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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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tragen Sie heute nicht Ihr spezielles Hochzeitsdesignergewand?«
    Ihr Bedürfnis, sich bei ihm zu entschuldigen, wurde von dem Bedürfnis überschwemmt, ihm die Reste des Bananendesserts auf dem großen Tablett über den Kopf zu kippen. Nachdem sie sich gestern Abend durch ihren Kontrollverlust selbst gedemütigt hatte, bekämpfte sie diesen Impuls jedoch mit all ihrer Willenskraft, die ihr zur Verfügung stand. Sie weigerte sich, ja sie weigerte sich absolut, sich von ihm in den Wahnsinn treiben zu lassen. Sie würde sich besonnen verhalten, und wenn es sie umbrachte. »Das hebe ich mir für morgen auf«, presste Jaclyn schließlich heraus. Ausflüchte und Erklärungen steckten ihr gleichsam real in der Kehle. Sie wollte ihm erklären, wie viel schlimmer diese Hochzeit ohne ihre Dienste gewesen wäre; sie wollte ihm diese ganze fürchterliche Litanei erzählen – von dem Schuppen und den Plastikblumen und dem Song von Brad Paisley, doch nie und nimmer würde sie diesem Eric Wilder auch nur die geringste Erklärung geben.
    Sie straffte die Schultern und bedachte ihn mit einem entschiedenen, standhaften Blick. »Stellen Sie Ihre Fragen, aber machen Sie voran. Ich habe noch einen Termin, und ich muss in einer Stunde dort sein. Was möchten Sie wissen?«
    »Ich dachte, wir könnten den Mittwochnachmittag noch einmal durchgehen – schauen, ob Sie sich hinsichtlich des Mannes, den Sie gesehen hatten, doch noch an etwas erinnern können; oder ob Ihnen vielleicht noch etwas eingefallen ist, das Carrie gesagt hatte und das …«
    »Geben Sie’s auf, Detective«, erwiderte sie barsch. »Ich habe Ihnen bereits alles erzählt, woran ich mich erinnere. Wie oft sollen wir das denn noch durchkauen?«
    »So oft wie nötig.« Er schaute sie prüfend an, ohne jeglichen Humor, den er einen Augenblick zuvor noch zur Schau gestellt hatte.
    »Kann das nicht warten, bis …«
    »Herr Wachtmeister«, rief der Geistliche, und beide drehten sich zu dem massigen Mann mit Schurbart um, der jetzt hinter der Bar stand. »Wie wäre es mit einem Bierchen und ein paar Chickenwings?«
    Eric korrigierte den Geistlichen nicht; er sagte ihm nicht, dass er Detective war und kein Wachtmeister, denn für diese Leute hier machte das keinen Unterschied: Bulle blieb Bulle. »Nein danke, kein Bier, aber die Chickenwings würde ich gern probieren und dazu vielleicht ein großes Glas Tee mit Zucker trinken.« Er ging an Jaclyn vorbei in Richtung Bar.
    »Alles klar«, erwiderte der massige Mann. »Wir haben auch Schokokekse. Wenn Sie ein bisschen eher gekommen wären, hätten Sie auch noch was von dem Bananendessert kriegen können, aber das ist inzwischen alle.«
    Und somit war ihr Plan dahin, ihm das Bananendessert über den Kopf zu kippen. Jaclyn drehte sich um und folgte Eric zur Bar. Sie war so aufgebracht, dass sie sich wie in einem viktorianischen Melodrama vorkam. Sie hätte am liebsten mit dem Finger auf ihn gezeigt und absolut entrüstet gesagt: Wie können Sie es wagen! Was zum Teufel hatte er hier zu suchen? Das war ihre Welt, ihr Job, ihr Leben – und er war hinter ihr her, als würde er damit rechnen, sie mitten bei einem Terroranschlag zu schnappen. Das war nicht gut fürs Geschäft. Einmal ließ sich ja noch als Ausrutscher erklären, aber zweimal? Und was, wenn er morgen wieder aufkreuzte? Dann würde das Gerücht die Runde machen, dass bei Premier etwas nicht stimmte, und Leute, denen das nicht passte, würden sich nach einem anderen Eventdesigner umsehen.
    Sobald Eric sich von der Tür entfernt hatte, flüsterte ein Paar, das seine Riesenteller mit Essen noch längst nicht leergefuttert hatte, den Tischgenossen ein schnelles Tschüss zu, um dann möglichst unauffällig durch die Tür zu verschwinden, denn schließlich waren sie die ersten Gäste, die gingen. Ein weiterer Mann stand in aller Ruhe auf und verschwand. Der Bursche mit der Vokuhila-Frisur heftete sich an seine Fersen; er konnte gar nicht schnell genug aus dem Porky’s herauskommen. Ihr war schon klar gewesen, dass diese Leute anders als ihre üblichen Kunden waren, aber wo war sie hier bloß hineingeraten?
    »Wie viele sind gegangen?«, fragte Eric, als sie neben ihm auftauchte.
    »Vier.«
    Er ließ einen Grunzlaut hören. »Ich hatte mit fünf gerechnet.«
    Sie wusste, sie sollte sich nicht in ein Gespräch verwickeln lassen. Sie wusste, sie sollte seine Fragen beantworten und dann möglichst schnell einen Abgang machen. Doch ihre Neugier war stärker. »Wer ist der

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