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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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»Dieser Sektor ist den Nomalon versprochen.«
    »Sigam Agelon ist Gouverneur, auf direkte Anweisung des Moga«, verkündete Honal genüßlich. Nomar entgegnete nichts, starrte den Deserteur nur an. Er fühlte, wie ein unerwartet heißes Gefühl des Neides in ihm aufstieg. Doch er beherrschte sich, zumindest nahm er das an. Honals Grinsen sprach allerdings eine andere Sprache.
    »Er wird seine Aufgabe erfüllen«, brachte Nomar gepreßt hervor.
    »Ohne Zweifel«, kommentierte Honal. »Erst gestern hat er eine ganze Kleinstadt mit Tausenden wehrloser Zivilisten ausradieren lassen, da man ihm dort nicht bei der Suche nach Ihnen hatte helfen wollen.«
    »Bei der Suche nach mir?« fragte Nomar nach.
    »Aber sicher. Wollen Sie Bilder sehen?«
    Nomar sagte nichts, denn sein Gesprächspartner schien sich ohnehin nicht abhalten lassen zu wollen. Er aktivierte einen Bildschirm, der in die Wand eingelassen war. Ein offensichtlich vorbereiteter Film wurde abgespult, gleichzeitig reduzierte sich die Helligkeit der Beleuchtung. Nomar drehte sich halb auf seinem Bett herum, um richtig sehen zu können.
    Was er präsentiert bekam, war ihm im Grunde nichts Neues - nur diesmal in sehr kondensierter und ausgewählter Form, dazu von einer anderen Seite - der der Opfer. Es war, wenn man so wollte, ein Kriegstagebuch, das weitaus mehr zeigte als ›nur‹ das von Honal erwähnte Bombardement einer Kleinstadt. Es zeigte die alltäglichen, immer wieder kehrenden Grausamkeiten der orathonischen Besetzer, es zeigte den Widerstand der Urung’hir und es zeigte, wie diese mit sich selbst und ihren Gegnern umgingen.
    Nomar achtete genau darauf, wie weit der Film versuchte, ihn zu manipulieren, ergänzte Szenen mit eigenen Erinnerungen, versuchte, die leise Stimme aus dem Off, die den Ablauf kommentierte, bei Lügen, Übertreibungen oder schlicht völlig unglaubwürdigen Angaben zu ertappen - kurz, Benilon folgte dem Film mit einem Höchstmaß an Konzentration, stetig bemüht, seinen Inhalt parallel zu analysieren und nach psychologischen Fallen Ausschau haltend. Nach gut einer Stunde war die Vorführung beendet, das Licht wurde heller und der Schirm erlosch. Für einen kurzen Augenblick herrschte nachdenkliches Schweigen.
    »Und - haben Sie dazu Fragen?« sagte Honal schließlich leise.
    »Sie werden sterben!« erwiderte Nomar ohne Haß in der Stimme. »Sie selbst, alle übergelaufenen Orathonen und alle aufständischen Urung’hir. Sie wissen das.«
    »Ich rechne fest damit.«
    »Und doch lassen Sie sich von Ihren neu gewonnenen Überzeugungen und Freunden nicht abbringen?«
    »Nein. Mein Leben hat ein Ziel bekommen. Eines, das nicht durch Propaganda und Verblendung aufgepfropft wurde, sondern eines, das aus erlebter Erfahrung und der Erkenntnis simpler Realität geboren wurde. Das ist für mich eine neue Erfahrung. Ungewohnt, jedoch in einer Art und Weise erfüllend, die ich bisher vermißt habe. Das mögen Sie nicht verstehen, aber vielleicht, wenn ich Sie noch eine oder zwei Wochen mit unseren Gastgebern vertraut mache, bekommen Sie eine Ahnung.«
    »Vielleicht«, erwiderte Nomar nichtssagend. »Doch warum die Mühe? Sie werden sterben, ich sage es erneut. Nichts und niemand stellt sich dem Reich erfolgreich entgegen. Dieser Krieg mag etwas länger als die anderen dauern, doch die Whims haben uns damals noch länger beschäftigt, sie beherrschten dereinst siebzehn Systeme und waren viel zahlreicher und vom Kampf besessener als die Urung’hir. Wir haben sie besiegt, sie dienen uns treu in unseren Kriegen. Es wird hier nicht anders ablaufen.«
    »Kaum, ja. Aber das heißt nicht, daß wir uns nicht vorbereiten können.«
    »Worauf?«
    »Auf den Untergrund. Auf den Aufbau einer reichsweiten Widerstandsbewegung. Einen politischen Umsturz, wenn nicht bald, so in zehn, zwanzig oder hundert Jahren. Einen Samen zu pflanzen, der von hier ausgeht.«
    »Das ist widerlich. Es ist unmöglich. Sie sind ein Phantast.«
    Honal erhob sich, ohne auf die Vorwürfe zu reagieren.
    »Benilon, Sie fragten mich, wozu ich mir diese Mühe mache. Ich sage es Ihnen: Ich will, daß sie sich dieser Idee verschreiben. Ein Mitglied der FAMILIE im Widerstand - das könnte sehr wertvoll sein. Unendlich wertvoll. Sagen Sie jetzt nichts, ich kenne Ihre Antwort. Wir haben noch Zeit.«
    Honal deutete eine Verbeugung an und verließ den Raum.
    Hinter ihm schloß ein nachdenklicher Orathone die Augen.
     
     

6. Kapitel
     
    Jerman Fetulon, Großkämmerer des Vorsitzendes des

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