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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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leicht zu erreichen. In den Highlands wurden Rinder hauptsächlich wegen des Fleisches gezüchtet. Kuhmilch, so meinte man, sei nur etwas für Kranke.
    Als ich aus der Molkerei trat, sah ich zu meiner Überraschung, daß Fergus gedankenverloren am Koppelzaun lehnte und die flauschigen Hinterteile betrachtete. Ich hatte ihn nicht hier erwartet und fragte mich, ob Jamie wußte, daß er zurückgekehrt war.
    Jennys wertvolle importierte Merinoschafe, die von Hand gefüttert und erheblich mehr gehätschelt und gepflegt wurden als ihre Enkelkinder, erspähten mich und drängten in der Hoffnung auf einen Leckerbissen aufgeregt blökend zum Zaun. Verwundert blickte Fergus auf und winkte verlegen. Er rief mir etwas zu, was aber im Lärm unterging. Neben dem Pferch stand eine große Tonne mit erfrorenem Kohlgemüse. Ich nahm einen schlaffen grünen Kopf heraus, verteilte ihn an die gierigen Mäuler und hoffte, die Schafe auf diese Weise zum Schweigen zu bringen.
    Der Bock, ein riesiges wolliges Tier namens Hughes, bahnte sich unter lautem autokratischen Rufen den Weg in die vorderste Reihe. Fergus, der jetzt neben mir stand, nahm einen Kohlkopf und schleuderte ihn mit voller Wucht auf das Tier.
    Tais-toi!« rief er verärgert.
    Hughes wich zurück und gab ein erstauntes Bäh! von sich. Tief verletzt trottete er davon. Seine Herde folgte ihm, unzufrieden blökend.
    Fergus warf ihnen einen feindseligen Blick nach.
    »Unnütze, laute, stinkende Biester«, sagte er. Ziemlich undankbar, fand ich, wo er ihnen doch den Schal und die Strümpfe, die er trug, verdankte.
    »Schön, dich zu sehen, Fergus«, sagte ich, ohne seine schlechte Laune zu beachten. »Weiß Jamie schon, daß du zurück bist?« Ich fragte mich, inwieweit Fergus über die jüngsten Ereignisse Bescheid wußte, denn vermutlich war er gerade erst in Lallybroch eingetroffen.

    »Nein«, antwortete er gleichgültig. »Ich sollte ihm wohl sagen, daß ich hier bin.« Doch er machte keine Anstalten dazu, sondern starrte wieder auf den aufgewühlten Boden der Koppel. Irgend etwas beschäftigte ihn. Hoffentlich war nichts mit dem Auftrag schiefgegangen.
    »Hast du Mr. Gage ohne Schwierigkeiten gefunden?« fragte ich.
    Zunächst blickte er mich verständnislos an, doch dann hellte sich seine Miene auf.
    »Ja, Mylord hatte recht. Gage und ich haben die anderen gewarnt. Anschließend sind wir gemeinsam zur Taverne gegangen, wo sie sich treffen sollten. Natürlich warteten dort auch eine ganze Reihe verkleidete Zollbeamte. Aber da mögen sie so lange warten wie ihr Kumpan im Faß, hahaha!«
    Das grimmige Leuchten in seinen Augen erlosch gleich wieder. Er seufzte.
    »Natürlich können wir nicht damit rechnen, daß man uns etwas für die Pamphlete bezahlt. Die Druckerpresse ist zwar in Sicherheit, aber weiß der Himmel, wie lange es dauern wird, bis Mylords Geschäft wieder läuft.«
    Überrascht stellte ich fest, daß sich seine Stimme ziemlich kläglich anhörte.
    »Du hilfst dort doch nicht mit, oder?« fragte ich ihn.
    Er zuckte die Achseln. »Helfen kann man es nicht nennen, Madame. Aber der Herr war so freundlich, mir zu erlauben, meinen Anteil vom Handel mit Weinbraund in die Druckerei zu investieren. Mit der Zeit wäre ich dann ein richtiger Partner geworden.«
    »Ich verstehe«, erklärte ich. »Brauchst du Geld? Ich könnte dir vielleicht…«
    Überrascht blickte er mich an. Dann verzog er den Mund zu einem breiten Lachen, so daß seine makellosen weißen Zähne zum Vorschein kamen.
    »Danke, nein, Madame. Ich selbst brauche ja nicht viel. Mir reicht, was ich habe.« Er klopfte auf die Seitentasche seines Rocks, in der es beruhigend klimperte.
    Stirnrunzelnd hielt er inne und vergrub die Hände in den Taschen.
    »Nein…«, sagte er langsam. »Es ist nur… also, ein Drucker zu sein ist ein höchst angesehener Beruf.«

    »Das bezweifle ich nicht«, entgegnete ich verdutzt, und er lächelte bitter.
    »Die Schwierigkeit besteht darin, daß ein Schmuggler zwar genug verdient, um für eine Frau sorgen zu können, aber den Eltern einer ehrenwerten jungen Dame wird dieser Beruf kaum gefallen.«
    »Oho!« sagte ich. Es dämmerte mir. »Du willst heiraten? Eine ehrenwerte junge Dame?«
    Er nickte schüchtern.
    »Ja, Madame. Aber ich sage ihrer Mutter nicht zu.«
    Eigentlich konnte man es ihr nicht verübeln. Fergus war zwar ein wirklich flotter Bursche, aber es mangelte ihm an einigen Dingen, die konservativen schottischen Eltern sehr am Herzen lagen: Besitz und Einkommen, die

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