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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Flügeltür, spielte ein kleines Orchester. Ich sah zahlreiche Leute draußen herumspazieren. Auf der anderen Seite öffnete sich eine weitere Flügeltür zu einem kurzen Flur, wo sich die Toiletten befanden.
    Wir kannten niemanden, und es war auch keiner da, der uns vorstellen konnte. Aber dank Jamies Voraussicht brauchten wir keinen Vermittler. Nach kurzer Zeit scharten sich die Frauen, fasziniert von Mr. Willoughby, um uns.
    »Mein Bekannter Mr. Yi Tien Tschu«, stellte Jamie ihn einer beleibten jungen Dame in einem engen gelben Satinkleid vor. »Früher wohnhaft im Kaiserreich China, Madame.«
    »Ooh!« Die junge Dame wedelte beeindruckt mit ihrem Fächer. »Wirklich aus China? Was für eine unvorstellbare Entfernung Sie hinter sich gebracht haben müssen! Darf ich Sie auf unserer kleinen Insel willkommen heißen, Mr. - Mr. Tschu?« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und erwartete offenbar, daß er sie küßte.
    Mr. Willoughby machte, die Hände in den Ärmeln verborgen, eine tiefe Verbeugung und sagte entgegenkommend etwas auf Chinesisch. Die junge Dame war hingerissen. Jamie hingegen wirkte etwas verstört, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt. Mr. Willoughbys glänzende schwarze Augen waren auf die Schuhspitzen der Dame gerichtet, die unter dem Saum ihres Kleides hervorlugten, und ich fragte mich, was er wohl zu ihr gesagt hatte.
    Jamie ergriff die Gelegenheit - und die Hand der Dame - und beugte mit äußerster Höflichkeit den Kopf darüber.
    »Zu Ihren Diensten, Madam«, sagte er auf Englisch mit einem starken französischen Akzent. »Etienne Alexandre. Darf ich Ihnen meine Frau Claire vorstellen?«
    »O ja, ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen!« Die junge Frau, die vor Aufregung ganz rot war, nahm meine Hand und drückte sie. »Ich bin Marcelline Williams. Vielleicht kennen Sie meinen Bruder Judah? Ihm gehört Twelvetrees - Sie wissen schon, die große Kaffeeplantage. Ich verbringe die Saison bei ihm, ach, und ich genieße es so sehr!«

    »Nein, leider kennen wir niemanden hier«, sagte ich entschuldigend. »Wir sind gerade erst hier eingetroffen - von Martinique, wo mein Mann im Zuckerhandel tätig ist.«
    »Oh«, Miss Williams schrie fast und riß die Augen weit auf. »Aber dann müssen Sie mir erlauben, Sie mit meinen besten Freunden, den Stephens’, bekanntzumachen! Ich glaube, sie sind einmal auf Martinique gewesen, und Georgina Stephens ist so ein zauberhafter Mensch - Sie werden sie sofort mögen, das verspreche ich Ihnen!«
    Und damit nahmen die Dinge ihren Lauf. Nach einer Stunde war ich von Gruppe zu Gruppe weitergereicht und einem Dutzend Leuten vorgestellt worden.
    Am anderen Ende des Raumes sah ich Jamie, der, ein Abbild aristokratischer Würde, die Umstehenden um mehr als Haupteslänge überragte. Er unterhielt sich angeregt mit einer Gruppe von Männern, die alle darauf erpicht waren, die Bekanntschaft eines erfolgreichen Geschäftsmannes zu machen, von dem sie sich nützliche Kontakte zum französischen Zuckerhandel versprachen. Einmal trafen sich unsere Blicke, und er schenkte mir ein strahlendes Lächeln sowie eine galante französische Verbeugung. Ich fragte mich immer noch, was um alles in der Welt er vorhatte, konnte aber nur insgeheim die Achseln zucken. Er würde es mir schon noch sagen.
    Fergus und Marsali, die wie gewöhnlich keiner weiteren Gesellschaft bedurften, tanzten selig lächelnd miteinander. Heute hatte Fergus auf seinen Haken verzichtet und ihn durch einen schwarzen Lederhandschuh ersetzt, der mit Stroh gefüllt und am Ärmel seines Mantels befestigt war. Er ruhte auf dem Rücken von Marsalis Kleid und wirkte ein wenig steif, aber nicht so unnatürlich, daß er zu Kommentaren Anlaß gegeben hätte.
    Mr. Willoughby genoß derweil einen gesellschaftlichen Triumph ohnegleichen, war er doch der strahlende Mittelpunkt einer Gruppe von Damen, die sich gegenseitig darin übertrafen, ihm Delikatessen und Erfrischungen zu offerieren. Er strahlte über das ganze Gesicht, und seine sonst fahlen Wangen waren sogar ein wenig gerötet.
    Ich nutzte jede Gelegenheit, mich nach Leuten namens Abernathy zu erkundigen, da man mir diesen Namen empfohlen hatte.

    »Abernathy?« Mrs. Hall, eine noch jugendliche Matrone, wedelte mit ihrem Fächer und wirkte ratlos. »Nein, ich kann nicht sagen, daß ich mit ihnen bekannt bin. Wissen Sie denn, ob sie oft am gesellschaftlichen Leben teilnehmen?«
    »Aber nein, Joan!« Ihre Freundin, Mrs. Yoakum, wirkte auf eine Art und Weise

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