Feuer der Nacht
Autotür zu, und er musste seine Hand wegziehen, damit sie nicht zerquetscht wurde.
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ließ sie den Motor an und schoss von dem Parkplatz, dass die Räder fast auf den Kieselsteinen durchdrehten. Vermutlich war das ja Absicht gewesen.
Nun, dieses Gespräch war im Großen und Ganzen verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Und wenn er auch nichts Nützliches gefunden hatte, so hatte er doch einen ersten Schritt zu einem persönlicheren Umgang mit ihr getan. Und sie allerdings auch verärgert. Die Verbindung bestand noch. Selbst wenn sie total wütend war, selbst wenn sie darum kämpfte, es nicht zu zeigen: Die Verbindung war vorhanden.
Er schaute ihren Rücklichtern nach, bis sie außer Sichtweite waren, und fragte sich, ob er ihr zu der Hochzeit hinterherfahren sollte; doch welchen Sinn hätte das? Eine Hochzeit war nicht wie dieser Zirkus beim Probedinner. Sie wäre beschäftigt und absolut nicht glücklich, ihn zu sehen. Somit war es klüger, ihr heute Abend etwas Spielraum zu geben, damit sie sich beruhigen und ein wenig nachdenken konnte. Er benutzte den Mann, den sie gesehen hatte, nicht nur als Mittel zum Zweck; manchmal erinnerten sich Zeugen wirklich an mehr, als sie meinten, sie mussten nur darüber nachdenken, die Einzelheiten zutage treten lassen. Sie musste einfach mehr gesehen haben, als sie soeben gesagt hatte.
Morgen hatte er mehr als genug Zeit, wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Vielleicht würde sie dann nicht aussehen, als würde sie am liebsten ausholen und auf ihn losgehen.
20
Vielleicht hatte sie ja nur den Eindruck, weil sie die Szene mit der im Porky’s BBQ verglich, aber die Bulldog-Hochzeit ging nicht nur ohne Komplikationen über die Bühne, sondern verlief sogar erstaunlich nett. Und zum Glück konnte sie sich damit ablenken, denn sonst würde sie zu Hause sitzen und sich über den letzten Zusammenstoß mit Eric aufregen, würde kein Auge zutun und sich auch nicht auf ihr HG - TV konzentrieren können. Es war gut, dass sie viel zu tun hatte. Und dass sie zu viel zu tun hatte, war sogar besser.
Die Gäste hatten das wahrlich unkonventionelle Motto der Hochzeit akzeptiert, und alle hatten herzlich gelacht, als der Ringträger feierlich den Gang zum Altar hinuntergeschritten war – in seinem kleinen Smoking und mit dem Football-Helm. Sicherlich kam es ihrem Karma zugute, wenn sie sich in der Gesellschaft von so vielen fröhlichen Menschen aufhielt; in letzter Zeit hatte sie das schlechte Karma ja schier überrollt.
Es war eine große Kirche mit diversen Nebengebäuden; in einem davon befand sich der weitläufige Empfangssaal. Anstatt ins Auto steigen zu müssen, um zum Feiern anderswohin zu fahren, hatten die Gäste einfach zu Fuß gehen können, was das Prozedere enorm vereinfach hatte. Das Wetter hatte auch mitgespielt. Die Schwüle hatte etwas nachgelassen, sodass der Abend eigentlich angenehm war, es wehte sogar ein laues Lüftchen. Ein silberner Mond erhellte den Himmel, ein paar kleinere Wölkchen trieben in seinem Schein dahin.
Der gesamte Event war wunderschön gewesen, jedes Detail hatte den Erwartungen der Kunden entsprochen, und Katastrophen hatte sie auch keine abwenden müssen. Alles in allem war der Abend ein Erfolg gewesen, zumindest in beruflicher Hinsicht. Auf persönlicher Ebene hatte Jaclyn keine Ahnung, wo sie stand und was sie empfinden sollte. Es war in den letzten vier Tagen zu viel passiert, angefangen mit dem Irrsinn, dass sie mit Eric geschlafen hatte, obwohl sie ihn gerade erst kennengelernt hatte. Sie war von Gefühlen aller Art schier bombardiert worden, von Ekstase bis Wut, gemischt mit Angst, Traurigkeit, Verbitterung und sogar Schuld. Sie kriegte das alles nicht mehr auf die Reihe. Sie hielt nur irgendwie stand, Augenblick für Augenblick, und hoffte, ihr psychisches Gleichgewicht wiederzuerlangen, sobald diese höllische Woche vorüber war.
Um Mitternacht machten sich die Braut und der Bräutigam davon, und die meisten Gäste gingen ebenfalls. Da Diedra so früh eingetroffen war, hatte sie einen günstigen Parkplatz auf dem Grundstück der Kirche ergattert. Nun gingen sie gemeinsam nach draußen und wünschten sich gerade müde gute Nacht, als Diedra an ihrem Auto stehen blieb. Jaclyn war das Glück nicht hold gewesen. Sie hatte sich eine Parklücke auf der Straße suchen müssen, und ihr Auto stand nun vier Straßen und einen halben Block entfernt. Einige der Gäste, die sich ebenfalls zu später
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