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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Aethra kommunizieren können für den Fall, daß das Raumschiff seinen Kurs ändert.«
    »Niemand meldet sich hier freiwillig, und niemand zieht Lose!« polterte Warlow mit aufgedrehter Lautstärke, um jeden Widerspruch im Keim zu ersticken. »Das ist mein Job. Genau die Art von Arbeit, für die dieser Körper geschaffen wurde. Außerdem bin ich der älteste von allen. Damit bin ich in jeder Hinsicht am besten qualifiziert.«
    »Nun sei mal nicht so verdammt morbide!« sagte Joshua, und zur Schau gestellter Ärger verdeckte seine Sorge. »Du setzt die Bombe auf einem Felsen ab, weiter nichts, und dann kommst du auf dem schnellsten Weg zurück.«
    Warlow lachte, daß alle zusammenzuckten, und dröhnte: »Sicher, Josh. Ganz einfach.«
     
    Endlich, unter dem sich langsam drehenden Inferno, im Auge des Zyklons, über sich strahlende formlose Leere. Das Ende der Reise. Chas Paske mußte die Empfangsstärke seiner Sensoren herunterregeln, so intensiv war das Licht. Zuerst hatte er gemeint, in dem flammenden Vortex der Wolke in eine Art Miniatursonne zu blicken, doch jetzt, da ihn das Boot unter das unheilvolle Auge getragen hatte, konnte er sehen, daß der Apex aufgeplatzt war wie ein bösartiger Tumor. Der Riß wurde ständig größer. Der Zyklon gewann an Umfang, an Tiefe und Gewalt.
    Jetzt wußte Chas endlich, welchen Sinn dieses Gebilde hatte. Das Wissen drängte sich auf, und er konnte die Augen nicht davor verschließen, flach auf dem Rücken in seinem kleinen Boot unter dem schieren Druck des Lichts. Es war ein Maul, dessen Kiefer sich weit öffneten. Eines Tages – bald schon – würde dieses Maul die ganze Welt verschlingen.
    Chas mußte kichern bei dem Gedanken.
    Dieses schwere, schwere Licht, das aus dem Zyklon strömte – es stammte von der anderen Seite. Wo auch immer das sein mochte. Schwere, angeregte Photonen, die langsam nach unten sanken wie Schnee, um das Land und den Fluß mit ihrem ganz speziellen Frost zu überziehen. Was auch immer sie berührten, leuchtete von innen heraus, als befände sich in jedem Ding eine eigene Lichtquelle. Selbst sein eigener Körper, heruntergekommen und dicht vor dem Ende, schimmerte in einem würdevollen Glanz.
    Über dem Riß in der Wolke war nichts als Licht, mathematisches, absolutes Licht. Der Ozean, in den sich das weiße seidene Band des Flusses aus Chas’ Traum ergoß. Ein universaler Ozean, in den ganz Lalonde fallen würde wie eine Perle, ein Tropfen, um sich für immer darin zu verlieren. Er spürte, wie sich in ihm selbst ein Verlangen ausbreitete, nach oben und in das Meer aufzusteigen, jeder Gravitation zum Trotz emporzuschweben in das ewige Licht und die Wärme, die ihn läutern und allen Sorgen ein Ende bereiten würde. Der Ozean würde sich nur einmal kräuseln, wenn Chas eintauchte, eine glänzende runde Wellenfront aussenden mit einer einzelnen kurzlebigen Kugel, die sich aus dem Zentrum erhob. Danach würde es keine Spur mehr geben. Hindurchzugehen bedeutete Transzendenz.
    Sein umgeformtes Gesicht war unfähig zu lächeln. So lag er nur einfach da, glückselig, der Verstand fast losgelöst vom Körper, und blickte in seine Zukunft hinauf, wartete auf den Augenblick, da er endlich aufsteigen würde. Der physische Sinn seines Lebens war lange vergessen.
    Obwohl das ewige Donnergrollen der roten Wolke hier im Zentrum des Zyklons zu einem gedämpften Poltern abgeklungen war, hörte Chas nicht, wie der Startschuß abgefeuert wurde, und so zerfetzte die erste Kanonenkugel seine feierliche Stimmung mit schockierender Plötzlichkeit.
    Sie hatten gewußt, wo er war. Die Besessenen hatten die ganze Zeit über gewußt, wo er sich aufhielt, von dem Augenblick an, da er unter den Rand der roten Wolke getreten war, hatten sie seine Gegenwart gespürt wie eine lästige Stechmücke, die einen Mann umschwirrt. Seine unglückselige Reise den Fluß hinab war für sie ohne jede Bedeutung gewesen; in seinem erbärmlich degenerativen Zustand war er ihre Beachtung oder auch nur die Anstrengung eines einzelnen von ihnen nicht wert gewesen. Der Fluß würde ihn zu ihnen bringen, früh genug, und sie gaben sich damit zufrieden, auf diesen Zeitpunkt zu warten.
    Und jetzt war er da. Sie hatten sich an den Docks versammelt, um ihm einen bösen, ausgelassenen Empfang zu bereiten. Es war ein Jamboree schwarzer Herzen, angetreten, um die letzte Possession zu feiern, bevor Lalonde für immer aus dem Universum verschwand.
    Die eiserne Kugel zischte flach über Chas’ Boot hinweg,

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