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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beträchtliche sogar«, setzte er mit einem Anflug advokatenmäßiger Schadenfreude hinzu.
    »Miss MacKenzie war schließlich nicht nur den Demütigungen der Öffentlichkeit und der Lächerlichkeit preisgegeben, was sie in tiefe Verzweiflung gestürzt hat, sondern muß den Verlust finanzieller Zuwendungen befürchten.«
    »Das hat sie in keiner Weise zu befürchten«, rief Jamie aufgebracht dazwischen. »Ich habe ihr gesagt, ich würde für sie und die beiden Mädchen weiterhin sorgen. Für wen hält sie mich eigentlich?«
    Ned Gowan wechselte einen Blick mit Hobart, der den Kopf schüttelte.
    »Es ist besser, wenn du das nicht erfährst«, versicherte Hobart Jamie. »Ich hätte nie geglaubt, daß sie solche Ausdrücke überhaupt kennt. Also, bist du bereit zu zahlen?«
    Jamie nickte ungeduldig und strich sich mit der unversehrten Hand durchs Haar.
    »Aye.«
    »Aber nur so lange, bis sie wieder heiratet!« Jeder wandte sich überrascht zu Jenny um, die Ned Gowan entschieden zunickte.
    »Da Jamie mit Claire verheiratet ist, war die Ehe zwischen ihm und Laoghaire ungültig, hab’ ich recht?«

    Der Advokat verneigte sich.
    »So ist es, Mrs. Murray.«
    »Demnach«, sagte Jenny bekräftigend, »kann sie jederzeit wieder heiraten, oder? Und in dem Fall muß mein Bruder nicht mehr für ihren Lebensunterhalt aufkommen.«
    »Ein hervorragender Einwurf, Mrs. Murray.« Ned Gowan nahm die Feder zur Hand und kritzelte emsig etwas nieder. »Es geht voran«, erklärte er, legte das Schreibgerät zur Seite und strahlte in die Runde. »Kommen wir zum nächsten Punkt…«
    Eine Stunde später war die Karaffe mit Whisky leer, das Schreibpapier auf dem Tisch von oben bis unten mit des Advokaten krakeligen Buchstaben beschrieben, und jeder kraftlos und erschöpft - außer Ned Gowan selbst, dessen Augen vor Munterkeit sprühten.
    »Ausgezeichnet«, wiederholte er, während er die Blätter ordentlich stapelte. »Die wesentlichen Punkte der Vereinbarung lauten wie folgt: Mr. Fraser erklärt sich bereit, Miss MacKenzie fünfhundert Pfund als Entschädigung für Kummer, Unannehmlichkeiten und den Verlust des Vollzugs der ehelichen Pflichten…« - Jamie schnaubte, aber Mr. Gowan fuhr unbeirrt mit seiner Zusammenfassung fort - »zu zahlen. Des weiteren erklärt er sich bereit, sie mit einem Betrag von jährlich hundert Pfund für ihren Lebensunterhalt zu unterstützen, bis besagte Miss MacKenzie erneut heiratet. Die Zahlungen werden dann eingestellt. Ferner wird Mr. Fraser einen Mitgiftanteil in Höhe von dreihundert Pfund für jede der MacKenzie-Töchter leisten. Und schließlich wird er gegen Miss MacKenzie keine Anklage wegen versuchten Mordes erheben. Im Gegenzug entläßt Miss MacKenzie Mr. Fraser aus sämtlichen Pflichten und Ansprüchen. Entspricht dies Ihrer Zustimmung, Mr. Fraser?« Er warf einen Blick auf Jamie.
    »Aye«, antwortete Jamie. Er sah erschöpft und blaß aus. An seinem Haaransatz sah man Schweißperlen. Trotzdem saß er aufrecht.
    »Sehr gut«, sagte Ned. Bestens gelaunt erhob er sich und verneigte sich vor der Gesellschaft. »Wie unser Freund Dr. John Arbuthnot zu sagen pflegt: ›Das Gesetz ist ein Faß ohne Boden.‹ Aber nichts im Vergleich zu meinem Magen. Weist dieser köstliche Duft auf ein Lammkotelett in unserer unmittelbaren Nähe, Mrs. Jenny?«

    Bei Tisch nahmen Hobart MacKenzie, der eine rosige Gesichtsfarbe hatte und entspannt wirkte, und ich Jamie in die Mitte. Mary MacNab trug den Braten auf und stellte ihn, wie es seit altersher Sitte war, vor Jamie. Ihr Blick ruhte einen Augenblick zu lange auf ihm. Er nahm das gefährlich aussehende Tranchiermesser und reichte es höflich an Hobart weiter.
    »Darf ich dich bitten, Hobart?« forderte er ihn auf.
    »Aber nein«, wendete dieser ein. »Überlaß das Tranchieren lieber deiner Frau. Ich kann mit einem Messer nicht umgehen - ich würde mir wahrscheinlich eher den Finger abschneiden. Du kennst mich, Jamie«, sagte er.
    Über das Salzfäßchen hinweg blickte Jamie seinen einstigen Schwager lange an.
    »Das habe ich immer geglaubt, Hobart«, sagte er. »Reich mir den Whisky.«
     
    »Wir müssen sie einfach auf der Stelle verheiraten«, erklärte Jenny. Nachdem Hobart und Ned Gowan nach Kinwallis aufgebrochen waren, setzten wir vier uns ins Arbeitszimmer und zogen bei Weinbrand und Cremetörtchen Bilanz.
    Jamie wandte sich seiner Schwester zu. »Die Kuppelei ist eher deine Sache, oder?« fragte er mit scharfem Unterton in der Stimme. »Vermutlich fallen dir

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