelnden Verkehrs errichtet worden, sobald das Habitat erst seine mittlere Größe erreicht hatte und die Förderung von Helium-III aus der Atmosphäre des Murora einsetzte. Bis dahin waren jedoch lediglich zwei Interorbitalfähren angedockt, die von der Besatzung benutzt wurden, um im Verlauf ihrer Inspektionstouren nach Aethra überzusetzen.
Die Lady Macbeth war vierzigtausend Kilometer von dem einsamen edenitischen Außenposten entfernt in den Normalraum zurückgekehrt, eine Sprunggenauigkeit, mit der Joshua unter den gegebenen Umständen mehr als zufrieden war. Die Sensoren des Schiffes richteten sich gerade rechtzeitig auf die Station, um zu sehen, wie sie auseinanderbrach. Der Ring war an mehreren Stellen aufgeschlitzt, und die Atmosphäre strömte nach draußen. Kleine Korrekturtriebwerke feuerten noch immer in einem vergeblichen Versuch, das Taumeln der Station abzufangen, das sich immer weiter aufgeschaukelt hatte. Die optischen Sensoren zeigten Bäume, Büsche und oszillierende große Wasserblasen, die unterschiedslos aus den langen Schnitten in den leeren Raum hinaus gewirbelt wurden.
»Wie im Ruinenring«, flüsterte Joshua betroffen.
Kleine runde Flecken auf der Carbotaniumhülle der Station leuchteten purpurn. Das widerstandsfähige Metall erzitterte sichtbar, als die taumelnden Bewegungen der Station stärker wurden. Dann explodierte einer der kryogenischen Treibstofftanks auf dem nicht-rotierenden Raumhafen und riß drei oder vier weitere Tanks mit sich. Es war schwer, die genaue Zahl festzustellen, denn die gesamte Station verschwand in einer weißen Wolke aus verdampfenden Gasen.
Als schließlich wieder etwas zu sehen war, hatten sich mehrere Sektionen des Rades aus dem Zentrum gelöst.
Hundert Kilometer entfernt brannten zwei Fusionsantriebe heiß vor dem kalten Hintergrund der Sterne. Sie hielten auf das noch jugendliche Habitat zu. Eines der Schiffe emittierte eine stetige Front aus Mikrowellenstrahlung.
»Sie sind bereits hier, verdammter Mist!« fluchte Melvyn. »Sie müssen vor uns gesprungen sein.«
»Das ist jedenfalls der Transponderkode der Maranta«, bemerkte Warlow ohne jede spürbare Regung. »Warum sollte Wolfgang vergessen, seinen Transponder abzuschalten?«
»Weil Wolfgang nicht mehr der Kommandant seines Schiffes ist«, erwiderte Ashly. »Sieh dir doch die Flugbahnen an. Keines der beiden Schiffe erzeugt einen gleichmäßigen Schub. Ihre Antriebe arbeiten instabil.«
»Sie wollen das Habitat zerstören, oder?« fragte Sarha. »Genau wie Laton vor all den Jahren. Diese verdammten Bastarde! Es kann ihnen nichts tun! Es kann doch niemandem etwas tun! Was ist das nur für eine Sequestrierung, die so etwas in ihren Opfern bewirkt?«
»Eine verdammt
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