Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)
Schädel aufzuschlagen.
Ich griff nach der Bierflasche und ließ sie fliegen. Das Geschoss erwischte ihn am Mund und streckte ihn fast zu Boden. Dann fuhr Mel herum, sah ihn und kam ihm mit der Pistole zuvor, ehe er aufstehen und den Schlagstock einsetzen konnte. Sie erhob sich, drückte die Pistolenmündung seitlich gegen seinen Kopf und befahl ihm sich hinzuknien. Sie nahm ihm mit der linken Hand den Schlagstock ab und presste gleichzeitig weiterhin die Pistolenmündung gegen seine Schläfe.
›Wolltest du mich mit diesem Ding schlagen?‹, fragte sie ihn. ›Weil deine Freunde mir an die Wäsche wollten und ich nicht mitgespielt habe?‹ Er plapperte irgendwas, sagte, es täte ihm leid oder dass er keinen Ärger wolle oder was auch immer. Mel schüttelte den Kopf. Keine Entschuldigungen. Keine Gnade.
Sie hob die Pistole und wackelte damit vor seinem Gesicht herum wie eine Lehrerin, die einem Schüler mit dem Finger droht. Dann holte sie mit dem anderen Arm aus und brachte ihn ruckartig nach unten. Sie schlug ihm mit dem Schlagstock auf den Mund, und zwar verdammt hart. Es knirschte.« Peace vollführte eine lebhafte Geste. »Überall Blut und Zähne. Er kippte um, schrie wie ein Baby, schlug die Hände vors Gesicht und rollte sich auf dem Boden von ihr weg. Aber sie hatte ihren Spaß gehabt. Sie warf den Schlagstock hinter die Theke und wandte sich zu mir um, als hätte sie mich erst in diesem Moment bemerkt. ›Wir sollten lieber von hier verschwinden‹, sagte sie. ›Die Polizei wird wahrscheinlich für ihn Partei ergreifen.‹
Aber sie verließ den Schauplatz nicht sofort. Sie blickte wieder auf den Barkeeper hinab, der stöhnend und wimmernd vor ihren Füßen lag. Es schien ihr zu gefallen. Sie versetzte ihm einen gezielten Tritt in die Eier und drehte sich dabei in der Hüfte, so dass sie eher mit dem Absatz traf. Ich denke, so lag mehr Kraft hinter dem Tritt, da sie Schuhe trug, die vorn offen waren.
Danach ging sie hinaus, und ich folgte ihr.«
»War das die Nacht, in der Abbie gezeugt wurde?«, wollte ich wissen und unterbrach mit meiner Frage eine weitere nachdenkliche Pause.
Peace schüttelte den Kopf und wechselte nur mit Mühe von einer lebhaften Vergangenheit in die schmerzliche Gegenwart. »Nein. Wir verbrachten die Nacht gemeinsam, aber Abbie – das kam später. Viel später.
Mel wohnte im Independence, und sie nahm mich dorthin mit, obgleich der Portier, als er sah, wie ich gekleidet war, die Miene verzog, als hätte er auf eine Zitrone gebissen.
Sie war im Bett unglaublich, sogar ein wenig furchterregend. Nicht nur ungehemmt, sondern total zügellos. Sie stand auf Bondage – Erniedrigung, Unterwürfigkeit, Herr-und-Sklavin-Nummern –, und sie hatte ein paar Sachen drauf, die ich mir in den wildesten Träumen nicht vorgestellt hätte. Sie nahm außerdem Drogen, und wir waren total high, während wir fickten. Diese Nacht werde ich so schnell nicht vergessen. Ich wünschte, ich könnte es – in mancherlei Hinsicht.
Ich blieb zwei Wochen mit ihr zusammen. Genau fünfzehn Tage und ein paar Stunden. Und ich erfuhr einiges mehr über den bizarren Scheiß, den sie trieb. Es hörte nicht bei Sexspielen auf. Ich denke, der bizarre Sex war nur ein Nebeneffekt der anderen Dinge.«
»Der anderen Dinge?« Ich dachte, dass ich wusste, was er meinte. Ich wollte es nur genau hören, denn es sah so aus, als kämen wir endlich zum entscheidenden Punkt.
»Schwarze Magie. Sie war eine Geisterbeschwörerin. Und als sie erfuhr, dass ich dieses Festhalten und Loslassen beherrschte, konnte sie von mir nicht genug kriegen. Sie ließ mich Geister rufen, damit sie zusahen, während wir … du weißt schon. Während wir im Bett waren oder wo immer sie es treiben wollte. Sie war von Natur aus sensitiv, daher sah sie sie immer. Es brachte sie immer zum Höhepunkt – unweigerlich. Es waren Orgasmen, von denen man nur träumen kann.«
Peace schloss für einen Moment die Augen und massierte sie mit den Handballen. Sein Kopf war wieder nach hinten auf das Behelfkissen gesunken, und er sah noch blasser und erschöpfter aus als vorher.
»Es wurde alles ein wenig heftig«, seufzte er. Die Untertreibung des Jahrhunderts, wenn man mich fragt. »Ich meine, es hat Spaß gemacht. Die meiste Zeit. Aber sie war für meinen Geschmack ein wenig zu wild, und ich mochte die Leute nicht, mit denen sie gelegentlich herumhing. Es gab da speziell einen Typ, der mir richtig Angst machte. Ein großer blonder Kerl mit unheimlichen
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