Ferne Ufer
und blickte in die Runde. »Alle Beteiligten anwesend? Ausgezeichnet. Also, zunächst möchte ich meine Funktion erläutern. Ich bin als Mr. Hobart MacKenzies Anwalt hier und vertrete die Interessen von Mrs. James Fraser…« - als er sah, daß ich etwas einwenden wollte, fügte er präziser hinzu - »Das heißt, der zweiten Mrs. James Fraser, geborene Laoghaire MacKenzie. Gibt es dazu Fragen?«
Jamie schüttelte den Kopf.
»Gut.« Mr. Gowan griff nach dem Glas auf dem Tisch neben sich und nippte daran. »Meine Mandanten, die MacKenzies, haben meinem Vorschlag zugestimmt, die Verwicklungen, die sich, wie man mir mitteilte, aus der unerwarteten - wenngleich natürlich überaus erfreulichen - Rückkehr der ersten Mrs. Fraser ergeben hatten, juristisch zu klären.«
Tadelnd blickte er Jamie an und schüttelte den Kopf.
»Ihnen, junger Mann, ist es leider gelungen, sich in erhebliche rechtliche Schwierigkeiten zu bringen.«
Jamie zog eine Augenbraue hoch und blickte zu seiner Schwester.
»Aye, ich hatte Unterstützung«, sagte er trocken. »Von welchen Schwierigkeiten sprechen wir im Augenblick?«
»Also«, begann Ned Gowan gut gelaunt und strahlte mich an, »zunächst einmal könnte die erste Mrs. Fraser eine Zivilklage gegen Sie wegen Ehebruchs und außerehelichem Geschlechtsverkehrs anstreben, für die das Strafmaß…«
Jamie warf mir einen raschen Blick zu.
»Darüber mache ich mir keine Sorgen«, erklärte er dem Advokaten. »Was sonst?«
Ned Gowan nickte.
»Was nun die zweite Mrs. Fraser, geborene Laoghaire MacKenzie betrifft, so könnte die Anklage auf Bigamie, versuchte Irreführung,
Betrug - ob vorsätzlich oder nicht, bleibt im Moment dahingestellt - arglistige Täuschung und…«
Geduldig hatte Jamie dieser Aufzählung gelauscht. Doch nun neigte er sich vor.
»Mr. Gowan«, unterbrach er ihn freundlich. »Was zum Teufel möchte dieses verdammte Weib?«
Der schmächtige Advokat zwinkerte hinter den Brillengläsern und richtete den Blick nach oben zu den Deckenbalken.
»Tja«, sagte er vorsichtig, »die Dame würde Sie am liebsten kastriert und mit aufgeschlitztem Bauch auf dem Marktplatz von Broch Mordha sehen und den Kopf an den Türpfosten ihres Hauses nageln lassen.«
Jamies Schultern zuckten ein wenig.
»Ah ja«, sagte er.
Als Ned Gowan lächelte, schoben sich die Falten um seinen Mund zusammen.
»Ich mußte Mrs. - ich meine, die Dame«, verbesserte er sich mit einem Blick auf mich hüstelnd, »leider darüber aufklären, daß das gesetzliche Strafmaß wohl nicht ganz ihren Wünschen entspreche…«
»Richtig«, sagte Jamie trocken. »Aber wenn ich recht verstehe, legt sie keinen besonderen Wert darauf, mich als Ehemann zurückzubekommen.«
»Genau«, warf Hobart unvermittelt ein. »Vielleicht als Futter für die Krähen, aber nicht als Ehemann.«
Der Advokat warf seinem Mandanten einen kühlen Blick zu.
»Sie wollen doch nicht etwa Zugeständnisse vor der Einigung machen, aye?« sagte er tadelnd. »Oder wofür zahlen Sie mich?« In seiner Advokatenwürde ungebrochen, wandte er sich wieder Jamie zu.
»Da Miss MacKenzie nicht daran interessiert ist, erneut in eine eheliche Beziehung zu Ihnen zu treten - was ohnehin unmöglich ist«, fügte er hinzu, »es sei denn, sie möchten sich von der derzeitigen Mrs. Fraser scheiden lassen und sich wieder verheiraten…«
»Nein, das will ich nicht«, versicherte Jamie rasch und sah mich an.
»In diesem Fall« fuhr Mr. Gowan fort, »möchte ich meine Mandanten darauf hinweisen, daß es immer wünschenswert ist, die Kosten
- wie auch das öffentliche Aufsehen -« fügte er mahnend in Richtung Hobart hinzu, der hastig nickte, »zu vermeiden, die bei einem Zivilprozeß mit einer öffentlichen Verhandlung und der folgenden Aufdeckung der Fakten entstehen. Da dies der Fall ist…«
»Wieviel?« unterbrach Jamie ihn.
»Mr. Fraser!« Ned Gowan sah ihn entsetzt an. »Ich habe bisher noch keinerlei Andeutungen gemacht, die eine pekuniäre Einigung betreffen…«
»Doch nur, weil Sie viel zu beschäftigt damit sind, sich zu vergnügen, Sie hinterhältiger Schurke«, sagte Jamie verärgert und amüsiert zugleich. »Nun kommen Sie endlich zur Sache.«
Ned Gowan neigte feierlich den Kopf.
»Nun, Sie müssen wissen«, hob er an, »falls Sie sich wegen der eben erwähnten Anklagepunkte vor Gericht verantworten müssen und den Streit verlieren, könnte dies zur Folge haben, daß Miss MacKenzie und ihr Bruder Ihnen beträchtliche Summen abknöpfen - sehr
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